Unser Resümee: Das war der Mobile World Congress 2013
Vier Tage lang blickte die IT-Welt auf die spanische Metropole Barcelona. Doch schon im Vorfeld kamen Befürchtungen auf, dass die Leitmesse der Mobilfunkbranche ihrem Ruf nicht in Gänze gerecht werden könnte. Mit Recht, wie wir meinen.
Denn auch der MWC kann sich einem Effekt, der alle großen Messe betrifft, nicht erwehren. Mehr und mehr Hersteller gehen dazu über, ihre Topgeräte nicht im Rahmen der Messe, sondern wenige Tage und Wochen zuvor oder danach der Weltöffentlichkeit zu zeigen. Statt in der Masse der Meldungen unterzugehen, zieht man es vor, ein eigenes Event zu schaffen; die Messe selbst verkommt zu einer Plattform für Kontaktpflege und einem zweiten Blick auf bereits vorgestellte Geräte. Dennoch gab es einige Highlights – positive wie negative:
Der Hersteller des MWC: Nokia
Einen beinahe beispiellosen Absturz musste Nokia in den vergangen Jahren verkraften: Nach Jahren an der Spitze brachen die Verkäufe regelrecht ein, spätestens seit den ersten Windows-Phone-8-Geräten befinden sich die Finnen aber auf dem Weg zurück. Die nun auf dem diesjährigen MWC gezeigten Neuheiten Lumia 520 und 720 deuten darauf hin, dass die Schwestermodelle Lumia 820 und Lumia 920 keine Eintagsfliegen waren.
Handys wie das 105 oder 301 zeigen zudem, dass sich die Finnen nicht nur auf Smartphones beschränken, sondern auch günstige und vor allem praktische Geräte anbieten möchten. Zu guter Letzt überzeugte aber auch der Auftritt an sich. Wo andere Hersteller auf grelles Licht, leichtbekleidete Damen oder laute Musik setzten, verließ Nokia sich auf eine angenehme Präsentationsatmosphäre mit Raum zum Ausprobieren.
Die besten Smartphones: HTC One und Nokia Lumia 720
Auch wenn sich die Hersteller mit Neuheiten zurückgehalten haben: Ein Mangel an Smartphone-Ankündigungen gab es nicht. Dabei konnten vor allem das HTC One sowie das Nokia Lumia 720 überzeugen. Zwar wurde ersteres genau genommen nicht in Barcelona vorgestellt, aber erstmals einer breiteren Masse zugänglich gemacht.
Nicht nur, dass die Taiwaner es geschafft haben, ein in den Punkten Optik und Verarbeitung absolut überzeugendes Flaggschiff zu präsentieren, Funktionen wie Sense TV oder Zoe sind derzeit klare Alleinstellungsmerkmale. Viel Leistung sowie ein scharfes und farbstarkes Display sind dabei nur zwei von vielen weiteren Pluspunkten.
Ein bis zwei Preisklassen darunter soll künftig das Lumia 720 um die Gunst der Käufer buhlen. Nokia kombiniert hier eine vergleichsweise stark überdurchschnittliche Ausstattung mit dem bekannten Lumia-Design und dürfte die Windows-Phone-8-Plattform klar bereichern.
Die größte Enttäuschung: Das ZTE Grand Memo
Für viel Verwirrung sorgte ZTE: Denn der chinesische Hersteller versprach zuerst den Einsatz des Qualcomm Snapdragon 800, wollte davon hinterher aber nichts mehr wissen. Am Ende hieß es nur noch, dass man eine „Qualcomm-Plattform“ verwenden wird. Besagter S800 wird dem Chiphersteller zufolge aber erst ab dem dritten Quartal in ersten Endgeräten verfügbar sein. ZTE hätte mit der Präsentation des Grand Memo also bis zur IFA warten können. So zeigte man letztlich ein Gerät, das in dieser Form nicht auf den Markt kommen wird und verwirrte mit immer wieder unterschiedlich kommunizierten Spezifikationen.
Die besten Tablets: Asus PadFone Infinity und Sony Xperia Tablet Z
Die Entscheidung für das beste Tablet des MWC ist uns nicht leicht gefallen, weshalb wir auch in dieser Kategorie zwei Modelle als Highlights der Messe nennen können. Das Asus PadFone Infinity kann als High-End-Tablet aber ebenso als sehr leistungsstarkes Smartphone verwendet werden. Die Geschwindigkeit liegt dank neuester Snapdragon-Generation auf einem sehr hohen Niveau, was auch auf die weitere Ausstattung zutrifft: Zwei Full-HD-Displays treffen auf LTE, 64 GB internen Speicher und hochwertige Gehäuse aus Aluminium. Die unverbindliche Preisempfehlung von 999 Euro sorgte aber bereits während der Pressekonferenz für ein Raunen im Publikum.
Im Vergleich deutlich preiswerter (UVP: 499 Euro) ist Sonys Xperia Tablet Z, das ebenfalls ein hochauflösendes Display und eine ansprechende Verarbeitung mit hochwertigen Materialien kombiniert. Besonders hat uns das sehr dünne Gehäuse und der Schutz gegen Wasser und Staub sowie die Erweiterbarkeit des internen Speichers gefallen. Dafür verzichtet Sony aber auf den neuen S600-SoC von Qualcomm und bietet ein Mobilfunkmodem nur optional an. Auf Telefonie muss aber selbst dann bei Sonys Flaggschiff verzichtet werden. Wer allerdings ein reines Tablet sucht, der bekommt mit dem Xperia Tablet Z ein gut geschnürtes Gesamtpaket.
Abzuwarten bleibt, ob der Mobile World Congress im kommenden Jahr zurück zu alter Stärke findet. Denn auch wenn die Messe in erster Linie für Fachbesuche gedacht ist, für Schlagzeilen sorgen große Präsentationen. Der Veranstalter GSMA selbst zeigt sich zufrieden, die Zahl der Besucher konnte um etwa sieben Prozent gesteigert werden – entgegen dem Trend vieler anderer Messen. Das neue Messegelände konnte jedoch nur wenige Besucher überzeugen: Längere Wege zwischen den Hallen, eine längere Anreise aus der Stadt, zudem chaotische Verkehrsverhältnisse am Morgen und Abend – hier zeigt sich, dass neuer und größer – und hier findet sich ungewollt eine nette Parallele zu Smartphones und Tablets – nicht immer auch besser ist.
Wie weit Anspruch und Wahrheit auseinander liegen, zeigte im Übrigen auch die sogenannte „NFC Experience“. Veranstalter und Sponsoren wollten im Rahmen des MWC für den Kurzstreckenfunk und seine Einsatzmöglichkeiten werben. Tatsächlich aber hatte die Technik, die beispielsweise auch für den Einlass zum Messegelände genutzt werden konnte, an eben diesem immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Das Testen des drahtlosen Bezahlens per Smartphone scheiterte zudem an fehlenden Akzeptanzstellen.
Mit der CeBIT in Hannover sowie der Präsentation des Samsung Galaxy S IV am 14. März in New York stehen die nächsten Highlights aber bereits vor der Tür.