Kommentar: Sony stellt neuen Controller vor – und sonst?
Ein halber Tag ist nun seit der Vorstellung der neuen PlayStation 4 vergangen, Zeit ein erstes Resümee zu ziehen. Doch halt: Wie will man über etwas urteilen, dass im Prinzip noch niemand kennt? Denn Sony hat es geschafft ein Gerät anzukündigen, ohne dieses anzukündigen.
Lediglich ein sehr unförmig wirkender neuer Controller und die neue 3D-Kamera waren zu sehen, die Konsole an sich blieb man ebenso schuldig wie Angaben zum Preis oder genaueren Verfügbarkeit. Die andere häufig gestellte Frage von Kommentatoren: Wo versteckt sich die Innovation, wo bleibt der Sprung, den es noch von der zweiten zur dritten PlayStation-Generation gab – Stichwort Blu-ray? Die Antwort: Es gibt keine, ob man das nun gut oder schlecht finden mag. Sony hat sich, soweit man dies aus dem bisher Bekannten herauslesen kann, auf die eigenen Stärken besonnen und diese weiterentwickelt. Die Grafik soll besser werden, die Lade- und Wartezeiten kürzer, das gemeinsame „Erlebnis Spiel“ durch die Integration von sozialen Netzwerken und Funktionen intensiver.
Auswirkungen auf die Qualität oder Art der Spiele dürfte all dies nicht haben, hier ist Nintendo selbst mit seiner Wii oder auch der Wii U noch immer innovativer. Die neue Sony-Konsole läuft trotz der neuen 3D-Kamera, die irgendwie frappierend an Kinect erinnert, Gefahr, ein Grafikblender ohne besonderen Tiefgang zu werden. Ja, die in der vergangenen Nacht gezeigten Grafikdemos sahen nett aus, unter Anspruch jenseits von Klickibunti, Explosionen und Gemetzel dürften die meisten aber etwas anderes verstehen.
Zugegeben: Möglicherweise hat Sony sich den wahren Kracher für die E3 aufgehoben, denn bis zum Start im vierten Quartal ist noch viel Zeit, die überbrückt werden muss. Und unter Umständen will man dem Konkurrenten Microsoft noch nicht alle Trümpfe präsentieren, der – so die bisherigen Gerüchte stimmen – seine neue Konsole zum Zentrum des Wohnzimmers machen will. Ein Punkt, den der japanische Mitbewerber nahezu in Gänze ausgelassen hat. Zusammengefasst, das bislang Gezeigte dürfte niemanden vom Hocker gehauen haben – an der Börse sieht man das übrigens genauso, der Druck auf Sony wächst also.
Mutig und richtig ist hingegen der Schritt in Richtung x86-Technik. Durch den Verzicht auf allzu exotische Komponenten macht das Unternehmen es den Entwicklern leichter, Spiele zu portieren – in beide Richtungen. Angesichts des finanziellen Drucks, unter dem viele Studios und Publisher stehen, nicht die schlechteste Wahl. Diese zählen ebenso zu den Gewinnern wie auch AMD. Die kriselnde Chip-Schmiede kann mit der PlayStation 4 zeigen, zu was man in der Lage ist. Ein Erfolg der Konsole ist also auch ein Erfolg für den größten Intel-Konkurrenten.
Das vorläufige Fazit: Bei Microsoft wird in den vergangenen Stunden niemandem Angst und Bange geworden sein. Sollte man dort aber wider Erwarten die von Sony nicht sonderlich hoch gelegte Latte nicht überspringen können, droht der Konsolenwelt ein jahrelanger Stillstand. Freuen dürfte es den Dritten im Bunde.
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