Tim Cook hätte Samsung nicht verklagt
Laut eines Reuters-Artikel stimmte Tim Cook seinerzeit gegen eine Klage gegen Samsung, wurde aber von Steve Jobs überstimmt. Laut Cook wollte es sich der jetzige CEO nicht mit einem der Hauptlieferanten von Apple verscherzen.
Dieser Tage überraschte Tim Cook mit einer Aussage, welche vielleicht dafür sorgen könnte, dass die ganze Auseinandersetzung zwischen Apple und Samsung in einem anderen Licht erscheint.
Im Jahre 2005 suchte Apple nach einem starken und zuverlässigen Zulieferer für Flash-Speicher, unter anderen auch bezüglich der Entwicklung des ersten iPhones, aber auch weil Apple für den zukünftigen iPod Nano und iPod Shuffle auf die bisher in den iPods verbauten Festplatten verzichten wollte, und wurde in Samsung fündig. Jobs stellte dieser Zeit die These auf, dass derjenige, welcher diesen, zu dieser Zeit noch recht instabilen, Markt beherrscht, auch den Bereich der Consumer Electronics beherrschen würde. Zu diesem Zeitpunkt konnte das südkoreanische Unternehmen noch einen Marktanteil von über 50 Prozent in diesem Segment für sich verbuchen – und auch heute sind es immerhin noch über 39 Prozent. Lange Zeit war es auch für beide Unternehmen eine Gewinnsituation: Apple wusste mit Samsung um einen Lieferanten, der federführend in der Flashspeicher-Technik war und das südkoreanische Unternehmen verdiente sehr gut mit den Käufen seitens Apples - alleine im letzten Jahr lieferte Samsung Teile im Wert von über acht Milliarden US-Dollar an die Lieferungsstätten des Unternehmens aus Cupertino. Ein weiterer Vorteil dieser Geschäftsbeziehung war, dass Samsung auch Prozessoren für zukünftige iPhone- und iPad-Geräte lieferte.
Im Jahre 2010 fingen derweil die Probleme an. Besonders am Galaxy S) stieß sich Steve Jobs, da dieses seiner Meinung zur Folge dem damaligen aktuellen iPhone, dem iPhone 3G und iPhone 3GS, zu sehr ähnelte. Dies teilte man auch einer Delegation von Managern des Unternehmens aus Südkorea mit, als diese in Cupertino zu Gast waren. Cook und Jobs gingen davon aus, dass Samsung aufgrund der vorgebrachten Einwände die Gestaltung des Galaxy S in Rücksprache mit Apple ändern würde, was jedoch nicht geschah. Aber nicht nur das Galaxy S, auch das Galaxy Tab trug nicht sonderlich zur Entspannung der Situation bei. So kam es dazu, dass Apple Samsung für die, ihrer Meinung nach zu großen Ähnlichkeiten, verklagte.
Jetzt gab Tim Cook bekannt, dass er in dieser Hinsicht für ein eher gemäßigtes Vorgehen seitens Apple gestimmt habe und Samsung dementsprechend – erst einmal - nicht verklagt und ein eher gemäßigtes Vorgehen vorgeschlagen hätte. Dieser Vorschlag wurde aber seitens Steve Jobs überstimmt, welcher die Geduld bezüglich Samsung verlor und davon ausging, dass die Südkoreaner die Zulieferverträge als Druckmittel verwenden würden – denn so schnell würde Apple keinen Zulieferer finden, welcher auch die benötigten Kapazitäten zur Verfügung stellen könnte. Auch war Cook der Meinung, dass eine Klage das bis dahin gute Verhältnis zu Samsung stark beschädigen würde. Ebenso warnte dieser vor weitreichenden Folgen, welche infolge der vielen Prozesse auch eintraten: Zum einen musste Apple in diversen Prozessführungen weite Einblicke in Firmen-Internas geben, was auch von Vorteil für Samsung gewesen sein könnte. Dies sah auch Horace Dediu, einer der führenden Analysten bei Nokia so. Seiner Meinung nach könne es nur ein Vorteil darstellen, ein Zulieferer von Apple zu sein. Denn so hätte das südkoreanische Unternehmen Einblicke bekommen können, in welcher Richtung der mobile Sektor sich bewegen würde und womit Geld verdient werden könnte. Durch die Offenlegung der internen Prozesse wurde dieses Wissen noch verstärkt. Des Weiteren wurden dem Unternehmen aus Cupertino nicht wenige Patente und Geschmacksmuster infolge diverser Verfahren aberkannt. Auch litt bei dieser ganzen Klagewelle das Image von Apple nicht nur in den USA, zudem führte es unter Experten zu einer Diskussion, ob das jetzige Patentgesetz in den USA überhaupt noch zeitgemäß wäre.
Es steht nun die Frage im Raum, ob unter Tim Cook die bisherige Praxis geändert wird oder ob alles so weiter läuft wie bisher. Im Moment schaut es nicht danach aus, auch bei aktuellen Verfahren weicht Apple kaum von seiner Linie ab.