300-Watt-Netzteile im Test: be quiet!, Cougar, Enermax und LC-Power
3/10Cougar A300
Lieferumfang
Cougar spart am Lieferumfang und packt neben dem Netzteil lediglich Schrauben, Kurzanleitung, Netzkabel und einen Adapter von Molex auf PCIe in den Karton. Ein paar schwarze Kunststoffkabelbinder wären eine preiswert realisierbare, aber nützliche Ergänzung.
Technische Eckpunkte
- 80Plus-Bronze-Zertifizierung
- 120-mm-Lüfter mit Gleitlager
- 140 Millimeter Einbautiefe
- Ummantelte Kabel
Das 300-Watt-Modell der A-Series verfügt über 300 Watt echte Dauerleistung. Bis zu 228 Watt davon, also 76 Prozent der Nennleistung, können bei Bedarf auf den beiden +12-Volt-Leitungen erbracht werden. Cougar setzt auch bei der 300-Watt-Version auf ein Multi-Rail-Design, die Zuordnung der Rails zu den Kabeln wird jedoch nicht dokumentiert. Unsere Analyse der Platine verschafft Klarheit: Die zweite Rail versorgt ausschließlich den Hauptprozessor über den 4+4-Pin-CPU-Anschluss.
Cougar stattet das A300 mit folgenden Schutzschaltungen aus:
- UVP (Unterspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen unter einen gewissen Toleranzwert fallen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und der einzelnen Systemkomponenten.
- OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird diese Sicherung ausgelöst.
Ein Überhitzungsschutz (OTP) ist nicht integriert. Der von Cougar versprochene Überstromschutz (OCP) ist zudem, wie unsere Analyse der Elektronik zeigt, nicht vorhanden. Bei einer Nennleistung von 300 Watt auf den Überstromschutz zu verzichten, ist grundsätzlich tolerierbar – der Hersteller sollte dann aber diese Schutzschaltung auch nicht zusagen.
An dieser Stelle stellen wir uns die Frage, warum Cougar hier auf ein Multi-Rail-Layout setzt. Zum einen ist in der 300-Watt-Klasse ein Single-Rail-Design durchaus sinnvoll, zum anderen verzichtet Cougar auf den Überstromschutz, sodass die Rail-Aufteilung keinen Sicherheitsgewinn bringt. Zudem stehen für die Komponenten abseits der CPU lediglich 132 Watt auf der +12-Volt-Schiene zur Verfügung und die Rail-Verteilung wird nicht kommuniziert. Das Multi-Rail-Design ist daher beim A300 aus unserer Sicht nicht sinnvoll umgesetzt.
Garantie
Cougar gewährt auf alle Netzteile der A-Serie angemessene drei Jahre Garantie. Die Abwicklung im Falle eines vorzeitigen Ausfalls findet im Regelfall über den Handel statt, auf Anfrage ist ein Austausch direkt über die deutsche Niederlassung möglich.
Äußeres
Im Vergleich zur ersten Revision der A-Serie hat Cougar bei beim uns vorliegenden Modell das Gehäusedesign etwas verändert. Das Lüftergitter ist nun direkt ins Gehäuse integriert. Grundsätzlich sehen wir Abweichungen vom klassischen Design beim Lüftergitter sehr kritisch bezüglich des Luftwiderstandes und des damit einhergehenden Geräuschpegels – zumindest beim 300-Watt-Modell scheinen die breiteren Gitterstäbe jedoch unproblematisch zu sein. Optisch kann Cougars A-Serie mit schwarzer Lackierung und eingeprägtem Logo überzeugen.
Die Verarbeitung ist in Anbetracht des Preisbereiches außergewöhnlich gut, auch der Kunststoffring am Kabeldurchlass ist vorhanden. Zudem sind alle Kabelstränge ummantelt, allerdings ist der Sleeve keineswegs blickdicht.
Kabelausstattung
Die Kabelausstattung des Cougar A300 ist etwas besser als die des be quiet! Pure Power L7, Verbesserungspotential ist aber durchaus vorhanden. Die Kabellängen von 46 cm für den 20+4-Pol-ATX-Anschluss und 49 cm für den 4+4-Pol-CPU-Anschluss sind für viele Gehäuse ausreichend. Leider verzichtet auch Cougar auf einen PCI-Express-Grafikkartenanschluss – der mitgelieferte Adapter von Molex auf PCIe ist nur eine Notlösung. Für die weiteren Komponenten stehen vier SATA- drei Molex-Anschlüsse sowie ein Floppy-Anschluss zur Verfügung. Auch bei diesem Netzteil würden wir einen weiteren Molex-Anschluss sowie einen beiliegenden Adapter anstelle des festen Floppy-Steckers bevorzugen.
Anzahl | Kabeltyp | Länge in cm |
---|---|---|
fest | ||
1 | 20+4-Pin ATX | 46 |
1 | 4+4-Pin EPS | 49 |
1 | 2× SATA – 2×Molex | 48 – 63 – 79 – 93 |
1 | 2× SATA – 1×Molex – 1×FDD | 49 – 63 – 80 – 95 |
Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des Cougar A300 wird von der Konzernmutter HEC gefertigt. Für die Belüftung sorgt ein auf Cougar gelabelter DFS122512L-Lüfter mit einem einfachen Gleitlager und einer Stromaufnahme von bis zu 0,18 Ampere bei 12 Volt. Die Eingangsfilterung beginnt direkt an der Eingangsbuchse mit zwei Y- und einem X-Kondensator. Auf der Hauptplatine folgen der MOV als passiver Überspannungsschutz, ein weiteres Paar Y-, zwei X-Kondensatoren sowie zwei Spulen. Die Eingangsfilterung ist damit vollständig.
Bei der Bestückung setzt Cougar auf Mittelklasse: Primärseitig kommt ein 85-Grad-Elektrolytkondensator mit 180 Mikrofarad Kapazität und 450 Volt Spannungsfestigkeit des japanischen Herstellers Panasonic zum Einsatz, auf der Sekundärseite werden solide 105-Grad-Elkos von Teapo sowie die von uns eher kritisch beäugten 105-Grad-Elkos von Su'scon zum Einsatz. Auch ein einzelner Polymer-Feststoffkondensator kommt zum Einsatz. Die Entscheidung, auf der Primärseite einen Panasonic-Elko zu verbauen, obwohl der Primärkondensator üblicherweise kaum belastet wird, sekundär aber auch Su'scon zu verwenden, ist für uns wenig nachvollziehbar. Die von Cougar ausdrücklich versprochenen „Hochleistungskondensatoren aus Japan“ suchen wir vergebens.
Als Sicherungschip kommt Weltrends Wt751002 zum Einsatz. Dieser IC unterstützt laut dem uns vorliegenden Datenblatt den versprochenen Überstromschutz (OCP) nicht, zudem fehlen die vorgesehenen Shunt-Messwiderstände. Wir gehen daher davon aus, dass der Überstromschutz beim A300 nicht vorhanden ist. Aufgrund des Layouts der Elektronik vermuten wir, dass an dieser Stelle im Nachhinein eine Einsparung vorgenommen wurde, da Pins für einen größeren Schutzschaltungschip ungenutzt bleiben. OCP in der 300-Watt-Klasse einzusparen ist grundsätzlich durchaus tolerierbar – dann sollten allerdings auch die technischen Daten angepasst werden.
Die Lötqualität ist gut, die Kabelenden sind gründlich gekürzt. Probleme sind an dieser Stelle nicht zu erwarten.