Twitter verärgert Nutzer mit Parteitags-Sonderseiten

Andreas Frischholz
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Twitter bietet für mediale Großereignisse sogenannte „Event Pages“ an. Das sind Sonderseiten, optisch angelehnt an die typischen Hashtag-Seiten, inhaltlich aber auf das jeweilige Ereignis ausgerichtet. Bei den Parteitagen von CDU und SPD sorgt das für Ärger, weil Kritiker befürchten, unliebsame Meldungen werden so unterdrückt.

Die anlässlich der Parteitage angelegten Event Pages sprechen für die populäre Rolle, die der Kurznachrichtendienst in der politischen Berichterstattung mittlerweile einnimmt. So kann der aktuell stattfindende Bundesparteitag der SPD „live auf Twitter“ verfolgt werden, wie die Event Page der SPD mit dem Hashtag #SPDbpt12 verspricht. Diese ist optisch aufwändiger gestaltet als die herkömmliche Hashtag-Seite, unter der alle Tweets mit der Kennzeichnung #SPDbpt12 gesammelt werden. Zudem wird in der Box „Top Personen“ nur auf SPD-Mitglieder verwiesen und die angezeigten Tweets werden nicht wie üblich chronologisch oder nach Relevanz sortiert, sondern vorab gefiltert – alle Beiträge erhält man erst über den „Alle-Tweets-anzeigen“-Button.

Twitter-Eventpage vom SPD-Parteitag
Twitter-Eventpage vom SPD-Parteitag
Hashtag-Webseite vom SPD-Parteitag
Hashtag-Webseite vom SPD-Parteitag

Genau daran entzündete sich in den letzten Tagen die Kritik, nachdem die CDU bei ihrem Parteitag in der letzten Woche als erste politische Partei in den Genuss einer entsprechenden Event Page kam. Kritiker werfen der CDU und Twitter „Jubelperserei“ und Zensur vor, insbesondere weil der Kurznachrichtendienst nicht die Kriterien nennen wollte, nach denen die Tweets auf der Sonderseite ausgewählt werden. In einem Statement gegenüber der Süddeutschen Zeitung heißt es lediglich, dass die Tweet-Auswahl mittels „Algorithmen und Kuratierung“ vorgenommen werde.

Twitter-Eventpage vom CDU-Parteitag
Twitter-Eventpage vom CDU-Parteitag

Die CDU – deren Event Page nur noch im Google-Cache vorliegt – weist die Kritik zurück und schiebt die Verantwortung auf Twitter – die Partei habe ein entsprechendes Angebot erhalten. „Die Initiative ging also von Twitter aus“, erklärte die Bundesgeschäftsstelle der CDU, die laut eigener Aussage keinen Einfluss auf die Nachrichtenauswahl hatte. Der Kurznachrichtendienst allein hätte Einfluss auf den Nachrichten-Stream und nach Kenntnis der CDU würden alle Tweets mit Hashtag #cdupt12 ausgespielt – was so auch zutrifft. Fraglich ist lediglich, welche Tweets in der Standardansicht nicht angezeigt werden.

Für Twitter sind die Event Pages allem Anschein nach vor allem finanziell lukrativ. Entsprechende Sonderseiten schaltete der Kurznachrichtendienst bereits zu Olympia, zum Oktoberfest und zu den MTV European Music Awards, für die der Dienst laut Branchenkennern 25.000 US-Dollar erhielt, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Die Event Pages für die Parteitage von CDU und SPD begründet Twitter allerdings mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen im kommenden Jahr. Twitter möchte „deutschen Politikern und Parteien […] die Möglichkeit aufzeigen, sich mit Wählern und interessierten Twitternutzern direkt auszutauschen“. Infolge dessen führe man Gespräche mit Vertretern verschiedener Parteien.

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