Google Nexus 4 im Test: Das neue Alphatier für Android
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Hinter der komplett in Schwarz gehaltenen und mit Corning Gorilla Glass 2 bedeckten Vorderseite des Nexus 4 verrichtet ein 4,7 Zoll großes Display seine Arbeit. Im Gegensatz zum häufig genutzten Seitenverhältnis von 1,78:1 (16:9) kommen horizontal 768 Pixel zum Einsatz, was in Verbindung mit 1280 vertikalen Bildpunkten für ein etwas breiteres Bild sorgt, das ein Seitenverhältnis von 1,66:1 besitzt. Das Plus in der Breite ist im Alltag sehr angenehm, wenngleich es die Bedienung nicht einfacher macht. Mit nur einer Hand lässt sich das Nexus 4 in vielen Situationen nämlich nicht bedienen. Trotzdem sind Diagonale und Auflösung mehr als nur zufriedenstellend. Interessanterweise lassen sich im ausgeschalteten Zustand große quadratische Blocke, die zu einer Matrix zusammengesetzt sind, erkennen. Nach dem Einschalten sind diese aber nicht mehr sichtbar.
Das IPS-Panel mit einer Pixeldichte von 318 ppi kommt dank der hohen Helligkeit mit fast jedem Anwendungsbereich sehr gut zurecht und liefert gute Ergebnisse beim Betrachten von jedwedem Inhalt. Die Anzeige arbeitet stets gestochen scharf, ist – ungewöhnlich für ein IPS-Panel – aber leicht blickwinkelabhängig. Je nach Betrachtung gehen die Farben in etwas wärmere respektive kühlere Töne über und der Inhalt ist etwas schlechter erkennbar. Farben werden ansonsten sehr natürlich wiedergegeben, auch wenn das Display nicht über die Brillanz einer OLED-Anzeige verfügt. Über Vor- und Nachteile der beiden Techniken scheiden sich die Geister – das Display des Nexus 4 kann in dieser Hinsicht aber fast voll überzeugen. Weiß und Schwarz sind die beiden kleinen Schwachstellen des Displays, wobei Weiß etwas zu warm erscheint und Schwarz mit einem Graustich versehen ist. Mit steigender Helligkeit treten diese Effekte deutlich weniger stark auf.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
In den durchgeführten Messungen liefert das Nexus 4 mehr als nur gute Resultate, auch wenn es nicht für eine neue Spitzenposition reicht. Mit 451 cd/m² können sich nur vier von uns getestete Geräte vor das Nexus 4 setzen. Vor allem das iPhone 5 und das Optimus 4X HD von LG sind dem Google-Phone in dieser Disziplin einen großen Schritt voraus. Gut gefallen hat der große Regelbereich der Anzeige, die – egal ob automatisch oder manuell – von vielen Stufen Gebrauch macht. Beim Kontrast fällt das Nexus 4 etwas hinter die Geräte, die es bei der Helligkeit noch schlagen konnte. Hier ziehen HTC und Sony mit ihren High-End-Modellen am Nexus 4 vorbei. Die Unterschiede sind aber nicht dramatisch groß.
Einen neuen Spitzenreiter haben wir am Ende also nicht, doch das Gesamtpaket stimmt. Die Werte liegen stets im guten bis sehr guten Bereich, sodass eigentlich nur die nicht optimale Darstellung von Schwarz und Weiß und die leichte Blickwinkelabhängigkeit bemängelt werden können, was letztendlich der Bestnote „sehr gut“ im Weg steht. Nur bei – im Alltag wenig realistischer – maximaler Helligkeit könnte diese Note vergeben werden. Trotzdem kann das Display als überzeugend bezeichnet werden, wofür nicht nur die verbaute Technik verantwortlich ist. Das links und rechts am Gehäuse abgerundete Glas, das sich subjektiv „glatter“ als andere Displays anfühlt, verleiht den Eindruck eines rahmenlosen Gerätes, das sich im Alltag einfach „toll“ bedienen lässt.