Das Ubuntu-Phone-Interface ist auf der CES zu sehen
Die Kollegen von Ars Technica haben auf der CES das Ubuntu-Phone-Interface auf einem Samsung Galaxy Nexus gesehen und abgelichtet. Anfassen durften sie es allerdings noch nicht. Wir hatten letzte Woche ausführlich über die Pläne von Canonical in Sachen Ubuntu-Phone berichtet.
Bereits im Februar möchte Mark Shuttleworth eine installierbare Version von „Ubuntu for Phones“ für das Galaxy Nexus anbieten können. Er schränkt ein, das System sei zu diesem frühen Zeitpunkt noch unvollständig, aber für interessierte Personen bereits in den Funktionen Telefonie, Messaging und Kamera benutzbar. Nacharbeit brauchen noch das Adressbuch, Media-Player, Exchange-Active-Sync-Unterstützung für Mail und Kalender sowie das Ubuntu-Software-Center.
Produkt-Manager Richard Collins sagte dazu, man sei noch nicht ganz an dem Punkt, „wo wir Besucher das System benutzen lassen wollen.“ So führte Collins das Gerät lediglich vor, wobei ein nicht funktionierendes WLAN am Canonical-Stand das Erlebnis einschränkte. Die Kollegen gewannen jedoch den Eindruck, das Gerät sofort bedienen zu können, wenn sie denn gedurft hätten.
Das Ubuntu-Phone benutzt zur Navigation keine Hardware- oder Softbuttons, orientiert sich aber ansonsten an bekannten Smartphone-Layouts, indem es ein Raster von Icons anbietet. Benachrichtigungen werden auf dem Homescreen dargestellt. Im Unterschied zu anderen Betriebssystemen wird viel von der Funktionalität des Ubuntu-Phone durch „wischen“ der vier Seiten enthüllt. Ein Wischer an der linken Längsseite bringt die von der Desktop-Version von Ubuntu bekannte Seitenleiste „Dash“ zum Vorschein, aus der Applikationen gestartet werden können. Das Dash lässt sich sowohl im Lockscreen als auch im Standard-Interface benutzen.
Wischen von unten bringt applikations-spezifische Menüs auf das Display. Canonical will laut Collins hier auch Menüfunktionen unterbringen, für die man bei anderen Systemen die entsprechende App verlassen und die gewünschten Einstellungen im Settings-Menü vornehmen muss, um dann zu der App zurückzukehren, mit der man eigentlich arbeitet. Als Beispiel erwähnt er die Helligkeitseinstellung, die ein Nutzer eventuell ändern möchte, während er in der Kamera-App Fotos betrachtet.
Ein Wischer von rechts ermöglicht es, von einer offenen App zu einer anderen zu wechseln, so wie es das iPad mit einem „4-Finger-Swipe“ erlaubt. Ein Wischer von oben öffnet die Benachrichtigungszone. Die „People-App“ ähnelt der von Windows 8 oder Windows Phone, und die Kontakte sind mit den jeweils benutzten sozialen Netzwerken verknüpft.
Ubuntu-Phone setzt auf native Apps sowie auf Web-Apps aus dem eigenen App-Store. Canonical will den Hardware-Partnern und Vertreibern der Geräte, die Ubuntu-Phone benutzen, genügend Raum für eigene Modifikationen lassen, auch wenn die Nutzer, von denen nicht wenige Ubuntu bereits auf dem Desktop nutzen werden, lieber ein Gerät im Nexus-Stil hätten, also ohne provider-spezifische Anpassungen. Andererseits muss man die Zugeständnisse verstehen, denn Canonical muss erst einmal interessierte Partner finden und eine Marktmacht hinter Ubuntu-Phone aufbauen.
Nicht vorführbereit war gestern die Funktion, per Dock und Monitor das Phone in einen PC zu verwandeln. Laut dem Produktmanager sei die Software dafür fertig und einsatzbereit; was fehle, sei entsprechende Hardware.
Die PC-Funktionalität konnte aber mit „Ubuntu for Android“ vorgeführt werden. Collins zeigte eine Telefon-App auf Ubuntu, die auf das Adressbuch des Android-Phone, in diesem Fall ein Samsung Galaxy S III, zugreifen kann.
Produktmanager Collins machte auch klar, wohin die Reise mit zwei verschiedenen Betriebssystemen für Smartphones gehen soll. Während Canonical weiterhin Ubuntu for Android wegen der Vormachtstellung, die Android einnimmt, unterstützt und entwickelt, hofft man, die Nutzer werden mit der Zeit erkennen, dass Ubuntu das beste System für Desktop und Smartphone sei.