AT&T denkt über Einstieg in europäischen Mobilfunkmarkt nach
Schon seit Jahren herrscht auf dem europäischen Mobilfunkmarkt Stillstand. Zwar gab es zuletzt einige wenige Übernahmen von kleineren Anbietern und Kooperationen zwischen verschiedenen Unternehmen, wirklich neue Marktteilnehmer fehlen aber. Dies könnte sich allerdings noch in diesem Jahr ändern.
Denn wie das Wall Street Journal berichtet, hat der zweitgrößte Mobilfunkanbieter AT&T verstärktes Interesse an einem Einstieg in den europäischen Markt. Dabei geht es dem Bericht zufolge aber nicht um den Aufbau eines neuen Netzes, sondern nur um die Übernahme eines bestehenden Unternehmens. Im Mittelpunkt sollen dabei Royal KPN respektive die Mobilfunktochter KPN Mobile und Everything Everywhere, ein Zusammenschluss aus Orange UK und T-Mobile UK, stehen. Unklar ist, ob es bereits erste Gespräche gegeben hat.
Als Motivation für die Expansion gilt der festgefahrene US-amerikanische Markt, auf dem derzeit vor allem AT&T sowie Verizon beherrschende Positionen eingenommen haben; die Konkurrenten Sprint und T-Mobile USA rangieren in puncto Kundenzahlen deutlich hinter den Branchenführern. Die Tochter der Deutschen Telekom stand dabei schon 2011 im Zusammenhang mit AT&T in den Schlagzeilen: Damals scheiterten die Verhandlungen über den Verkauf von T-Mobile USA, in erster Linie aufgrund von wettbewerbsrechtlichen Vorbehalten seitens der US-Regierung.
Gerade deshalb gilt es als überraschend, dass AT&T Europa als Ziel für seine Expansionspläne ausgewählt hat – sofern sich die Gerüchte bewahrheiten. Denn durch zahlreiche Vorgaben seitens der EU gilt der Mobilfunkmarkt als sehr stark reguliert, was seitens der Industrie als hinderlich eingestuft wird.
Attraktiver als Everything Everywhere dürfte KPN Mobile sein. Denn während das auch unter der Bezeichnung EE aktive Unternehmen nur im Vereinigten Königreich vertreten ist, beherbergen die Niederländer unter ihrem Dach die Provider und Marken E-Plus, Base, Telfort und KPN Mobile. Gerade E-Plus dürfte dabei den höchsten Stellenwert für AT&T haben, denn entsprechend der Quelle des Wall Street Journal soll vor allem Deutschland im Fokus der US-Amerikaner liegen.