ArmA III im Test: Die Alpha ist auf einem guten Weg

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Sasan Abdi
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Arma III Alpha auf einen Blick

Bohemia geht für die Alpha von „ArmA III“ einen Weg, der auf den ersten Blick dreist wirkt, denn wer schon jetzt einen Blick auf das Spiel werfen möchte, wird via Steam mit satten 25 Euro zur Kasse gebeten. Hier hat man es aber nicht mit einem wirren, sondern mit einem sehr guten, für echte Freunde der Reihe gedachten Angebot zu tun, da man nicht nur den Alpha-Zugang samt Einladungen für die am 14. März 2013 gestartete „Alpha Lite“ ohne Mehrspielermodus erwirbt, sondern auch einen frühen Zugang zur Beta und vor allem ein kostenfreies Update auf die Vollversion erhält. Die Entwickler lassen die Community also für den besagten Betrag in bester Kickstarter-Manier an der Entwicklung teilhaben, was ein sehr vorbildliches, transparentes Vorgehen darstellt und zugleich für erste wichtige Einnahmen sorgt.

ArmA III Alpha im Test
ArmA III Alpha im Test

Dabei ist völlig klar, dass „Alpha“ drin ist, wo „Alpha“ draufsteht. Dementsprechend sieht man vom „ArmA III“-Setting, bei dem der Iran eine Naturkatastrophe in der Türkei nutzt, um bis nach Griechenland vorzustoßen und dort auf die NATO zutreffen, herzlich wenig. Auch eine umfassende Vertonung, Missionsstrukturen, einen riesigen Fuhrpark, ein umfassendes Waffenarsenal oder sonstige ausgeklügelte Inhalte darf man nicht erwarten. Stattdessen bietet die Alpha genau das: einen ersten Einblick in „ArmA III“.

Dieser ist in Form von sogenannten Showcases organisiert, von denen der Spieler vier aufrufen kann und die in komprimierter Form die wichtigsten Spielfunktionen beinhalten. Konkreter darf man sich als Mitglied eines Infanterie-Squads beim Angriff auf ein Dorf versuchen, als Kampftaucher Minen entschärfen und sich als Boden-Luft-Spielverderber versuchen, einen gepanzerten Jeep und ein Quad steuern und schließlich am Steuerknüppel eines Littlebird-Helikopters der NATO Platz nehmen. Die länge dieser Mini-Mission ist dabei sehr begrenzt, sodass Kenner der Reihe spätestens nach zwei Stunden alle Showcases abgehakt haben sollten.

ArmA III Alpha im Test
ArmA III Alpha im Test

Dennoch hat man es hier mit einer guten Grundlage für einen ersten Eindruck zu tun. Sofort deutlich wird zum Beispiel, dass Bohemia kein bisschen auf die „Casual“-Schiene eingeschwenkt ist: Auch „ArmA III“ geht sich knackig schwer an, wobei ein umsichtiges, langsames Vorgehen gefragt ist – ein Spielstil, der nach „Call of Duty“, „Crysis“ und Konsorten einer regelrechten Umerziehung der Spielerschaft gleichkommt und auch bei uns dazu führte, dass wir in den ersten Minuten wild losstürmend, ungeduldig ballernd immer wieder scheiterten. „ArmA III“ bleibt also ganz Militärsimulation, sodass es auch hier auf jene Tugenden ankommt, die die Reihe in einer eingeschworenen Community so beliebt gemacht hat.

Das neue „ArmA“ fühlt sich also wie ein klassisches „ArmA“ an, sodass hoffentlich schon die Beta zeigen wird, welche neuen, inhaltlichen Schwerpunkte Bohemia für den vierten Teil setzen wird. Kleine Änderungen sind allerdings schon in der Alpha zu erkennen. So fällt das insgesamt rund ein Dutzend Gewehre und Co. enthaltene Waffenarsenal aufgrund des Settings – „ArmA III“ wird im Jahr 2034 spielen – etwas futuristischer aus, als noch im Vorgänger. Zudem wirkt das Inventar aufgeräumter und responsiver, wobei man nun für die jeweilige Ausrüstung in Sachen Aufsätze durch eine Modularisierung mehr Möglichkeiten an die Hand bekommt. Gut gefällt auch das überarbeitete Haltungsmanagement, das über die linke STRG-Taste und unter anderem in Kombination mit den WASD-Tasten ein wesentlich differenziertes „Movement“ erlaubt.

ArmA III Alpha im Test
ArmA III Alpha im Test

So löblich diese Details sind, es gibt auch etwas zu meckern. Eingefleischte „ArmA“-Liebhaber wird es zwar aufregen, doch ein Schwachpunkt ist in unseren Augen auch in „ArmA III“ die KI. Sicher, es liegt in der Natur der Sache, dass eine flexible, so gut wie gar nicht geskriptete künstliche Intelligenz extreme Anforderungen an Mensch und Maschine stellt. Dennoch, oder gerade deswegen, ist die KI in einem Spiel wie „ArmA III“ so entscheidend.

Ähnlich wie im Vorgänger liegen Licht und Finsternis in dieser Hinsicht auch in der Alpha dicht beieinander. Einerseits kommt verdammt viel Atmosphäre auf, wenn das eigene Squad von Gegnern eingekreist und gezielt unter Beschuss genommen wird; andererseits stößt es „ArmA“-typisch sauer auf, wenn die Mitstreiter einfach bewegungslos stehenbleiben oder aber gegnerische Soldaten einen bis auf drei Meter herankommen lassen.

Glühende Verfechter der Reihe werden jetzt nicht ohne Recht darauf hinweisen, dass die Kompetenz der KI ja stufenlos angepasst werden kann. Auch wenn dies die Wucht der beschriebenen Problematik abschwächt, hat man es hier doch nicht mit einer kompletten Relativierung zu tun, denn Untiefen bleiben: Schon auf geringer Kompetenzstufe kann es passieren, dass die KI-Gegner durchs Gehölz blicken und den Spieler selbst auf höchste Entfernung extrem präzise aufs Korn nehmen können. Diese Zweiteilung ist durchaus problematisch, weil hier einerseits übertriebene Kompetenz und andererseits extreme Unfähigkeit aufeinanderprallen, sodass man sich schnell fragt: KI hoch- oder doch lieber herunterstellen?

Bemerkenswert ist aber, dass es sich hierbei um die einzige richtig große Baustelle handelt. Sieht man von der KI-Balance und einigen gravierenden Aussetzern ab, wirkt der präsentierte Ausschnitt von „ArmA III“ nämlich bereits überraschend rund. Besonders gefällt dabei die neue Grafik. Basierend auf der Real Virtuality 4 Engine darf der Spieler nun beispielsweise auch unter Wasser zu Werke gehen. Und auch sonst gefällt die neue Optik, zu der auch detaillierte Map-Zugänge wie begehbare Gebäude, knackigere Texturen, eine enorme Weitsicht und ansehnlichere Effekte wie Ragdoll, detailliertes Fahrzeuginterieur und schicke Wellengänge gehören. Wenn Bohemia hier bis zur finalen Version noch mehr Zeit investiert und so zum Beispiel eindrucksvolleres Feuer sowie umherfliegende Trümmerstücke realisiert – Begeisterung wäre sicher.

Etwas eingeschränkt wird dieser Eindruck – ebenfalls „ArmA“-typisch – durch die Performance. Hier muss man sich für die Alpha auf eine noch nicht ideale Optimierung einstellen: Ganz gleich, was für ein System man sein Eigen nennt – richtig ausgenutzt wird es von „ArmA III“ bisher noch nicht. Auf dieser Grundlage lief der Titel auf unserem Testsystem nur auf „hohen“ Details in einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln mit spielbaren Bildraten im Bereich der 40 FPS, die je nach Situation aber durchaus auch nennenswert einbrechen konnten.

Löblich ist aber, dass man abseits von den fest definierten Einstellungen auch selbst umfassend Hand an die Settings legen kann. Aus diesem Grund dürfte „ArmA III“ tatsächlich wie versprochen auf einer ganzen Bandbreite von Systemen laufen, sodass sich von älteren Büchsen bis hin zu absoluten Highend-Rechnern allerlei Konfigurationen an dem Spiel werden abarbeiten können.

Deutlich aufgewertet wird die Alpha schließlich durch den integrierten Multiplayer und die Mod-Unterstützung, wobei sowohl beim Umfang – zur Verfügung stehen zwei Koop-Mission – als auch bei der Stabilität des Multiplayers der Alpha-Status deutlich wird: Verbindungsabbrüche und kleinere Fehler sind keine Seltenheit. Der ebenfalls bereits beigelegte Editor dürfte in puncto Umfang allerdings zügig bewirken, dass schnell neues Futter produziert wird. Letzterer ist ohnehin keine schlechte Anlaufstelle, um noch tiefer in „ArmA III“ einzusteigen: Schnell ist eine kleine Massenschlacht konzipiert, sodass echte Enthusiasten auch über die Showcases hinaus versorgt sind.