Samsung ATIV Tab im Test: Tablet mit Windows RT aus Südkorea
2/3Display & Leistung
Was bei Android-Tablets so etwas wie ein Standard ist, scheint sich auch bei Geräten auf Basis von Windows RT zu etablieren. Hier wie dort misst das Display, die zentrale Komponente, 10,1 Zoll in der Diagonalen. Eigene Wege geht die RT-Fraktion bislang aber bei der Auflösung. Statt auf bei Tablets übliche 1.280 × 800 oder 1.920 × 1.080 Pixel setzt Samsung wie auch schon Asus auf 1.366 × ×768 Pixel – Werte, die man von zahlreichen Notebooks kennt. Mit einer Pixeldichte von 155 ppi ist man diesen in puncto Schärfe zwar überlegen, im Vergleich zu den Android- und iOS-Topmodellen, die mit 2.560 × 1.600 (Nexus 10) und 2.048 × 1.536 Pixeln (iPad 4) auf 301 und 263 ppi kommen, schneidet das ATIV Tab aber sichtbar schlechter ab. Wer ein Gerät mit derart hoher Auflösung bereits genutzt hat, wird schon nach wenigen Minuten die geringere Darstellungsqualität des Displays des ATIV Tab erkennen.
Dafür überzeugt die Anzeige bei der Farbdarstellung sowie den Betrachtungswinkeln. Zustande kommt dies durch den Einsatz eines PLS-Panels (Plane-to-Line Switching), eine Samsung-eigene Weiterentwicklung der IPS-Technik. Wie bei dieser kommt es auch bei großen Winkeln zu keinen signifikanten Farb- oder Kontrastveränderungen. Letzterer liegt in der Spitze bei 838:1 – ein eher mittelmäßiger Wert. Mehr als durchschnittlich fällt aber auch die maximale Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung nicht aus. Hier werden 394 Candela pro Quadratmeter erreicht, was für geschlossene Räume mehr als ausreichend ist, im Freien werden hier aber durch die spiegelnde Oberfläche schnell Grenzen erreicht. Ein Stück weit versöhnt dafür die sehr gute automatische Helligkeitsregulierung. Diese sorgt auf Wunsch für eine gute Anpassung an die jeweiligen Umgebungslichtverhältnisse. Gut gefällt auch die verbaute Touch-Sensorik. Diese erkennt Eingaben prompt, das Wiederholen von Gesten war im Test nicht notwendig.
Dies dürfte zu einem guten Teil aber auch an der Leistungsfähigkeit des SoCs liegen. Anders als beim Asus Vivo Tab RT oder dem Surface aus dem Hause Microsoft setzt man hier nicht auf Nvidias Tegra 3 mit seinen vier ARM-Cortex-A9-Kernen, sondern Qualcomms APQ8060A aus der S4-Plus-Reihe mit zwei 1,5 Gigahertz schnellen Krait-Kernen. Neben diesen sorgen vor allem die Adreno-225-GPU sowie der zwei Gigabyte große Arbeitsspeicher für kurze Reaktions- und Wartezeiten. Wirkliche objektive Messwerte zur Leistungsfähigkeit gibt es nur wenige – diese Thematik hatten wir bereits im Test des Asus Vivo Tab RT angesprochen. Bedingt durch die Inkompatibilität in Hinsicht auf x86-Software und die (noch) fehlenden Programme im Windows Store stehe für Windows RT die üblichen Testprogramme nicht zur Verfügung.
In den Browser-lastigen Tests BrowserMark 2.0, Google V8 und Sunspider 0.9.1 offenbarten sich keine Überraschungen. Hier liegt das ATIV Tab auf einem Niveau mit dem Vivo Tab RT. Während die Ergebnisse bei den beiden Erstgenannten nur für die hinteren Plätze reichen, übernimmt Samsungs Tablet im Letztgenannten die erste Position, knapp vor dem Asus-Pendant.
Laufzeit
Das ATIV Tab ist derzeit nur ohne Tastatur-Dock erhältlich, anders als beispielsweise das Vivo Tab, bei dem man je nach Konfiguration auf ein solches zurückgreifen kann. Somit müssen Samsung-Nutzer nicht nur auf eine vollwertige Tastatur, sondern auch auf einen zweiten Akku verzichten. Entsprechend kann das Tablet nicht mit den Langläuferqualitäten des Asus-Konkurrenten mithalten, die durch den zusätzlichen Akku im Dock zustande kommen, im Vergleich ohne Dock schlägt sich das ATIV Tab aber besser.
Denn bei einer Display-Helligkeit von 200 Candela pro Quadratmeter erreichte das Windows-RT-Gerät im Video-Test Laufzeiten von mehr als neun Stunden, gegenüber dem Vivo Tab RT ein Plus von mehr als 15 Prozent. Bei höchstmöglicher Helligkeit musste nach knapp acht Stunden zum Ladegerät gegriffen werden – der derzeit beste Wert für ein Tablet ohne Zweitakku.
Für den praktischen Einsatz bedeutet dies, dass ein kompletter Arbeitstag durchaus mit einer Ladung des Energiespeichers überstanden werden kann, im Zweifelsfall muss die Hintergrundbeleuchtung allerdings auf einen mittleren Wert gesetzt werden. Bei einer weniger intensiven Nutzung, in diesem Fall eine tägliche Nutzung von etwa drei Stunden, muss nach gut einer Woche wieder geladen werden.
Weitere Ausstattung & Oberfläche
Ein Ausstattungswunder ist das ATIV Tab nicht. Gegenüber der Konkurrenz fällt das Angebot aber auch nicht spürbar schlechter aus. So umfasst der interne Speicher je nach Modell 32 oder 64 Gigabyte, mittels microSD-Karte lässt sich dieser eingeschränkt erweitern. Eingeschränkt deshalb, da Windows RT unter anderem die Installation von Programmen auf Wechseldatenträgern nicht zulässt. Somit verkommt die Speicherkarte zu einem Datengrab für Musik, Videos oder Dokumente. Die Diskussionen bezüglich der Größe des Betriebssystem inklusive der bereits vorinstallierten Anwendungen dürfte durch die geringe freie Kapazität des ATIV Tab in der 32-Gigabyte-Fassung neues Futter bekommen. Denn schon unmittelbar nach dem ersten Einschalten sind nur noch rund zwölf Gigabyte für eigene Inhalte frei. Der Kauf einer microSD-Karte ist somit fast schon zwingend, das Ausweichen auf die Cloud ist hingegen nur eingeschränkt empfehlenswert.
Denn abseits eines nutzbaren WLANs steht das ATIV Tab ohne Anbindung an das weltweite Datennetz da, ein Mobilfunkmodem ist nicht vorhanden. Somit bleibt man auf WLAN, immerhin mit Unterstützung von 2,4- und 5,0-Gigahertz-Bändern, Bluetooth und NFC beschränkt. Komplettiert wird die Ausstattung von den üblichen Sensoren inklusive GPS-Empfänger, zwei nach Tablet-Maßstäben leicht überdurchschnittlichen Lautsprechern sowie zwei Kameras. Der rückseitig verbaute Sensor löst mit fünf Megapixeln auf und kann auf einen Autofokus sowie einen LED-Blitz zurückgreifen, der auf der vorderen Seite vorhandene Chip bietet eine Auflösung von 1,1 Megapixeln. Zudem stehen ein USB-2.0-Port sowie ein Micro-HDMI-Ausgang bereit.
Auf Windows RT sind wir bereits im Test des Asus Vivo Tab RT ausführlich eingegangen, weshalb an dieser Stelle nur die wichtigsten Punkte aufgezählt werden sollen. Während die Optik des neuen Betriebssystems weitestgehende der von Windows 8 entspricht, gibt es „unter der Haube“ deutliche Unterschiede. Zu den wichtigsten Minuspunkten gehören das stark eingeschränkte Software-Angebot in Folge der geringen App-Auswahl im Windows Store – auf anderem Wege können Programme nicht bezogen werden –, kleinere Probleme mit der Treiberunterstützung bei Druckern sowie die Beschränkung auf den Internet Explorer bei der Nutzung des Internets. Auf der Habenseite stehen hingegen längere Laufzeiten im Vergleich zu reinrassigen Windows-8-Tablets mit x86-Technik sowie das mitgelieferte und vorinstallierte Office 2013.