Nokia Asha 311 im Test: Nicht Windows Phone sondern Nokia OS
3/6Display
Wo andere Hersteller auf immer größere Bildschirme setzen, begnügt sich Nokia beim Asha 311 mit einem drei Zoll großen Display. Gleich zu Beginn lässt sich sagen, dass bei der verbauten Anzeige keine neuen Rekordwerte zu erwarten sind. Mit 240 × 400 Bildpunkten und somit nur 155 ppi muss man deutliche Einschnitte hinnehmen. Hinzu kommt, dass nur 65.536 Farben dargestellt werden können. Wenigstens schützt Nokia das Display hinter Corning Gorilla Glass.
Trotzdem machte sich über den gesamten Testzeitraum Ernüchterung breit, denn das sehr kleine Display mit seiner geringen Auflösung stellt ein echtes Hindernis im Alltag dar. Abgesehen von der Oberfläche des Betriebssystems fehlt es zu jedem Zeitpunkt schlichtweg an Platz. Darüber hinaus hat das Display eine starke Blickwinkelabhängigkeit. Nur unter optimalen Bedingungen ließ sich die Anzeige einwandfrei ablesen. Neigt man das Telefon, so kommt es sehr schnell zu Farbverfälschungen, die den Inhalt kaum noch erkennbar machen. Im Freien verschlechtert sich die Situation weiter, was das Einsatzgebiet sehr einschränkt.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Einen enttäuschenden letzten Platz belegt das Asha 311 in der Helligkeits-Disziplin. Die geringe Leuchtkraft deutete sich bereits subjektiv beim Gebrauch des Telefons an. 138 cd/m² wurden gemessen, was auch bei Betrachtung des Preises ein schlechter Wert ist. Dank eines relativ guten Schwarzwertes von 0,14 cd/m² kann wenigsten im Bereich Kontrast ein ansehnliches Ergebnis erzielt werden. Dies ist aber auch die einzige positive Eigenschaft des Displays. Nokia verzichtet komplett auf die Möglichkeit, die Helligkeit des Displays selbst zu regulieren, so dass minimale und maximale Helligkeit identisch sind.