Nokia Asha 311 im Test: Nicht Windows Phone sondern Nokia OS
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Die Liste der Abstriche setzt sich auch im Bereich Kamera beziehungsweise Fotos und Videos fort. Der Sensor verfügt über 3,2 Megapixel, auf Funktionen wie Autofokus oder einen LED-Blitz hat Nokia komplett verzichtet. Im Ergebnis erzielt die Kamera durchweg schlechte Resultate. Große Flächen wirken sehr verwaschen, an Kanten und Ecken bilden sich Treppeneffekte und Ausfransungen. Ein omnipräsentes Bildrauschen und Abdunkeln des Bildes verschlechtern die Fotografien weiter. Bei richtiger Fokussierung gehen Nahaufnahmen aber gerade noch als mittelmäßig durch. Eine Frontkamera ist im Asha 311 nicht verbaut worden.
Die Ergebnisse lassen sich im Großen und Ganzen auch auf die Eigenschaften im Videomodus übertragen. Die sehr geringe Auflösung von 640 × 480 Bildpunkten lässt aber nochmals ein paar Details verloren gehen. Hinzu kommt ein leichtes „Stottern“ der aufgenommenen Videos. Insgesamt sind die Ergebnisse in beiden Disziplinen als schlecht zu bewerten. Auch wenn nur 3,2 Megapixel zur Verfügung stehen, hätten wir uns deutlich bessere Resultate gewünscht. Die Kamera ist ein großer Minuspunkt des Asha 311.
Im weiteren multimedialen Bereich stellt Nokia einen Player für Musik und Videos zur Verfügung. Musikalisch unterstützt dieser die üblichen Formate wie MP3, WMA oder AAC. Auf FLAC oder OGG muss allerdings verzichtet werden. Auch mit den meisten Videos kommt das Gerät zurecht, MKV-Dateien konnten im Test jedoch nicht abgespielt werden. Videos sollten beim Anwender aber nicht oberste Priorität haben, denn durch den kleinen Bildschirm und die geringe Auflösung kommt dabei keine Freude auf. Die mitgelieferten Kopfhörer bieten keinen weiteren Anlass für Kritik. Zwar fehlt es diesen etwas an Räumlichkeit und Bass, doch abgesehen von hohen Lautstärken meistern sie ihre Aufgabe dem Preis entsprechend. Ein UKW-Radio haben die Finnen ebenfalls in das Asha 311 eingebaut, wobei für dessen Nutzung die Kopfhörer angeschlossen werden müssen.
Nach dem gleichen Prinzip wie Opera mini arbeitet auch der von Nokia installierte Browser. Die Daten werden hierbei durch einen weiteren Server geleitet und bei diesem Vorgang komprimiert, um so ein geringeres Datenaufkommen zu realisieren. Dies führt aber auch dazu, dass Webseiten ungewöhnlich lange Ladezeiten haben. Abermals wird man durch das Display eingeschränkt, sodass der Browser eher als kurzes Nachschlagewerk dienen sollte. Das Lesen längerer Texte oder umfangreicher Webseiten sollte man mit dem Asha 311 vermeiden.
Auf den Einbau eines GPS-Moduls hat Nokia verzichtet. Trotzdem können die Karten von Nokia mittels Positionsbestimmung per WLAN genutzt werden, was in einer weniger genauen Lokalisierung resultiert. Ein Pluspunkt ist das Karten-Angebot von Nokia aber allemal. Nicht nur in diesem Bereich gilt es zu beachten, dass für quasi alle Aufgaben eine microSD-Karte zur Verfügung stehen muss. Der interne Speicher von 140 Megabyte stößt sehr schnell an seine Grenzen, weshalb Nokia selbst eine 2-GB-Karte als Teil des Lieferumfangs beilegt.
Kommunikation
Was dem Asha 311 in den anderen Disziplinen bisher fehlte, macht das Gerät mit seiner Vielzahl an unterstützten Frequenzen zwar nicht wieder wett, doch lässt sich das Telefon damit global einsetzen, was angesichts des Preises ein eindeutiger Pluspunkt ist. Mit 850, 900, 1800 und 1900 MHz stehen alle GSM- und mit 850, 900, 1700, 1900 und 2100 MHz auch alle UMTS-Frequenzen zur Auswahl. Unabhängig von der Region kann das Asha 311 somit zum Einsatz kommen, wobei Daten mit maximal 14,4 MBit/s im Down- und 5,76 Mbit/s im Upstream verarbeitet werden.
Das verbaute WLAN-Modul funkt in den Klassen 802.11a/b/g/n mit 2,4 GHz und einer maximalen Bandbreite von 600 Mbit/s. Zu Verbindungsabbrüchen kam es während des Tests zwar nicht, doch scheint das verbaute Modul nicht besonders leistungsstark zu sein. Selbst in direkter Nähe des Routers konnten in zwei Haushalten nur maximal circa 60 bis 70 Prozent Signalstärke realisiert werden. Bluetooth wird in der etwas veralteten Variante 2.1 +EDR zur Verfügung gestellt, hatte aber keine Probleme mit dem von Plantronics gefertigten Headset des Testers eine Verbindung aufzubauen.
Telefonate, die über die eingebaute Hörmuschel geführt wurden, stellten kein Probleme dar. Auf beiden Seiten des Gespräches waren Anrufer und Angerufener stets gut zu verstehen. Die Gesamtqualität lag zwar selbst bei gutem Empfang nicht auf Festnetz-Niveau, doch geht das Gebotene völlig in Ordnung. Zu Abbrüchen kam es zu keiner Zeit. Die eingebaute Freisprechfunktion konnte an diese Leistung nicht ganz anknüpfen. Mit steigender Entfernung zum Mikrofon verschlechterte sich die Sprachqualität merklich und auch der eingebaute Lautsprecher konnte wenig überzeugen, sodass die Stimme des Gegenübers oftmals verrauscht und etwas unverständlich klang.
Laufzeiten
Der im Nokia Asha 311 verbaute Akku mit 1.110 mAh beziehungsweise 4,1 Wh erlaubte uns einen Video-Dauertest von knapp acht Stunden, was auf den ersten Blick eine sehr respektable Leistung darstellt. Das große Aber kommt allerdings in Form von mehreren Einschränkungen: Erstens arbeitet das Display mit einer sehr geringen Helligkeit und zweitens konnte das Gerät das verwendete Video nur in einer sehr schlechten Qualität und nur bei Ausnutzung von circa der Hälfte des Bildschirms darstellen. Diese Faktoren sparen natürlich Energie, was das Asha 311 im Ranking nach oben spült. Die geringe Helligkeit ergibt als Konsequenz in beiden Tests eine identische Laufzeit.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.
Wendet man sich von diesem sehr eingeschränkt auf den Alltag anwendbaren Test ab, so lässt sich sagen, dass das Asha 311 durchschnittlich mit zwei Tagen Laufzeit aufwarten konnte. Doch auch in diesem Fall muss auf die deutlichen Einschränkungen im Funktionsumfang hingewiesen werden. Das Telefon wurde im Alltag deutlich weniger oft benutzt als man es von einem „normalen“ Smartphone gewohnt ist. Da das Surfen im Internet oder Abspielen von YouTube-Videos deutlich eingeschränkt ist, verringert sich automatisch auch die Nutzung im Alltag. Das übliche „Rumspielen“, was bei anderen Technik-Boliden sehr viel häufiger vorgenommen wird, trat eher in den Hintergrund. Letzten Endes wurde das Gerät als normales Telefon benutzt, das im Hintergrund E-Mails von mehreren Konten synchronisiert. Dies kommt der Laufzeit zugute, lässt die Werte aber weniger vergleichbar erscheinen.