Bevor wir uns auf den Vergleich stürzen, werfen wir noch einen detaillierten Blick auf das Huawei-Gerät, das wir bisher nicht separat auf ComputerBase im Test gehabt haben.
Design und Verarbeitung
Hinsichtlich der Verarbeitung dürfte das vorliegende Smartphone polarisieren, denn abseits des Displays setzen die Chinesen ausschließlich auf Kunststoff. Dieser weist auf der Rückseite ein geriffeltes Muster auf und ist zudem leicht gummiert. Im Alltag bietet diese Konstruktion vor allem guten Halt, das Smartphone rutscht nicht aus der Hand, sondern sitzt. Vor allem in Anbetracht der Größe ist dies ein Vorteil. Die Bewertung der Materialwahl bleibt eine Frage des eigenen Geschmacks.
Die Rückseite des Gerätes lässt sich abnehmen, anschließend können die SIM-Karte sowie eine microSD-Karte eingesetzt werden. Der Akku ist zwar ebenfalls sichtbar, lässt sich aber nicht austauschen. Die Spaltmaße des Akkudeckels fallen minimal und sehr gleichmäßig aus, allgemein wirkt das Gerät wie „aus einem Guss“, auf den ersten Blick lässt sich kaum vermuten, dass die Rückseite entfernt werden kann. Hier leistet sich der Hersteller keinerlei Schnitzer. Auf der rechten Seite findet sich die Lautstärke-Wippe, auf der Oberseite der Power-Button. Beide weisen einen knackigen Druckpunkt auf und lassen sich gut bedienen. Da keine anderen Knöpfe vorhanden sind, lassen sich die Bedienelemente auch blind erfühlen.
Display und Multimedia
Die Front des Ascend D Quad XL dominiert das 4,5 Zoll große Display mit Gorilla Glass der Firma Corning. Verwendet wird ein IPS-Display mit einer Auflösung von 1.280 × 720 Bildpunkten. Diese ist zwar, verglichen mit neuen High-End-Smartphones wie dem HTC One, nicht mehr das Maß aller Dinge, allerdings ist das Bild bei 326 ppi enorm scharf und macht die Suche nach mit dem Auge sichtbaren Pixeln obsolet.
Doch nicht nur die Auflösung weiß zu gefallen, auch die Qualität der Darstellung überzeugte uns im Test. Das Display weist die Vorteile der verwendeten IPS-Technologie auf und bietet so neben der natürlichen und klaren Farbdarstellung auch exzellente Blickwinkel. Auch die maximale Helligkeit fällt mit 453 cd/m² vergleichsweise hoch aus und siedelt sich in unserem Vergleich in den oberen Reihen an, auch wenn es für neue Spitzenwerte nicht ausreicht. Der Bildschirm des Huawei Ascend D Quad XL kann zweifellos als Pluspunkt gewertet werden. Spiegelungen sind wahrnehmbar, allerdings fallen diese nicht größer aus als bei anderen aktuellen Smartphones, zudem beeinträchtigen sie in der Regel nicht die Nutzung.
Die rückwärtig verbaute Kamera löst mit 8 Megapixeln auf und ermöglicht Videoaufnahmen mit einer Auflösung von bis zu 1.920 × 1.080 (Full HD). Diese Werten können gut und gerne als „Standard“ bei höherpreisigen Smartphones angesehen werden. Doch wesentlich wichtiger als die reinen Werte sind die Testergebnisse. Und hier schlägt sich das Ascend D Quad XL mit nur mittelmäßigen Ergebnissen herum. Die Bilder wirken verwaschen und auch die Farben überzeugen nicht, sie wirken unnatürlich. Details lassen die Aufnahmen vermissen.
Performance
Im Alltag haben wir festgestellt, dass sich das Huawei Ascend D Quad XL – trotz der aktuellsten Firmware und des ausreichend starken Prozessors – immer wieder zu kleinen Rucklern verleiten ließ. Apps öffneten sich schnell, gleiches gilt für Internetseiten und Spiele. Doch gelegentliche Ruckler in der täglichen Bedienung blieben unglücklicher Weise nicht aus. Hier könnte ein Update auf Android 4.1 oder 4.2 helfen, denn unter „Jelly Bean“ laufen einige leistungsstarke Smartphones aufgrund von „Project Butter“ deutlich schneller und flüssiger als vorher. Leider kommt das Ascend D Quad XL nicht über Android 4.0.4 hinaus, was einen deutlichen Minuspunkt darstellt.
Die von Huawei vorgenommenen Änderungen an der Oberfläche fallen minimal aus, es gibt eigene Widgets, mitgelieferte Apps und Schnellzugriffe in der Benachrichtigungsleiste, an der Optik oder der Bedienung hat der Hersteller nichts geändert. Um so erstaunlicher ist es, dass die Chinesen kein Update nachgeliefert haben, obwohl der Aufwand aufgrund der wenigen Änderung geringer ausfallen dürfte als bei der Konkurrenz mit den tiefgreifenden Oberflächen.
Screenshot des Huawei Ascend D Quad XL
Ansonsten überzeugte das Smartphone mit guter Reaktionsfreudigkeit und schnellem Ausführen von Befehlen, auch wenn es von aktuellen Smartphones in puncto Performance und Flüssigkeit längst überholt wurde. Diese Leistung zeigt sich auch in Benchmarks.
Die Akkulaufzeit überraschte uns nicht. Wie für Smartphones üblich, kommt man mit dem Huawei Ascend D Quad XL bei geringer Nutzung von Internet und Spielen gut und gerne auf eine Laufzeit von zwei oder mehr Tagen, je nach individueller Nutzung. „Power-User“ hingegen schaffen zwar einen (Arbeits-)Tag, jedoch war der Akkuverbrauch des Smartphones bei häufiger und intensiver Nutzung von Internet, aufwendigen Apps und Spielen erwartungsgemäß hoch. Bei starker Nutzung kamen wir auf einen durchschnittlichen Wert von 15 Stunden. In unserem Video-Dauertest zeigte das Ascend D Quad XL mit rund 5:50 Stunden durchschnittliche Werte bei der Videowiedergabe auf maximaler Helligkeit, gleiches gilt für 6:42 Stunden bei einer Helligkeit von 200 cd/m².
Auf den ersten Blick weisen das Ascend D Quad XL und das Nexus 4 von Google einige Gemeinsamkeiten auf: Beide bauen auf einen Prozessor mit 4 Kernen oder schießen Fotos mit einer 8-Megapixel-Kamera, die Auflösung ist sehr ähnlich. Das Nexus verfügt allerdings über mehr Pixel in der Breite (1.280 × 768). Beide Bildschirme basieren zudem auf IPS-Technologie. Doch betrachtet man diese Punkte genauer, fallen durchaus Unterschiede auf.
Der Prozessor im Nexus bietet eine neuere Architektur und eine stärkere Grafikeinheit. Der Qualcomm Snapdragon S4 Pro wird in 28 Nanometer gefertigt und bietet vier Kerne mit einer Taktrate von 1,5 Gigahertz. Zusätzlich steht eine Adreno-320-GPU für grafische Berechnung zur Seite. Huawei verbaut im Ascend D Quad XL hingegen eine Eigenentwicklung, den K3V2 getauften SoC. Dieser wird, anders als der Snapdragon, in 40 Nanometer gefertigt und besitzt einen höheren Stromverbrauch. Im Alltag pendelt der sich bei intensiver Nutzung allerdings bei beiden Smartphones etwa auf einem Level ein, da das Huawei mit seinem 2.600 mAh starken Akku eine vergleichsweise große Reserve bietet, um den Vier-Kern-Prozessor und das große Display mit Energie zu versorgen. Sowohl Nexus als auch Ascend D Quad XL lassen den Nutzer einen Arbeitstag bei intensiver Nutzung nicht im Stich, allerdings gelingen mehrere Tage ohne Strom nur bei äußerst sparsamer Nutzung von 3G und aufwendigen Spielen oder Apps.
Betrachtet man die Werte und Qualität der beiden Bildschirme, so fallen diese weitgehend ähnlich aus und pendeln sich auf einem Level ein. Der größte Unterschied findet sich im höheren Kontrast des Nexus 4, dieser liegt mit 1.127:1 klar über dem Wert des Huawei, das 792:1 bietet. Beim Nexus 4 fallen Auflösung und Bildschirmdiagonale minimal höher aus (4,7 zu 4,5 Zolle). Das Nexus 4 verfügt dabei aufgrund der größeren Anzahl an Pixeln in der Breite über ein anderes Seitenverhältnis (16:10 im Vergleich zu den 16:9 im Ascend D Quad XL). Hier ist die persönliche Präferenz wichtig, beide Seitenverhältnisse bieten Vor- und Nachteile.
Identisch ist die Auflösung der Kamera, doch die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass die reine Auflösung kein Qualitätsnachweis ist. Und in der Tat überzeugen dies Bilder, die das Nexus 4 schießt, während das Ascend D Quad XL enttäuscht.
Nicht zuletzt ist auch die verwendete Android-Version oft ein entscheidender Faktor: Huawei setzt auf das mittlerweile zwei Jahre alte Android 4.0.4 „Ice Cream Sandwich“, während das Nexus 4 mit 4.2.2 über die aktuelle Version des Mobilbetriebssystems von Google verfügt. Huawei hat bis heute keine Aktualisierung mehr für das Ascend D Quad XL ausgeliefert, so erhält es auch nicht Android 4.1 „Jelly Bean“, die Nachfolge-Version des verwendeten Systems. Dabei wäre die Hardware durchaus in der Lage, das Betriebssystem zu betreiben, hier leisten sich die Chinesen einen großen Schnitzer.
Das Nexus 4 überzeugt dank Android 4.2.2 mit einer hohen und konstanten Leistung, das Betriebssystem wurde sehr gut auf die Hardware optimiert und profitiert sehr von dem zwei Gigabyte großen Arbeitsspeicher und dem schnellen Prozessor. Das Ascend D Quad XL verfügt „nur“ über ein Gigabyte RAM.
Alles in allem schlägt das Nexus 4 das chinesische Smartphone deutlich. Es verfügt einerseits über die stärkere Hardware, andererseits profitiert es von der neuen Android-Version 4.2 mit „Project Butter“. Die Kamera des Google-Smartphones ist dem Huawei ebenfalls überlegen. Gleichauf liegen die beiden Kontrahenten bei der Bildschirm-Qualität und der Verarbeitung, diese ist bei beiden Geräten auf einem hohen Niveau.