Opera freut sich über 300 Millionen Nutzer
Opera gab gestern bekannt, mittlerweile würden 300 Millionen Anwender ihre Produkte nutzen. Viel wichtiger ist aber die darauf folgende Nachricht, dass der Browser-Hersteller seine selbst entwickelte Rendering-Engine Presto über Bord wirft und ab sofort in allen Produkten auf WebKit setzt und die JavaScript-Engine V8 einführt.
Die HTML-Rendering-Engine Presto fand bei Opera seit 2003 Verwendung. Jetzt wendet sich Opera dem freien Renderer WebKit zu, der bereits unter anderem bei Chrome, Safari, Reconq, Qupzilla, Arora, Midori, Konqeuror und einigen mobilen Browsern zum Einsatz kommt und ursprünglich aus der Rendering-Engine KHTML des KDE-Projekts entstand. Die ebenfalls freie Javascript-Engine V8 wird seit 2006 von Google entwickelt und findet unter anderem in deren Browser Chrome Verwendung.
Als erstes Produkt der Norweger soll der mobile Browser Ice für Android als auch iOS von WebKit profitieren. Dieser soll auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona Ende des Monats vorgestellt werden. Opera für den Desktop sowie andere Produkte vollziehen den Wechsel etwas später. Die Tatsache, dass Opera diesen Einschnitt zuerst im mobilen Sektor wagt, mag seinen Grund darin haben, dass der Marktanteil von Opera im mobilen Bereich den bei Desktops bei weitem übersteigt.
Als Gründe für den Umstieg nennen die Entwickler die Tatsache, dass WebKit heute all das beherrscht, was man sich beim Start von Opera als Standards gewünscht habe und damals selbst entwickeln musste. Somit mache es in Zukunft keinerlei Sinn mehr, für Presto weiterhin Funktionen zu implementieren, die in WebKit bereits vorliegen. Man wolle stattdessen lieber aktiv zu WebKit und Chrome beitragen.
Für den Anwender wird sich nicht allzu viel ändern. Das Rendern der Inhalte mobiler Seiten soll etwas schneller vonstatten gehen, da viele mobile Seiten bereits für WebKit optimiert sind. Allerdings bringt der Umstieg auf die Open-Source-Engine den Verzicht auf die Unterstützung einiger eingebauter Codecs mit sich. Der Anwender sollte also sicherstellen, dass sein Betriebssystem die gängigen proprietären Audio- und Video-Codecs mitbringt, da WebKit von Hause aus lediglich freie Codecs wie WebM, Ogg Vorbis und Ogg Theora enthält. Entwickler von Erweiterungen für Opera müssen sich auf ein neues Format einstellen, alte Erweiterungen werden nicht mehr funktionieren. Allerdings bietet Opera eine Software für die Umstellung des alten OEX-Formats auf eines, das mit Chromium als der neuen Basis für Opera kompatibel ist.
Mit Operas Abkehr von Presto verbleiben außer der vom Internet Explorer verwendeten Engine Trident nur noch zwei ernstzunehmende HTML-Rendering-Engines: WebKit und Gecko.