Google zahlt Durchleitungsentgelte an Orange

Michael Schäfer
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Der Mobilfunk- und Festnetzbetreiber Orange hat in einem Interview mit BFM Business TV in Frankreich erklärt, dass dieser sich schon vor einiger Zeit mit Google über ein Durchleitungsentgelt für seine Videoplattform „YouTube“ geeinigt hätte. Andere Anbieter wollen nun nachziehen.

YouTube mache laut Angaben von Stephane Richard, Chef der France-Télécom-Tochter Orange, rund die Hälfte des aufkommenden Datenvolumens des Betreibers aus. Man stehe kurz vor einer kritischen Masse, an der eine flächendeckende Sicherstellung der Netzversorgung nicht mehr gewährleistet werden könne. Aus diesem Grund sei es unausweichlich, Google als „Verursacher“ in die Kosten einzubinden. Seiner Meinung nach könnte der Videoportal-Anbieter einen Konzern, welcher besonders am afrikanischen Markt eine dominante Stellung innehat und weltweit über 230 Millionen Kunden verfügt, nicht einfach ignorieren. In den Verhandlungen mit Google habe man jedoch einen „Kräfteausgleich“ erzielt. Dem britischen Onlinemagazin The Register bestätigte Orange ein solches Abkommen und teilte zudem mit, dass Google für das verursachte Datenaufkommen bezahlen würde. Der dadurch erzielte Umsatz werde laut Unternehmensangaben für die Pflege und den Ausbau der Netzwerke verwendet. Eine Höhe der Zahlungen wurde nicht genannt. Unklar ist zudem, ob Googles Datenpakete beim Netzanbieter bevorzugt behandelt würden.

Bereits auf dem eG8-Forum im Mai 2011 in Paris hatte Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt signalisiert, dass er in dieser Sache durchaus kompromissbereit wäre. Seiner Meinung nach würden Inhalteanbieter und Netzbetreiber in einer starken Abhängigkeit voneinander stehen, daher müssten gemeinsame Lösungen gesucht werden. Demnach wurde bereits im Juni 2011 über eine Zusammenarbeit seitens Google und France Télécom diskutiert, um den wachsenden Datenvolumina Herr zu werden. Bei diesem Gespräch ging es sowohl um Mobilfunk- als auch um Festnetze, eine größere Investition in diese lehnte das us-amerikanische Unternehmen jedoch ab.

Orange ist aber nicht der einzige Netzbetreiber, der seit geraumer Zeit versucht, Druck auf Inhalteanbieter auszuüben und diese am Ausbau der bisherigen Netze zu beteiligen. Bereits im Mai 2011 verkündete ein Telekom-Sprecher gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus, dass man sich mit den Anbietern von verkehrsintensiven Inhalten darüber auseinandersetzen müsse, dass diese für ihre großen Datenmengen zahlen, wenn diese durch das Telekom-Unternehmen „gemanagt“ werden. Wäre dies der Fall, würde die Deutsche Telekom die Kapazitäten für das Videoportal deutlich erhöhen.

Dadurch steht aber auch die Frage im Raum, wie die Zahlungen seitens Google mit den eigenen Ansichten für ein offenes und freies Netz und dem daraus resultierenden Eintreten gegen eine Einschränkung der Netzneutralität in Einklang zu bringen sind. Google bestätigte das Abkommen bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

In Frankreich ist schon seit Längerem eine Debatte darüber entfacht, ob Netzanbieter die großen Anbieter von Inhalten an den Kosten des durch sie verursachten Datenverkehrs beteiligen dürfen. Dementsprechend wurde ein werbeblockierender Router des Providers Free.fr als Eröffnung einer „zweiten Front“ im Streit mit dem Suchmaschinenanbieter gewertet. Nach erfolgreicher Intervention der Ministerin für Digitalwirtschaft, Fleur Pellerin, wurde die Einstellung im Router mit einem Softwareupdate wieder entfernt.

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