Präsenz konnte man Intel auf dem Markt der Smartphones und Tablets bisher nicht bescheinigen. Mit der Atom-CPU „Z2480“ feiert man nun in Kooperation mit Motorola den wirklichen Einstieg in den Massenmarkt. Der zur „Medfield“-Familie gehörende Prozessor lässt auf den ersten Blick mit seiner Single-Core-Architektur keine neuen Rekordwerte vermuten.
Dafür punktet die CPU aber mit satten zwei Gigahertz Takt und bekommt obendrein Intels Hyper-Threading-Technologie spendiert. Gegenüber dem Smartphone meldet sich der Prozessor auch mit zwei verfügbaren Kernen. Ob dies auch in der Praxis zum Tragen kommt, werden wird in den folgenden Messungen feststellen. Der in 32 nm gefertigte 32-Bit-Prozessor verfügt über ein Zwei-Kanal-32-Bit-LPDDR2-SD-RAM-Speicher-Interface und eine GPU, die eine Unterstützung für Open VG 1.1, OpenGL ES 1.1 und OpenGL ES 2.0 mitbringt. Die minimale Taktfrequenz liegt bei 600 MHz, was deutlich über den Werten der Konkurrenz liegt. Wie sich das auf den Akkuverbrauch auswirkt, werden wir später noch herausfinden. Gepaart wird das Ganze mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher.
Abseits der Benchmarks können wir dem RAZR i eine durchaus gute Performance bescheinigen. Ab und zu kommt es auf der Oberfläche jedoch zu leichten Rucklern wie zum Beispiel beim Hinzufügen einer neuen Homescreen-Seite. Das Öffnen von Apps, Dokumenten oder auch der Kamera geht aber fast immer sehr zügig von der Hand. Nicht nachvollziehbar bleibt, ob dies auf die CPU zurückzuführen ist oder ob Motorolas angepasste Android-Version dafür die Schuld trägt. Trotzdem stimmt die Leistung im Alltag, denn ein nerviges Warten auf getätigte Befehle bleibt glücklicherweise aus.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beiträgt, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden müssen.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt- und GLBenchmark auf die GPU-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
In den Benchmarks hinterlässt das Motorola RAZR i einen extrem gespaltenen Eindruck. Liegt das Smartphone in dem für die Gesamtperformance zuständigen Smartbench gerade noch im Mittelfeld, sind die Ergebnisse im CF-Benchmark fast schon als katastrophal zu bezeichnen. Punkten kann das Gerät dann wieder in der für Spiele ausgelegten Variante von Smartbench, wobei GLBenchmark erneut ein komplett gegenteiliges Ergebnis liefert. Hier landet das RAZR i erneut am unteren Ende der Skala. Komplettiert wird der gespaltene Eindruck dann von Geekbench, in dem sich das RAZR i wieder annähernd mit den aktuellen Geräten messen kann. Dank zwei Gigahertz Taktrate erreicht das Telefon in der Single-Core-Variante von Linpack einen neuen Bestwert, kann seine HT-Fähigkeit in der Multi-Core-Variante aber nicht zu Tage bringen. Sowohl unter SunSpider, als auch im BrowserMark kann sich das RAZR i einen Platz in der Spitzengruppe sichern. Dies fällt auch beim alltäglichen Surfen im Internet auf. Das Laden von Seiten geht stets sehr zügig vonstatten.
In CPU-lastigen Anwendungen, die nur einen Kern auslasten, schneidet das RAZR i dank des hohen Taktes somit immer relativ gut ab. Gegen die Multi-Core-Konkurrenz kann es aber trotz der zwei Gigahertz in entsprechenden Anwendungen nicht bestehen.
Auf Motorolas RAZR i kommt Android 4.0.4 mit leichten Veränderungen zum Einsatz. Vorbei sind die Zeiten in denen die Oberfläche „MotoBlur“ für Unmut sorgte. Zwar wurde ein Großteil der Icons verändert, doch unter der Haube stecken meist die von Google verwendeten Derivate der jeweiligen Anwendung. Erfreulich ist auch, dass Motorola das Gerät nicht von Haus aus mit einer Vielzahl von unnötigen Apps ausliefert. Die Optik der Oberfläche weiß zu gefallen, auch wenn die persönliche Vorliebe des Testers ein unverändertes Vanilla-Android bleibt.
Ein Kritikpunkt ist jedoch, dass Motorola das Gerät nicht mit Android 4.1.1 „Jelly Bean“ ausliefert. Die Zusammenarbeit mit Google lässt sich zwar ansatzweise durch den Einsatz von auf dem Display eingeblendeten Tasten erkennen, bei der verwendeten Android-Version macht sie sich jedoch nicht bemerkbar. Noch unverständlicher ist die wortwörtliche Aussage „Android 4.1 (Jelly Bean) Upgrade möglich“ auf Motorolas Webseite. Dies suggeriert eine Auslieferung mit Android 4.0.4, das sofort durch den Nutzer auf „Jelly Bean“ aktualisiert werden kann. Dies ist aber nicht der Fall. Bei der Überprüfung auf ein System-Update meldete das Gerät stets, dass keine neue Version zur Verfügung steht.
Motorola RAZR i Oberfläche
Geht man der Sache etwas weiter auf den Grund, so findet sich in den Tiefen von Motorolas Forum der Eintrag, dass ein Update in Zukunft erscheinen wird. Zwischen „Upgrade möglich“ und dieser Aussage liegen aber unter Umständen mehrere Monate, weshalb eine eindeutigere Kennzeichnung im Sinne des Kunden angebracht wäre. Dank „Project Butter“ in Android 4.1 hätte man sich mit einem schnelleren Upgrade eventuell auch den ein oder anderen Ruckler des Systems ersparen können. Alles in allem lässt der Zusammenschluss von Google und Motorola deutlich positive Auswirkungen für die Kunden in Sachen Softwareaktualisierung somit weiterhin vermissen.