Kommentar: Das Samsung Galaxy S4 polarisiert
In die altehrwürdige Radio City Music Hall im Herzen Manhattens hatte Samsung die Presse eingeladen, um „the next big thing“ zu präsentieren. Dass es sich dabei um das Galaxy S4 handeln würde, war schon seit Tagen klar, überraschend fielen hingegen die ersten Eindrücke und Kommentare aus.
Denn während die Medienvertreter nach dem ersten Ausprobieren fast durch die Bank sehr angetan von dem waren, was Samsung ab April verkaufen will, waren die Leser weltweit eher enttäuscht. Von zu wenigen technischen Innovationen war die Rede, aber auch Mutlosigkeit beim Design wurde dem Hersteller vorgeworfen. Doch sind Samsung die Ideen tatsächlich ausgegangen oder waren die – auch von den Medien geschürten – Erwartungen schlicht zu hoch?
Tatsächlich dürfte letzteres der Grund sein. Denn bei allem Fortschritt, der in den letzten Monaten bei Smartphones zu beobachten war, derzeit geht schlicht nicht viel mehr. Fünf Zoll, volle HD-Auflösung, schnelles LTE, ein moderner SoC, selbst an einen Infrarot-Port hat man in Südkorea gedacht. Rein technisch bewegt sich das Galaxy S4 auf Augenhöhe mit den wichtigsten Mitbewerbern. Sicher, in dem ein oder anderen Punkt hätte man minimal mehr bieten können, doch „nur weil man es kann“ ist nicht immer der beste Weg.
Will man Samsung etwas vorwerfen, dann muss man sich die Software anschauen. Denn fast alles, was gestern gezeigt wurde, ist bereits seit Wochen oder gar Monaten bei der Konkurrenz erhältlich. Umfangreiche Kamerafunktionen bieten auch HTC und Sony, die „Dual Camera“ hat LG bereits vor Wochen angekündigt. Und der Rest? Der „S Translator“ ist nichts anderes als ein verkleidetes Google Translate, „S Health“ steht in ähnlicher Form in zig Applikationen in Google Play zur Verfügung, die Möglichkeit Fotoalben auf dem Smartphone zu erstellen und diese an einen Dienstleister zum Entwickeln weiterzureichen ist ebenfalls nicht revolutionär. Zudem will Samsung die meisten der neuen Funktionen auch für das Galaxy S III anbieten, die Vorteile des neue Modells im Vergleich zum Vorgänger werden also weniger.
Und dennoch: Die vierte Generation der Galaxy-S-Reihe ist die bislang beste. Denn im Vergleich zum Galaxy S III wirkt sie deutlich schlüssiger, Soft- und Hardware scheinen besser aufeinander abgestimmt, mit dem Aluminiumrahmen haben endlich auch hochwertigere Materialien Verwendung gefunden. Die Schlussfolgerung vieler Kollegen, dass das Galaxy S4 für Samsung das sei, was für Apple das iPhone 4S war, ist am Ende nicht ganz von der Hand zu weisen. Dies ist kein Vorwurf, sondern ein Lob. Denn statt zu versuchen, das Rad komplett neu zu erfinden, hat man sich auf eine mehr oder weniger sanfte Modellpflege besonnen.
Dem Erfolg dürfte am Ende nur noch ein Punkt im Wege stehen: Die unverbindliche Preisempfehlung von 729 Euro für das Grundmodell, ein sehr ambitionierter Preispunkt, auch wenn der Straßenpreis schon wenige Wochen nach dem Verkaufsstart deutlich darunter liegen wird – nicht zuletzt durch die starke Konkurrenz.
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