BlackBerry Z10 im Test: Smartphone, zum Comeback verpflichtet
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Doch nicht nur bei den Details des Designs, auch bei Kernaspekten wie dem Display orientieren sich die BlackBerry-Produktdesigner an gegenwärtigen Trends. War der Bildschirm bei BlackBerrys lange Zeit aufgrund der Dominanz der Tastatur nachrangig, steht er mit Blick auf die Neupositionierung der Marke nun stärker im Zentrum des Interesses.
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Verantwortlichen auch hier nicht lumpen und setzen mit einem 4,2 Zoll großen IPS-Panel auf gängigem Niveau an. Auf dieser Basis glänzt das Z10 mit einer knackigen, aber nicht übertriebenen Darstellungen, zu der auch – wie von der Technologie gewohnt – solide Blickwinkel gehören. Bei einer Auflösung von 1280 × 768 Pixeln und einer daraus resultierenden Pixeldichte von 356 ppi überzeugt auch die Schärfe der Darstellung, was positive Auswirkungen auf die gleich noch zu behandelnde Multimedia-Kompetenz hat. Minimal eingetrübt wird dieser hervorragende Eindruck durch eine merkliche Spiegelung, die aktuell verkraftbar war, an einem besonders hellen Sommertag im Park aber noch zu Problemen führen könnte.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Die beschriebene Güte des Displays bestätigt sich auch beim Blick auf die Messwerte. Hier belegt das Z10 sowohl bei der maximalen Helligkeit als auch bei den Kontrastwerten eine sehr gute Position – ein beeindruckender Einstand, der deutlich macht, dass es die Verantwortlichen offenbar ernst meinen.
Als kleine Einschränkung muss an dieser Stelle allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Display-Helligkeit zugunsten einer mäßigen Laufzeit erkauft wird. Doch dazu mehr im entsprechenden Abschnitt.
Performance
Auch bei der Betrachtung der weiteren Hardware-Ausstattung wird deutlich, dass BlackBerry mit dem Z10 die Oberklasse bedienen möchte. Dementsprechend verfügt das Gerät über zeitgemäße zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und einen nicht mehr taufrischen, aber nach wie vor modernen SoC.
Bei letzterem handelt es sich um einen alten Bekannten, denn der Snapdragon S4 Plus kommt bereits unter anderem in Konkurrenten wie einer Variante des Samsung Galaxy S III, im Galaxy Ativ S und im HTC 8X zum Einsatz – ein „Naming“, das schon für sich deutlich macht, dass der seit Anfang 2012 verfügbare S4 Plus nicht mehr zur neuesten SoC-Kost zu zählen ist.
Verstecken muss sich die in 28 nm gefertigte Qualcomm-Lösung aber dennoch nicht. Zu einer potenten Dual-Core-CPU mit 1,5 GHz gesellt sich eine Adreno-225-GPU, was eine solide Grundlage für einen ruckelfreien Umgang bedeutet.
Dieser wird durch den S4 Plus auch unter dem neuen BlackBerry 10 OS gewährleistet. Dementsprechend kann man sich bei der Navigation über eine überwiegend butterweiche Bedienung freuen: Apps und Webseiten werden zügig geöffnet und lassen sich ruckelfrei Nutzen bzw. per Multi-Touch ein- und auszoomen, Inhalte werden zackig in den Landscape-Modus und zurück gekippt, die Kamera ist zügig bereit und verarbeitet die anvisierten Werke im Bruchteile einer Sekunde – so soll es sein!
Ein kleines Manko stellt man allerdings immer dann fest, wenn man das Z10 am Morgen aus dem nächtlichen Tiefschlaf erweckt: Zwischen 10 und 15 Sekunden gönnt sich das Gerät um zu booten. Eigentlich ist diese kleine Einschränkung kaum der Rede wert; in Zeiten, in denen die Konkurrenz aber binnen weniger Sekunden vollständig zur Verfügung steht, kann ein solch lahmer Boot-Prozess aber durchaus nerven. Noch länger fallen die Bootzeiten übrigens nach einem Akku-Wechsel aus – eine Thematik, die im „Laufzeiten“-Abschnitt nochmal aufgegriffen werden soll.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beiträgt, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden müssen.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt- und GLBenchmark auf die GPU-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Sieht man von dem kleinen Boot-Manko ab, gibt sich das Z10 also auch in puncto Performance keine Blöße. Dies wird auch von den plattformübergreifenden, browserbasierten Benchmarks bestätigt. Hier belegt der BlackBerry-Browser einen sehr guten (BrowserMark) bzw. guten (SunSpider) Platz, was sich mit unseren Beobachtungen aus dem Alltag deckt.