HTC One SV im Test: Wenig Substanz trotz großem Namen
4/6Performance & Oberfläche
In HTCs One SV arbeitet bewährte Technik aus dem Hause Qualcomm. Der verbaute S4-Plus-SoC MSM8230 wird in 28 nm gefertigt und arbeitet mit zwei Krait-Kernen, die mit 1,2 GHz getaktet sind. Diesen steht eine Adreno-305-GPU zur Seite. Mit 1.024 MB fällt der Arbeitsspeicher durchschnittlich aber in den meisten Situationen ausreichend groß aus.
Mit dieser Ausstattung meisterte das Gerät im Alltag so gut wie jedes Szenario ausreichend schnell, wenngleich keine neuen Rekorde aufgestellt werden. Ab und zu legt das One SV auch kurze Denkpausen ein und es kommt zu leichten Rucklern. Das passiert vor allem, wenn mehrere Apps geöffnet sind und im Hintergrund laufen oder gerade eine neue App installiert wird. Die Bedienung der Oberfläche gestaltet sich davon abgesehen aber weitestgehend flüssig. Mit Android 4.1 „Jelly Bean“ und „Project Butter“ hätte man aber ein besseres Ergebnis abliefern können. Stattdessen setzt HTC auf das über ein Jahr alte Android 4.0.4 „Ice Cream Sandwich“. Ein Update soll folgen – einen exakten Termin nennt HTC aber nicht.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beiträgt, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden müssen.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt- und GLBenchmark auf die GPU-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Die ermittelten Benchmark-Werte stimmen in großen Teilen mit dem subjektiven Eindruck überein. Das One SV schneidet weder besonders schnell ab, noch ist es dramatisch langsam. Auffallend ist aber, dass das ältere One S in fast jeder Disziplin vor dem SV landet. Der dort verbaute SoC MSM8260A mit 1,5 Gigahertz und Adreno-225-GPU bietet das potentere Gesamtpaket. Auch andere Smartphones aus einer ähnlichen Preisregion können sich vor das One SV setzen. Hier sind vor allem das Huawei Ascend G 615 und das Google Nexus 4 zu nennen, die in jeder Situation schneller arbeiten als das One SV. Das Fazit fällt entsprechend durchwachsen aus. Den bestenfalls mittelmäßigen Benchmark-Ergebnissen steht die größtenteils ausreichend schnelle Performance im Alltag gegenüber. „Normalen“ Anwendern wird das Gebotene reichen, Power-User müssen aber mit Abstrichen leben. Das Ergebnis in „Linpack for Android“ fällt reproduzierbar unrealistisch hoch aus, sodass dieser Wert nicht Teil der Beurteilung ist.
Wie bereits angesprochen setzt HTC beim One SV auf die Anfang Februar 2012 vorgestellte Android-Version 4.0.4 „Ice Cream Sandwich“. Erweitert wird diese Basis durch die HTC-Oberfläche Sense, die auf dem One SV in Version 4.1 zum Einsatz kommt. Wie auch Samsungs TouchWiz gehört Sense zu den am stärksten veränderten Oberflächen. Ähnlichkeiten zu einem Standard-Android lassen sich kaum noch erkennen.
Die größten Unterschiede finden sich auf dem Lock- und Homescreen sowie im App-Launcher. Die von HTC gestellten Widgets dürften vielen Anwendern bereits bekannt sein und gelten als sofortiges Erkennungszeichen von Sense. Der Lockscreen lässt sich mit Verknüpfungen zu bestimmten Apps erweitern und der Launcher erlaubt es Applikationen in vorgegebene Kategorien aufzuteilen. Abseits dieser Funktionen scheint der Zahn der Zeit aber etwas an der Oberfläche genagt zu haben. Sense hat an „Frische“ verloren und wirkt mittlerweile etwas angestaubt. Die Schlankheitskur ab Version 4.0 hat der Oberfläche aber gut getan. Sie wirkt nicht mehr so überfrachtet, lässt aber auch weiterhin Funktionen wie einen Schnellzugriff auf die Einstellungen vermissen.