UEFI-Boot mit Linux kann Samsung-Notebooks schädigen

Update Ferdinand Thommes
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Das Booten einer Linux-Distribution per UEFI auf einem Samsung-Notebook kann das Gerät so beeinträchtigen, dass es danach nicht mehr benutzbar ist. Betroffen sind mindestens die Modelle 530U3C, 300E5C, NP700Z5C, NP700Z7C und NP900X4C. Der jetzt ausgemachte Schuldige ist eine Funktion in Samsungs Kernel-Treiber samsung-laptop.

Bereits seit einiger Zeit tauchten im Ubuntu-Supportforum vermehrt Fälle auf, bei denen sich nach dem Starten von Ubuntu 12.04 oder Ubuntu 12.10 auf Samsung-Notebooks per UEFI der Kernel aufhängte und nach Abschalten des Geräts dieses gar nicht mehr startete. Das Problem tritt nicht immer in dieser ausgeprägten Form auf, es kann auch sein, dass das Notebook einfach mehrere Anläufe braucht, bis es erfolgreich startet. Ein Anwender erhielt im Rahmen der Gewährleistung von Samsung sein nicht mehr startendes Notebook mit neuem Mainboard zurück. Beim nächsten Startversuch von Ubuntu passierte das Gleiche wieder, worauf er Ubuntu informierte. Der entsprechende Fehlerbericht in Launchpad sammelte in letzter Zeit weitere Anwender mit diesem gravierenden Problem. Dabei stellte sich auch heraus, dass es dabei unerheblich ist, ob Secure Boot benutzt wird oder nicht. Ein weiterer Fehlerbericht auf Kernel.org zeigt, dass nicht nur Ubuntu betroffen ist, sondern der Kernel generell und somit potenziell jede Linux-Distribution.

Kernel-Panic bei Samsung-Notebooks
Kernel-Panic bei Samsung-Notebooks

Im Verlauf der Diskussion wird im Oktober 2012 der Kernel-Treiber samsung-laptop als Auslöser erkannt. Der in den Fehlerbericht involvierte Kernel-Entwickler und Intel-Mitarbeiter Matt Fleming hat jetzt zwei Patches vorgestellt, von denen einer das Problem zumindest umgeht, indem der Treiber erst gar nicht geladen wird, wenn per UEFI gebootet wird. Diese Patches sind aber bisher noch nicht in den Hauptzweig des Kernels eingezogen. Gleichzeitig wird, wie Ubuntu-Entwickler Steve Langasek berichtet, seit Wochen bei Samsung an der Behebung des Problems durch eine neue BIOS-Firmware gearbeitet.

Zudem rät Langasek Anwendern, die Ubuntu auf einem Samsung-Notebook per UEFI benutzen möchten, die jeweiligen Daily Builds zu nutzen, da dort das Problem angeblich umgangen wird. Eine absolute Sicherheit ist das aber derzeit noch nicht. Es scheint daher angeraten, die betroffenen Geräte bis zu einem BIOS-Update seitens Samsung per Compatibility Support Module (CSM) zu starten. Hierbei handelt es sich um einen von Intel in die EFI-Architektur eingebrachter Kompatibilitätsmodus, der ein althergebrachtes BIOS abbildet. Bei Dual-Boot-Umgebungen, in denen das Windows-System bereits per UEFI gestartet wird, ist es mit CSM aber nicht ohne Handarbeit möglich, ein Linux parallel zu installieren.

Update

Heute hat Linus Torvalds die beiden oben erwähnten Patches von Matt Fleming in den Hauptentwicklungszweig des Kernels übernommen. Damit wird, bis Samsung einen neuen Kernel-Treiber fertiggestellt hat, der bisherige Treiber samsung-laptop nicht mehr geladen. Wie schnell die Patches die Anwender schützen können, hängt von der jeweiligen Distribution ab. Die Reaktionszeit liegt erfahrungsgemäß zwischen wenigen Stunden und mehreren Wochen. Der kommende Kernel 3.8 wird die Patches aber genauso enthalten wie die noch weiterhin gepflegten Kernel 3.0, 3.2, 3.4 und 3.7.

Darüber hinaus scheint das BIOS der betroffenen Samsung Geräte, was die Implementierung von UEFI angeht, noch mehr Möglichkeiten zu bieten, die Geräte aus dem Tritt zu bringen, wie ein Anwender in seinem Blog detailliert erläutert.