IdeaTab A2107 & S2110 im Test: Eineinhalb Android-Tablets von Lenovo
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Zwei Display-Größen, zwei Auflösungen, zwei Panel-Typen: Schon die Bildschirme zeigen, dass die beiden IdeaTabs von Grund auf unterschiedlich ausgelegt sind. Während man dem A2107 den Sparkurs im wahrsten Sinne des Wortes ansehen kann, überzeugt das S2110 zumindest stellenweise.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Lenovo IdeaTab A2107
Die Anzeigeprobleme des A2107 sind vielfältig. Zum einen enttäuscht die geringe Maximalhelligkeit von 268 Candela pro Quadratmeter, die den Einsatz nicht nur im Freien unnötig erschwert; auch in hellen Räumen reicht die Hintergrundbeleuchtung aufgrund der stark spiegelnden Display-Oberfläche nicht immer aus, um Reflexionen auszugleichen. Der nächste Schwachpunkt: Lenovo setzt auf ein TN-Panel, das einerseits zwar günstiger als andere Modelle ist, andererseits aber sehr geringe Betrachtungswinkel erlaubt. Schon bei minimalen Abweichungen von der Lotrechten wird die Darstellung verfälscht, das Betrachten von Inhalten zu zweit oder gar zu dritt ist so kaum bis gar nicht möglich.
Ebenfalls nicht zu einem guten Ergebnis trägt die Auflösung bei. Mit gerade einmal 1.024 × 600 Pixeln verteilt auf sieben Zoll und somit 169 ppi wirkt die Darstellung oftmals grobpixelig. Gerade beim Lesen von Texten fällt dies negativ auf. Für ein wenig Schadensbegrenzung sorgen der ordentliche Kontrast sowie die zuverlässig arbeitende Touch-Sensorik. Diese erkennt anders als es bei vielen anderen Tablets der Fall ist aber nur maximal fünf Eingaben gleichzeitig.
Lenovo IdeaTab S2110
Mehr Qualität verspricht das größere S2110. Nicht nur, dass die Anzeige mit 10,1 Zoll größer ausfällt, auch die Auflösung steht mit 1.280 × 800 Pixeln eine Stufe über der des A2107. Aber: Auf dem Papier bietet der Siebenzöller mit 169 zu 149 ppi eine schärfere Darstellung; wovon in der Praxis aber nichts übrig bleibt. Denn das verbaute IPS-Panel des S2110 bietet die üblichen großzügigen Betrachtungswinkel und eine gute Farbdarstellung. Zudem wirkt die Oberfläche weniger stark spiegelnd, mit 437 Candela pro Quadratmeter in der Spitze ist die Hintergrundbeleuchtung darüber hinaus deutlich stärker. Auch das Arbeiten in hellen Umgebungen ist so in der Regel problemlos möglich, die direkte Sonneneinstrahlung sollte man aber dennoch vermeiden.
Das Kontrastverhältnis von 780:1 zeigt aber, dass auch das Display des S2110 nicht frei von Unzulänglichkeiten ist. Hier bewegt man sich in etwa auf einem – unterdurchschnittlichen – Niveau mit dem Apple iPad 3 oder dem iPad mini, die Konkurrenz in Form des Asus Transformer Pad Infinity oder Amazon Kindle Fire HD zeigt, dass es auch besser geht.