Motorola RAZR i im Test: Aluminium outside, Intel inside
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Motorola verwendet für das verbaute Display die Bezeichnung „Super AMOLED Advanced“, was als besondere Eigenschaft im Vergleich zu anderen AMOLED-Displays eine höhere Helligkeit und Auflösung erreichen soll. Ersteres wird sich in den nachfolgenden Test noch herausstellen müssen, doch mit einer Auflösung von 540 × 960 Pixeln verteilt auf eine Diagonale von 4,3 Zoll kann eigentlich nur vom bereits gewohnten Mittelmaß gesprochen werden. Daraus resultiert eine Pixeldichte von 256 PPI. Die Konkurrenz im direkten preislichen Umfeld bietet zum Teil höhere Werte. Je nach aktueller Anwendung gehen zudem 96 Pixel auf Grund der auf dem Display angezeigten Tasten verloren. So stehen auf die Höhe bezogen zwar zehn Prozent weniger Pixel zur Verfügung, doch gleichzeitig erhält man so das von Google erwünschte einheitliche Bedienkonzept von Android. Diese Lösung hat also Vor- und Nachteile, wobei eine einheitliche Bedienung nach persönlicher Meinung vorzuziehen ist.
Ein Nachteil der AMOLED-Technik ist auch die beim Motorola RAZR i eingesetzte, sogenannte PenTile-Matrix, die sich bereits beim ersten Einschalten des Geräts bemerkbar macht. Auf Anhieb fällt ein Ausfransen rund um Text, Zahlen und Symbole auf. Als „Advanced“ kann das Display somit nicht bezeichnet werden, punktet aber AMOLED-typisch mit einem sehr guten Schwarzwert und poppigen Farben, die je nach persönlichen Präferenzen nicht immer den natürlicheren Farben eines IPS-Displays vorzuziehen sind. Obwohl die Helligkeit schon beim ersten Betrachten sehr niedrig ausfällt, geben Blickwinkelstabilität und die Ablesbarkeit bei direktem Lichteinfall keinen Anlass zur Kritik. Zwar spiegelt das mit Corning Gorilla Glass geschützte Display, doch im Alltag stellt dies – abgesehen von Extremsituationen – keinen deutlichen Nachteil dar.
Wie lautet also das rein subjektive Fazit abseits der Messwerte? Etwas mehr hätte es schon sein können, gerade wenn man auf die von Motorola angepriesenen Vorteile des Displays schaut und eigentlich eine bessere Leistung erwartet hatte. Mehr als Mittelmaß ist dabei im Endeffekt aber nicht herausgekommen. Da bietet Sony mit dem Xperia S oder Samsung mit dem Galaxy Nexus das eindeutig bessere Display, was die Auflösung betrifft. Auch die Helligkeit sorgte von Anfang an für Skepsis. Kam bei der Verarbeitung des Gerätes noch absolute Freude auf, so macht sich hier Ernüchterung breit.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Abgesehen vom OLED-typisch rekordverdächtigen Kontrast, den wir aber wie immer auf 5.000:1 beschränken, sprechen die erreichten Werte für sich. Was sich auf Anhieb beim ersten Einschalten bemerkbar machte, wird nun in harten Zahlen widergespiegelt. Das Display ist schlichtweg nicht hell genug und das selbst, wenn man sich nur auf die OLED-Konkurrenz beschränkt. Mit 215 cd/m² reicht es nur für einen Platz auf den untersten Rängen. Schon zu Beginn des Tests hinterließ die maximale Helligkeit einen wenig berauschenden Eindruck, der sich auch in den Messwerten bestätigt. Was die minimale Helligkeit betrifft, gehen die Werte aber noch in Ordnung.