StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test: Die Zerg sind los!

 3/4
Sasan Abdi
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HoS auf einen Blick (Forts.)

Dazu passt auch, dass die neue Basis weniger authentisch wirkt, als jene des ersten Teils. Bei dieser handelt es sich um ein organisches Raumschiff, das den passenden Namen „Leviathan“ trägt und zwischen den Missionen neben Gesprächen mit den zentralen Zerg-Aktueren vor allem Zugriff auf zwei wichtige Bereiche bietet.

StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test
StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test

Da ist zum einen die Charakterentwicklung von Sarah Kerrigan: Die ehemalige „Königin der Klingen“ tritt in HoS ständig und damit wesentlich öfter als Jim Raynor im ersten Teil höchstselbst in Aktion, was das Missionsdesign weiter aufpeppt, da man sein Vorgehen um die Eigenschaften und Fähigkeiten dieser zentralen Heldin stricken kann. Gelungen ist aber nicht nur die je nach Schwierigkeitsgrad in manchen Situationen spielentscheidende Anwendung der Kräfte, sondern auch, dass diese über einen eigenen Bereich im Leviathan durch die Einlösung von über Haupt- und Nebenmissionen erworbenen Machtpunkte erweitert werden können.

Dazu muss sich der Spieler stufenweise für eine von zwei (im weiteren Spielverlauf drei) Fähigkeiten entscheiden. Ein echter Entscheidungsdruck und langes Grübeln kommt aber leider nicht auf, da die Entwickler ganz dem Zeitgeist der Vereinfachung entsprechend erlauben, die Fähigkeiten neu zu kombinieren. Dennoch wachsen die Fähigkeiten von Sarah auf diesem Wege parallel zu den gewohnt langsam aber stetig ansteigenden Anforderungen der Kampagne , wobei es dem Spieler je nach Geschmack freisteht, auf welche Kompetenzen er dabei setzt.

StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test
StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test

Gelungen ist auch der zweite wichtige Abschnitt, der in Teilen dem Forschungsmodul aus „Wings of Liberty“ ähnelt: In der vom bereits erwähnten Abathur geleiteten „Evolutionsgrube“ können Einheitentypen mit Boni wie einer erhöhten Geschwindigkeit oder einer automatischen Wiedergeburt versehen werden, wobei je Gattung aus einer von drei Aufwertung gewählt werden darf. Auch an dieser Stelle wird man allerdings nicht unter Druck gesetzt, da die Auswahl nicht endgültig ist, sondern zwischen den Missionen geändert werden kann.

Finaler ist allerdings die Entscheidung für die über die Kampagne verteilte genetische Weiterentwicklung dieser Einheitengattungen. Gekoppelt an insgesamt sieben kurze Evolutionsmissionen muss sich der Spieler hier für eine von zwei Weiterentwicklungen entscheiden. Aus den Zerglingen wird so bespielsweise entweder eine stärkere, klippenüberwindende, heuschreckenähnliche Plage oder aber eine noch stärker auf Masse setzende Körperwelle, bei der gleich drei Kreaturen je Larve geboren werden.

StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test
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Dieses System überzeugt und sorgt für wesentlich mehr Entscheidungsdruck als die variable Wahl eines Einheitenbonus'. Zudem hat die Entscheidung tatsächlich maßgeblichen Einfluss auf den Spielstil, was erst recht zu einem höheren Entscheidungsdruck und damit zur Spieltiefe beiträgt. Übrigens: Die erwähnten Evolutionsmissionen sind eine nette Dreingabe, ansonsten aber kaum der Rede wert, sodass man sie nur bedingt als handfeste Inhalte zu den 20 Missionen der mit rund 13 Stunden recht umfassenden Kampagne rechnen kann.

Doch auch nach dem Ende der Kampagne hat „Heart of the Swarm“ noch einiges zu bieten, denn immerhin erweitert es den in „StarCraft 2“ so zentralen Multiplayer um einige Details. Zu diesen sind allen voran die sieben neuen – unserem ersten Eindruck nach bisher allerdings nur begrenzt zum Einsatz kommenden – Einheiten wie die vierbeinige Arachnomine (Terraner) oder das große Kampfschiff Tempest (Protoss) zu zählen. Aber auch bestehende Einheiten wurden teilweise überarbeitet, sodass beispielsweise die Terraner-Hellions nun in mächtigere Kampfhelions umgewandelt werden können.

Diese Einheiten können auf neuen, an die in der Kampagne präsentierten HoS-Welten angelehnten Multiplayer-Karten auf die menschlichen Gegenspieler losgelassen werden. Um die Einsteigerfreundlichkeit zu erhöhen, wurde ein Trainingsmodus integriert, der über eine verbesserte KI verfügt und so auch neue Spieler schonend aber effektiv an die Materie heranführen soll. Wer als Einsteiger einen Profi kennt, kann zudem gemeinsam und dynamisch Replays analysieren und auf wechselnden Positionen zu einer beliebigen Zeit erneut einsteigen. Letzteres bietet sich natürlich auch für professionelle(re) Spieler an, die sich mit „Heart of the Swarm“ nun auch zu Clans zusammenschließen können.

Technisch basiert der zweite „StarCraft 2“-Teil natürlich auf den Parametern des Grundspiels, wobei allerdings schon dieses über Updates (Stichwort „Extreme-Settings“) überarbeitet wurde. Gänzlich neu sind frische Ragdoll-Effekte, die die Physik der Einheiten bei Treffern, beim Sterben etc. aufpeppen, was insbesondere „Wings of Liberty“-Vielspielern sofort auffallen dürfte. Bei Bedarf kann außerdem per einfachem Haken im Grafikmenü Kantenglättung aktiviert werden. Auf dieser Basis wirkt das Addon mit knackigen Explosionen, detailliert in Szene gesetzten Karten und schönen Effekten insgesamt durchaus erfrischend, auch wenn man im Vergleich zu einem aktuellen „Wings of Liberty“ keinen großen Sprung erwarten darf.

Löblich ist auch, dass „StarCraft 2“ weiterhin hardwarefreundlich bleibt. Auf unserem Testsystem läuft HoS auf „Extreme“-Details und mit aktiviertem Anti-Aliasing in einer Auflösung von 1920 × 1080 nur sehr selten unter 50 Bildern pro Sekunde. Bei deaktivierter Kantenglättung und deaktiviertem VSync tendieren die FPS gar in Richtung 100, sodass man wahrlich kein taufrisches System benötigt, um den Titel in ansprechender Qualität genießen zu können.

Ein Lob verdient sich abschließend auch die Sound- und Sprachumsetzung. Hier trifft eine passende musikalische Untermalung wie bereits erwähnt auf überwiegend exzellente deutsche Sprecher – so soll es sein!