Nokia Asha 311 im Test: Nicht Windows Phone sondern Nokia OS

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Nicolas La Rocco
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Performance & Oberfläche

Im Asha 311 verbaut Nokia einen mit 1,0 Gigahertz getaktete Single-Core-SoC auf Basis der ARM11-Architektur. Exakte Informationen über den Prozessor sind jedoch nicht verfügbar und auch Nokia verwies auf Anfrage nur auf das bereits bekannte Datenblatt. Hersteller und GPU können somit nicht benannt werden. Bekannt ist lediglich, dass die CPU auch im Asha 302 und 303 verbaut wird und dass dieser 128 MB RAM über ein Single-Channel-Interface zur Seite stehen. Zumindest während der Bedienung der – wenn auch wenig anspruchsvollen – Oberfläche lässt sich die geringe Leistung des Prozessors kaum bemerken. In allen anderen Bereichen muss sich aber auf längere Ladezeiten eingestellt werden und vor allem bei der Benutzung des Browsers heißt es geduldig zu warten.

Nokia Asha 311
Nokia Asha 311

Benchmarks konnten auf dem Gerät nicht ausgeführt werden, denn diese stehen unter Nokia OS (Series 40) nicht zur Verfügung. Selbst browserbasierte Tests konnten nicht durchgeführt werden. Der Browser weigerte sich auch nach zahlreichen Versuchen Tests wie BrowserMark, Google V8 oder SunSpider auszuführen. So lässt sich das Asha 311 in Sachen Performance nur subjektiv einschätzen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Performance sich etwas unter den Erwartungen ansiedelt. Trotz des geringen Preises, der in allen Bereichen immer wieder als Wiedergutmachung dienen muss, ist die Geschwindigkeit im Alltag ein merkliches Hindernis. Davon ausgeschlossen sind nur grundsätzliche und simple Funktionen wie die Telefon- und E-Mail/Nachrichten-Funktion. Alle anderen Bereiche sind durchgehend mit Rucklern und Wartezeiten verbunden.

Das mit Nokia OS beziehungsweise der Series-40-Oberfläche ausgestattete Gerät fühlt sich wie eine Zeitreise in die Vergangenheit an. Von den bekannten Vorgehensweisen unter Android, iOS oder Windows Phone muss man sich verabschieden. Viele Funktionen sind im Nokia OS nicht vorhanden, wobei andere wiederum sehr uneinheitlich oder schlecht gelöst wurden. Dies zeigt sich bereits beim ersten Einschalten des Telefons, wenn schon die Einstellung von Datum und Uhrzeit zu einer anspruchsvollen Aufgabe mutiert. Auch beim Scrollverhalten geht Nokia ungewohnte Wege. Ein nur minimales Anstoßen des Scrolls sorgt für einen rasanten Durchlauf, der nur von einem erneuten Berühren des Bildschirms gestoppt werden kann. Oft landet man so am unteren Ende einer Liste oder Webseite, nur um sich dann wieder sehr vorsichtig und mühselig nach oben zu arbeiten.

Als nächste Hürde stellte sich das Importieren von Kontakten heraus. Da diese im vorliegenden Fall nicht auf der SIM-Karte des Testers gespeichert werden, sondern auf den Servern von Google liegen, war zu Anfang nicht klar, wie diese auf das Telefon transferiert werden können. Nach einer etwa halbstündigen Suche im Internet konnte aber eine Lösung des Problems gefunden werden. Durch den vom Asha 311 unterstützten SyncML-Standard konnte nach vorheriger Konfiguration von Googles Zwei-Stufen-Authentifizierung auf die Kontakte zugegriffen werden. Das Gmail-Konto und auch weitere E-Mail-Adressen konnten hingegen problemlos auf dem Gerät eingerichtet werden.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist auch die Belegung des Lockscreen- und Home- beziehungsweise Power-Buttons. Beide dienen zum Einschalten des Displays, wobei ersterer das Display deaktiviert und letzterer für das eigentliche Einschalten und außerdem für das Zurückkehren auf den Homescreen des Gerätes zuständig ist. Doch im Browser verhält sich der Lockscreen-Schalter etwas anders, denn hier führt dieser nur zum Lockscreen, kann die Anzeige aber nicht mehr deaktivieren. Hat sich das Display dann von selbst abgeschaltet, lässt es sich erst durch ein erneutes Freischalten des Displays und eine Rückkehr zum Homescreen wieder mit diesem Knopf ausschalten.

Nokia Asha 311 Oberfläche

Auch Updates für das Betriebssystem wurden nicht einheitlich gelöst. Zu Beginn des Tests haben wir eine Aktualisierung auf Version 05.92 vom 10. Oktober 2012 durchgeführt, wurden im Verlauf des Tests aber immer wieder zu weiteren Updates aufgefordert. Mit der Aktualisierung des Betriebssystems werden nämlich die installierten Systemanwendungen nicht ebenfalls erneuert. Dies muss manuell beim Start des jeweiligen Programms nachgeholt werden. Abseits der Systemanwendungen wurden Apps für Facebook und Twitter vorinstalliert, wobei der Zugang zu den sozialen Netzwerken auch über eine universelle Anwendung realisiert wurde. Diese arbeitet mit Facebook, Flickr, Twitter und Orkut, wobei letzteres vor allem in Brasilien und Indien genutzt wird, zusammen. Auch WhatsApp und Angry Birds sind bereits von Anfang an auf dem Gerät installiert.

Über den eingebauten Store kann außerdem auf eine doch recht große Anzahl von Apps und Spiele zurückgegriffen werden. Dank einer Kooperation mit EA gibt es Zugang zu 40 Spielen des Publishers. Insgesamt ist das Angebot aber in keiner Weise mit Android, iOS oder Windows Phone vergleichbar. Selbst sehr bekannte Apps der anderen Plattformen stehen nicht zur Auswahl.

Nokia Asha 311 Oberfläche

Insgesamt muss man sich also von vielen Angewohnheiten aus anderen Betriebssystemen verabschieden. Wirklich gut gefallen hat uns das Vorhandensein der ausziehbaren und interaktiven Statusleiste. Für die Zielgruppe des Gerätes dürfte dies jedoch weniger bedeutend sein, da niemand zum Beispiel von einem Apple iPhone 5 oder Samsung Galaxy S III auf das Asha 311 umsteigen wird. Die Käufer sind eher im Einstiegsbereich zu finden, in dem die Ausstattung keine übergeordnete Rolle einnimmt und ein einfaches Telefon mit Anbindung an das Internet Priorität hat. Trotzdem gibt es auch im Preisbereich des Nokia Asha 311 deutlich besser ausgestattete Geräte, die vor allem umfangreichere Betriebssysteme bieten. Im Portfolio von Huawei findet sich zum Beispiel das Huawei Ascend Y201 Pro mit Android 4.0, das auf dem Papier zwar nicht deutlich schneller erscheint, insgesamt aber einen überlegenen Funktionsumfang besitzt.