Forbes sagt Abstieg von Microsoft voraus

Max Doll
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Windows 8 ist wie jedes Microsoft-Betriebssystem auch bei unseren „Boardies“ nicht unumstritten. Geht es jedoch nach einer Analyse von Forbes, hat sich das Betriebssystem als Fehlschlag erwiesen, dem Konzern wird durch das damit verknüpfte Versagen im Mobile-Segment der Abstieg und Untergang vorausgesagt. Wir hinterfragen die Analyse.

Demnach hat Windows 8 nicht die erhoffte Wende im Kampf um Mobile-Marktanteile gebracht, sodass Anwender weiter zu iOS und Android abwandern, während das PC-Kerngeschäft stetig schrumpft. Nutzer würden „zunehmend den Aufwand eines Wechsels zu Windows 8 als die Mühe nicht wert ansehen“. Dazu trage bei, dass Unternehmen mittlerweile plattformübergreifende Ökosysteme bereitstellen, Windows auf Smartphones und Tablets aber nur eine Randposition einnehme und zudem durch seine von bereits bekannten Konzepten abweichende Bedienung in der Rolle des Nachzüglers als unlogisch zu bedienen empfunden werde. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch der Verlust der marktbeherrschenden Stellung und damit der Führungsposition bei Computern, weshalb Konsumenten nun Alternativen, Microsoft jedoch ernsthafte Konkurrenz bekommen habe und künftig durch die Entwicklung zu Cloud-Diensten weiter werde. Denn auf neue Wachstumsmärkte habe sich der Konzern ohnehin nie rechtzeitig oder erfolgreich einstellen können. Als Beispiel wird hier der Markt mit digitaler Musik genannt, in dem sich „Zune“ nicht durchsetzen konnte, oder aber Handy-Betriebssysteme.

Microsoft CEO Steve Ballmer habe als Devise deshalb den „Kampf bis zum Tod“ ausgerufen und werde alle verfügbaren Ressourcen in die Entwicklung des Windows-Betriebssystems pumpen. Um in diesem Umfeld profitabel zu bleiben, prognostiziert Forbes sowohl Entlassungen von bis zu 50 bis 60 Prozent der Belegschaft in den nächsten drei Jahren als auch die absolute Konzentration auf das Kerngeschäft. Die unprofitable Online-Sparte werde deshalb eingestellt, die Entertainment-Sparte entweder an Firmen wie Sony oder den Buchhändler Barnes & Noble verkauft, zumindest aber drastisch eingeschrumpft. Im Endeffekt würden Microsoft daher mindestens schwere Zeiten bevorstehen, die jüngst auch der Blackberry-Hersteller R.I.M. erleben musste.

Insbesondere angesichts der aufkommenden Kritik eines ehemaligen Mitarbeites, Steve Ballmer könne nur verwalten aber nicht führen und habe überdies kein Gespür für Trends und Belange seiner jungen Kunden, nach einem sicheren Untergangsszenario, berücksichtigt jedoch nicht das gesamte Bild um Microsoft. Denn zum einen wurden die neuen Windows-Versionen nicht, wie behauptet, ausschließlich negativ aufgenommen, zum anderen ist mit ihnen ein radikaler (optischer) Konzeptwechsel verbunden, dessen Wirkung sich wenige Monate nach dem Marktstart noch nicht hinreichend beurteilen lässt und dem durchaus weiteres Potential zugeschrieben wird. Schlechte „Usability“ wurde schließlich bisher noch den meisten Microsoft-OS inklusive Windows XP bescheinigt.

Abgesehen davon liegen die „schlechten“ Verkaufszahlen des Betriebssystems auf dem Niveau des durchweg positiv beurteilten Vorgängers – der wie jedes neue OS nur langsame Breitenwirkung erzielt. Windows selbst ist im Desktop-Bereich zudem nach wie vor beherrschend, im gesamten Jahr 2012 lag der Marktanteil leicht schwankend zwischen 91,45 und 92,53 Prozent, schaut man sich die Quellen von Forbes genauer an.

Der von dem Wirtschaftsmagazin als Begründung herangezogene Fehlstart des Tablet-Windows wird zudem ausschließlich mit Verkaufszahlen von Microsofts Surface begründet, welches aber nicht das einzige Gerät dieser Bauart und diesem Betriebssystem ist. Hier hapert es allerdings speziell bei Geräten mit x86-Architektur, die das Problem fehlender Apps und Programme etwas abmildern, an der Verfügbarkeit. Speziell die Kopplung von Tastaturdock und Tablet bietet zudem in dieser Form kein anderer Anbieter. Nicht zuletzt mögen die Verkaufszahlen des Surface nur 5 Prozent derjenigen von Apples iPad ausmachen, treten hier aber gegen ein bereits etabliertes Produkt an. Von den durch Forbes angegebenen Quellen wird deshalb behauptet, Microsoft gebe unnötig viel Geld dafür aus, verbesserte, bekannte Produkte zu entwickeln, die aber keine bisher unbefriedigten Bedürfnisse abdecken würden, wohingegen Apple mit einem Bruchteil der Forschungskosten auskommen könne. Laut den aufgestellten Statistiken aus dem Jahr 2009 liegen die von Microsoft prozentual vom Gewinn in Entwicklung gesteckten Summen zwar in vergleichsweise enormer Höhe, aber auf dem Niveau, das auch Google ausgibt. Das neue Windows für Smartphones scheint außerdem, wie die Liefersituation von Nokias Lumia-Serie suggeriert, gut angenommen zu werden (ComputerBase-Kommentar).

Auch lässt sich, wie ebenfalls von Forbes suggeriert, dem Konzern nur bedingt ein Mangel an Innovationen in neue und damit profitträchtige Märkte sowie chronischer Erfolglosigkeit in diesen vorwerfen. Bereits der Xbox wurde gegenüber der etablierten Konkurrenz ein schwerer Stand prophezeit, wohingegen das Gerät sich nun erheblicher Marktanteile erfreut und mit Kinect eine funktionsfähige Körpersteuerung besitzt – ähnlich dem vielgelobten iPad gab es das Konzept vorher nicht, was auch in den von Forbes genutzten Quellen erklärt wird. Weiterhin fährt auch die Entertainment-Sparte des Konzerns nicht durchgängig Verluste ein, ist also nicht völlig unprofitabel. Das Xbox-System wird zudem in seiner nächsten Generation wahrscheinlich noch stärker als zuvor weit mehr als nur ein Gerät für Spiele, sondern als All-in-One-Gerät zur Multimedia-Zentrale ausgebaut, wohingegen Google jüngst sein als Multimedia-Zentrale geplantes „Nexus Q“ eingestellt hat.

Hier ergibt sich ein weiterer, nicht ausreichend berücksichtigter Punkt: Kein Unternehmen bietet derzeit ein derart breit gefächertes Ökosystem an, das von Desktop-Plattformen, Notebooks und Tablets über Smartphones bis hin zu Spielekonsolen reicht und mit potentiell plattformübergreifend-einheitlichen Bedienkonzepten und Anwendungen angelegt wurde – was der in einem zum Beleg herangezogenen Blogeintrag vom Juni 2012 Definition eines „game changers“ entspricht – die vom Autor des Forbes-Beitrages selbst stammt. Diese „sind keine einfache Verbesserung, sie erlauben Nutzern etwas radikal anders zu tun. Und obwohl sie zu Beginn nicht gut zu funktionieren oder zu teuer scheinen, erfüllen sie Bedürfnisse so einzigartig und besser, dass sie Menschen dazu bringen ihr Verhalten zu ändern“.

Den Abstieg oder gar Untergang des Konzerns anhand älterer Beiträge, Analysen und Zahlen zu prophezeien, ist nicht nur deshalb, sondern auch angesichts des vorhandenen Potentials und der Berufung auf verschiedene Beiträge von primär dem Blog thephoenixprinciple.com, den der Autor des Forbes-Artikels selbst bestückt, zumindest gewagt. Derartige Prognosen lassen sich – wenn überhaupt – erst im weiteren Verlauf mit aktuellen Ziffern erheben, wenn eine solidere Datenbasis zu Windows 8 verfügbar und die weitere Entwicklung des Ökosystems in etwa absehbar ist. Zudem bleibt Microsoft zum Gewinnen von Marktanteilen im Mobile-Bereich immer noch der Weg, den Google mit den Nexus-Produkten geht: Kampfpreise durch den Verzicht auf Gewinnspannen an der Hardware und eine Finanzierung über den App-Store sowie Werbung.

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