300-Watt-Netzteile im Test: be quiet!, Cougar, Enermax und LC-Power
2/10be quiet! Pure Power L7 300W
Lieferumfang
Der Lieferumfang des Pure Power L7 ist in Anbetracht des Preisbereiches zufriedenstellend: Neben dem Netzteil finden auch das Netzkabel, Schrauben, vier schwarze Kunststoffkabelbinder sowie das Handbuch den Weg in den Karton.
Technische Eckpunkte
- 80Plus-Zertifizierung
- 120-mm-Lüfter mit Gleitlager
- 140 Millimeter Einbautiefe
Be quiet!s Einsteigerserie stellt beim 300-Watt-Modell 300 Watt echte Dauerleistung zur Verfügung. Bis zu 252 Watt davon können bei Bedarf auf den beiden +12-Volt-Leitungen bereitgestellt werden, bis zu 110 Watt Last sind auf den Minor Rails (3,3- und 5-Volt-Leitung) zulässig. Be quiet! setzt auch beim schwächsten Modell des Pure Power L7 auf ein Multi-Rail-Layout mit zwei getrennt gesicherten +12-Volt-Leitungen – in der 300-Watt-Klasse nicht notwendig, aber in der gewählten Umsetzung ohne Nachteile. Die zweite +12-Volt-Leitung steht exklusiv für die Stromversorgung der CPU bereit – die Aufteilung ist bei einem 300-Watt-Netzteil sinnvoll, sollte aber auch im Handbuch oder auf der Homepage dokumentiert sein.
Be quiet! stattet das Pure Power L7 mit allen notwendigen Schutzschaltungen aus:
- UVP (Unterspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen unter einen gewissen Toleranzwert fallen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und der einzelnen Systemkomponenten.
- OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird diese Sicherung ausgelöst.
- OCP (Überstromschutz): Sollte die Last auf den einzelnen Leitungen höher sein, als zulässig, schaltet das Netzteil automatisch ab.
Als Ergänzung zum Pflichtprogramm fügt der Hersteller noch OTP, d.h. einen Überhitzungsschutz, hinzu. Überhitzt das Netzteil, schaltet es sich ab, um eine Beschädigung des Netzteils und der Umgebung zu vermeiden. Das Schutzschaltungspaket ist daher vollständig.
Garantie
Be quiet! gewährt auf die Einsteigerserie Pure Power L7 lediglich zwei Jahre Garantie. Die Abwicklung im Falle eines vorzeitigen Ausfalls erfolgt wahlweise über den Handel oder direkt über die be-quiet!-Zentrale in Deutschland.
Äußeres
Das Äußere gestaltet be quiet! beim Pure Power L7 klassisch: Schwarze Lackierung, konventionelles Lüftergitter, eingeprägtes Herstellerlogo und Datenblatt auf den Seitenflächen – das Gehäuse des Pure Power entspricht dem Erwarteten.
Die äußere Verarbeitung ist weitgehend gut, der Kabeldurchlass wird jedoch lediglich mit mehreren Kabelbindern gesichert. Wir wünschen uns an dieser Stelle einen Kunststoffring, immerhin sorgt be quiet! für eine abgerundete Kante. Bei den Kabeln verzichtete der Hersteller komplett auf Ummantelungen, die Kabel werden lediglich mit ein paar Kabelbindern zusammengehalten. Diese Kosteneinsparung hat den Vorteil, dass bei der Kabelverlegung in kleinen Office-Gehäusen auch enge Biegeradien möglich werden, für den 24-Pol-ATX-Anschluss würden wir uns aber eine Ummantelung oder ein Verdrillen der Kabel wünschen.
Kabelausstattung
Bei der Kabelausstattung zeigt sich der anvisierte Preisbereich deutlich: Die 20+4-Pin-ATX- und 4-Pin-CPU-Anschlüsse eignen sich mit 42 Zentimeter nur für kleine und mittlere Gehäuse, ein 8-Pol-CPU-Stecker ist ebenso wie ein PCI-Express-Grafikkartenanschluss nicht vorhanden. Die Einschränkungen bei den Anschlüssen sind vor allem deswegen schade, da inzwischen auch spieletaugliche Rechner mit Mittelklasse- oder gar High-End-Grafikkarte mit 300-Watt-Netzteilen möglich sind, wenn man das System auf einem sparsamen Intel-Prozessor aufbaut. Für die restlichen Komponenten stehen drei SATA, zwei Molex und ein Floppy-Anschluss zur Verfügung. Da Floppy-Geräte vom Aussterben bedroht sind, würden wir einen zusätzlichen Molex-Anschluss sowie einen beiliegenden Adapter von Molex auf Floppy bevorzugen.
Anzahl | Kabeltyp | Länge in cm |
---|---|---|
fest | ||
1 | 20+4-Pin ATX | 42 |
1 | 4-Pin CPU | 42 |
1 | 2× SATA | 42 – 57 |
1 | 1× SATA – 2×Molex – 1×FDD | 42 – 55 – 68 – 80 |
Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des Pure Power L7 wird von FSP gefertigt, für die notwendige Kühlung sorgt der MGA12012LS-A25-Lüfter von Protechnik (Gleitlager, max. Stromaufnahme 0,3 Ampere bei 12 Volt).
Die Eingangsfilterung des Netzteils beginnt direkt an der Eingangsbuchse mit einem Paar Y-Kondensatoren. Nach einem Ferrit-Kern folgen auf der Hauptplatine ein X-, zwei Y-Kondensatoren und drei Spulen. Ein passiver Überspannungsschutz (MOV) ist nicht vorhanden.
Bei den Kondensatoren setzt be quiet! durchwegs auf Mittelklasse: Als Primärkondensator kommt ein 85-Grad-Elektrolytkondensator von Teapo mit 120 Mikrofarad Kapazität und 420 Volt Spannungsfestigkeit zum Einsatz, auf der Sekundärseite werden 105-Grad-Elkos von OST, Teapo und CapXon verbaut. Als Sicherungschip kommt der Weltrend WT7527 zum Einsatz, der Überstromschutz, Über- und Unterspannungsschutz und damit auch Kurzschlussschutz bereitstellt. Der Überlastschutz wird wie gewohnt primärseitig realisiert, der Überhitzungsschutz wird über den Signaleingang im Sicherungschip und einen Thermistor integriert. Damit sind alle versprochenen Schutzschaltungen auch tatsächlich vorhanden.
Die Analyse der Hauptplatine bestätigt das Vorhandensein der beiden versprochenen +12-Volt-Leitungen, auch die für den Überstromschutz notwendigen Shunt-Messwiderstände sind sichtbar. Die Lötqualität ist insgesamt gut, lediglich punktuell wurde etwas heiß gelötet. Probleme sind bezüglich der Lötqualität nicht zu erwarten. Auch die Kabelenden sind zufriedenstellend gekürzt, was gerade aufgrund der Entscheidung, die übliche Folie zwischen Platine und Netzteilgehäuse einzusparen, essentiell ist. Be quiet! vertraut auf das Kürzen der Kabel und die Abstandshalter – trotzdem wäre eine Isolationsfolie beruhigend.