Acer Iconia Tab B1 im Test: Das 119-Euro-Tablet
3/6Display
Das größere Display eines Tablets im Vergleich zu Smartphones ist üblicherweise der Hauptgrund für die Anschaffung eines solchen Gerätes, sodass die potenzielle Kundschaft ein entsprechendes Augenmerk auf die Qualität dieser Komponente legt. Doch das verbaute 7-Zoll-Display stellt die wohl größte Einschränkung des Iconia Tab B1 dar. Gleich mehrere Kritikpunkte muss das Display einstecken: Die Helligkeit der Anzeige fällt sehr niedrig aus und das Display ist sehr blickwinkelabhängig. Zurückzuführen ist das auf das verbaute TN-Panel, das mit einer mageren Auflösung von 600 × 1.024 Bildpunkten (170 ppi) arbeitet und Vertretern aus der IPS- oder AMOLED-Liga eindeutig unterlegen ist.
Im Detail ergibt sich zum Beispiel bei der Auflösung eine sehr pixelige Darstellung der Android-Oberfläche. Schriften sind zum Teil schwer lesbar, da nicht genügend Bildpunkte zum Einsatz kommen, um die Buchstaben klar darzustellen. Farben werden nur bei optimaler Ausrichtung zum Betrachter gut wiedergegeben. Vor allem quer gehalten fallen Schwankungen der Bildqualität auf. Bei vertikaler Ausrichtung macht sich dieses Verhalten weniger stark bemerkbar, ist jedoch ebenso vorhanden. Der subjektive Eindruck der Helligkeit fällt ernüchternd aus. Schon bei Zimmerbeleuchtung kommt es zu Schwierigkeiten bei der Ablesbarkeit. Im Außeneinsatz fällt es noch schwerer, Inhalte auf dem stark spiegelnden und wenig hellen Display zu betrachten.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Das Acer Iconia Tab B1 reiht sich in den Messungen nur als Schlusslicht in unsere Diagramme ein. Die maximale Helligkeit des verbauten TN-Panels liegt bei 204 cd/m² und somit über 20 Prozent hinter dem Vorletzten. Der Abstand zum Asus Nexus 7 beträgt fast 120 cd/m². Beim Kontrast muss sich das Acer-Tablet ebenfalls mit dem letzten Platz zufriedengeben, wobei der Abstand zu den besser platzierten Tablets dieses Mal weniger dramatisch ausfällt. Mit einem Kontrast von 703:1 liegt das Iconia Tab B1 aber trotzdem weit entfernt vom Wert (975:1) des Nexus 7. Abseits der maximalen Helligkeits-Stufe lässt sich das Tablet im Alltag nur sehr schlecht bedienen. Neben einer weiteren Kostenreduzierung hat Acer wohl auch deshalb auf eine automatische Regulierung verzichtet. Das Gebotene, bestehend aus einer sehr niedrigen maximalen Helligkeit, starken Blickwinkelabhängigkeit, grober Auflösung und einem grenzwertigen Kontrast, lässt am Ende nur eine Bewertung des Displays mit „sehr schlecht“ zu.