Sony Xperia J im Test: Mittelklasselangläufer mit Single-Core
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Da Smartphones immer mehr mobile Mediaplayer ablösen, muss ein Smartphone auch im Bereich der klanglichen und visuellen Wiedergabe und Aufnahme überzeugen. Mit der Walkman-Applikation liefert Sony für das Xperia J gleich eine eigene Audioplayer-Software mit. Diese bietet neben den üblichen Funktionen wie der Tag-Sortierung und Cover-Anzeige auch eine Soundoptimierung. Diese verfügt über einen Fünf-Band-Equalizer und eine zusätzliche Bassverstärkung, Clear Bass genannt. Die Frequenzen der einzelnen Bänder erscheinen etwas unausgewogen, so beginnt der Bassbereich erst bei 400 Hz – hier hätte man früher ansetzen können. Trotzdem gibt das Xperia J Musik klanglich besser wieder als viele andere Smartphones in diesem Bereich, kommt aber an die Qualität guter, meist deutlich teurerer Mediaplayer nicht heran.
Die Videowiedergabe des Xperia J kann man hingegen schlicht und ergreifend als schlecht bezeichnen. In einer Zeit, in der Smartphones gerne dazu benutzt werden, auch unterwegs einen Clip zu schauen, schaffte es unser Testgerät nicht einmal unsere Test-Videos, welche mit dem x264-Codec bei einer Auflösung von 720 × 400 Pixeln im Profil Baseline kodiert wurden, ruckelfrei abzuspielen. Zum Vergleich: Diverse ältere Geräte, darunter das Samsung Galaxy S, schafften es bei gleicher Taktrate, diese bei einer 720p-Auflösung im Profil High ruckelfrei wiederzugeben. Zumindest die DVD-Auflösung sollte auf einem aktuellen Gerät ohne Probleme darstellbar sein. Aber nicht nur hier macht das Xperia J Probleme, selbst die eigenen Videoaufnahmen weisen beim Abspielen gelegentlich Ruckler auf.
Zu den weiteren Applikationen gehört unter anderem eine Verlinkung zu Sonys eigenem Musik-Dienst Music Unlimited, mit TrackID kann der Benutzer Auskunft über Musikstücke, welche er gerade aus anderen Quellen hört, aufrufen. In der Praxis entpuppte sich letzteres aber eher als Spielerei, denn oftmals wurde der Titel nicht korrekt erkannt. Hier gibt es deutlich bessere Alternativen im Play Store.
Der eingebaute Lautsprecher ist wie bei vielen anderen Smartphones auf der Rückseite verbaut, was sich teilweise spätestens dann in einem dumpfen Ton auswirkt, wenn man das Gerät auf den Tisch legt um sich ein Video anzuschauen. Hält man das Gerät dagegen in der Hand, ist die Qualität bei mittleren Lautstärken gut, darüber hinaus neigt der Lautsprecher zu starken Verzerrungen.
Die Kamera des Xperia J lässt sich auf zwei Arten aktivieren: Klassisch über das App-Icon oder direkt über die Slide-To-Unlock-Funktion auf dem Lockscreen. Bei Letzterem ist die Kamera nach etwa zweieinhalb Sekunden zur Verwendung bereit. Die Auswahl der Kamera über den Lockscreen funktioniert aber nicht immer zuverlässig, bei unseren Tests landeten wir das eine oder andere Mal auf dem normalen Homescreen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Smartphones kann beim Xperia J nicht über den Touchscreen gezoomt werden, diese Funktion wird von den Lautstärketasten übernommen. Für die Handhabung bedeutet dies einen deutlichen Pluspunkt, kann das Smartphone doch weiterhin sicher in beiden Händen gehalten werden. Der Sensorfokus ist zwar vorhanden, muss aber über die Einstellungen aktiviert werden. Über diese lassen sich auch die typischen Kameraeinstellungen wie unter anderem die Auflösung, Belichtung, Weißabgleich oder Selbstauslöser erreichen. Der verbaute Blitz reicht wie so oft für Schnappschüsse in kleineren Räumen aus, ein kurzweiliges Ausleuchten von dunklen Räumen ermöglicht er aber nicht.
Die Bilder können in verschiedenen Auflösungen und Seitenverhältnissen aufgenommen werden: Im Seitenverhältnis 4:3 stehen Auflösungen von zwei und fünf Megapixeln zur Auswahl, bei einem Seitenverhältnis von 16:9 muss sich der Benutzer mit zwei respektive drei Megapixeln zufriedengeben.
Die aufgenommenen Bilder hinterlassen einen gespalteten Eindruck. Die Hälfte der geschossenen Bilder war am Ende unscharf. Das Xperia J reagiert in dieser Hinsicht sehr empfindlich auf nicht ausreichende Lichtverhältnisse. Bei ausreichender Helligkeit beinhalten die Bilder kraftvolle Farben, neigen bei kleinen Details aber zur Fragmentbildung, welche auch eine gewisse Unschärfe an den Kanten nach sich zieht.
Enttäuschend verhält es sich auch mit den Videoaufnahmen. Lediglich VGA-Auflösung wird geboten, also 640 × 480 Pixel. Damit hängt das Xperia J der Konkurrenz weit hinterher, die mitunter 1.280 × 720 Pixel bietet. Die Qualität der Aufnahmen überzeugt dann auch nur bedingt; zwar werden auch hier Farben gut eingefangen, der Sensor neigt aber ebenfalls stark zur Fragmentbildung. Wo also die Bildaufnahme des Xperia J noch für Schnappschüsse gut zu verwenden ist, macht die Videoaufnahme keinen Spaß.
Das Problem ist aber vielleicht nicht nur in der Kamera selbst zu suchen, sondern eventuell auch in der starken Informationsreduktion, welche bei der Konvertierung in das JPG- bzw. H.264/MPEG-4-AVC-Format vorgenommen werden kann. Ein Video mit identischer Szene und gleicher Länge ergibt auf einem Samsung Galaxy S fast eine doppelte Dateigröße bei besserer Qualität. Sollte die Art der Umwandlung nicht fest in der Hardware verankert sein, könnte die Qualität der Aufnahme eventuell durch ein Softwareupdate seitens Sony verbessert werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass sich Sony aus Speicherplatzgründen bewusst für eine kleine Dateigröße entschieden hat.
Kommunikation
Das Xperia J unterstützt die gängigsten Mobilfunk- und Übertragungsstandards, LTE darf in dieser Preisklasse allerdings nicht erwartet werden. Als Mobilfunkstandards werden GSM GPRS/EDGE in den Bändern 850, 900, 1800 und 1900 MHz unterstützt, sowie UMTS und HSPA in den Bändern 850, 1900 und 2100 MHz. Im HSPA-Standard soll eine Übertragungsrate von 7,2 Megabit/Sekunde möglich sein, welche unser Testgerät nur knapp unterschritten hat.
Bei den Drahtlosverbindungen via WLAN kamen wir selten über eine Verbindungsrate von 108 Megabit/Sekunde hinaus, obwohl das Xperia J die WLAN b/g/n unterstützt und somit höhere Transferraten zumindest theoretisch möglich sein sollten. Dies kann aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass das Xperia J nur im 2,4-Gigahertz-Band arbeitet, welches erfahrungsgemäß stark beansprucht ist – Abstriche, welche in diesem Preissegment hingenommen werden müssen. Als Verschlüsselungsarten werden WEP, WPA und WPA2 unterstützt, zudem kann das Gerät als WLAN-Hotspot verwendet werden. Des Weiteren findet man mit dem integrierten Bluetooth 2.1 Verbindung zu zahlreichen anderen Endgeräten.
Die Klangqualität beim Telefonieren darf als ordentlich bezeichnet werden. Gelegentlich, wenn der Gesprächspartner nur leise oder gar nicht spricht, ist ein leises Rauschen zu vernehmen, welches von uns aber nicht als störend empfunden wurde. Die Stimmen selbst sind klar und deutlich zu hören, auch die eigene Stimme kommt beim Gegenüber gut an.
Laufzeiten
Den Laufzeiten kommt die Kombination des 1.700-mAh-Akkus und des Single-Core-Prozessors sehr entgegen. Während Dual- oder sogar Quad-Core-Geräte häufig mit ihren Laufzeiten zu kämpfen haben, macht das Xperia J eine gute Figur.
Im Alltag war die Akkuleistung trotz vermehrter Kamera-Verwendung relativ gut. Über den Tag verteilt kamen noch ca. 30 Minuten telefonieren hinzu, 15 Minuten Videoschauen, zwei Stunden Musik hören, Dateiübertragungen via WLAN sowie die Versendung mehrerer Kurznachrichten hinzu. Am Ende des Tages war der Ladestand des Akkus auf knapp 50 Prozent gefallen. Somit dürfte der Normalbenutzer mit dem Xperia J erst am zweiten Tag wieder eine Steckdose aufsuchen müssen.
Bei solch einer Laufzeit überraschte es uns auch nicht sonderlich, dass die Video-Tests gut ausfielen. Bei diesen wurden Laufzeiten von 6:50 Stunden bei maximaler Helligkeit und 7:52 Stunden bei einer Helligkeit von 200 cd/m2 erreicht, womit sich das Xperia J, zumindest was die Laufzeit angeht, einen Platz im oberen Drittel sichern konnte.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.