Ubisoft: Das „beschissenste Spiel“ erscheint 2013

Sasan Abdi
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Ubisoft: Das „beschissenste Spiel“ erscheint 2013

Vorwort

Die ersten großen Spieletitel des Jahres 2013 sind gerade erst veröffentlicht, da hat Ubisoft bereits hochklassige neue PC-Titel in petto, deren Entwicklung so weit fortgeschritten ist, dass sie bereits angespielt werden können. Genau das haben wir kürzlich in Hamburg getan, wobei wir einen ersten Blick auf die Titel „Far Cry 3: Blood Dragon“, „Might & Magic X Legacy“, „Flashback HD“ und „ShootMania Storm“ werfen konnten.

Far Cry 3: Blood Dragon

„Das hier ist wahrscheinlich das beschissenste Spiel, das ihr je gesehen habt“ – ein solcher Präsentationseinstieg wird einem vom zuständigen Entwickler eher selten geboten. Bei „FarCry 3: Blood Dragon“ ist aber alles ein bisschen anders, denn das, womit mancher Konkurrent zu kämpfen hat, ist hier explizit Programm: Statt krampfhaft an einer knackigen Story, glaubwürdigen Charakteren und einer bombastisch-cineastischen Präsentation zu arbeiten, steht das „Blood Dragon“-Entwicklerteam von Ubisoft Montreal rund um Kreativchef Dean Evans dazu, ein echtes Trash-Spiel anzubieten.

Dieses „mit-Absicht-cheesy-sein-wollen“ kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern ist als Anlehnung an eine Ära zu verstehen, die mancher Spieler noch aktiv miterlebt hat, die für manch andere aber wie graue Vorzeit wirkt. So steht für die gesamte „Blood Dragon“-Konzeption mit den 1980er Jahren eine Zeit Modell, die im Rückblick einerseits völlig zu Recht als Ausgeburt der Trash-Kultur gilt. Andererseits fanden hier aber auch wegweisende Entwicklungen statt, wurden die Grundfesten der Popkultur gelegt, gründeten sich Branchen, die bis und gerade heute eine hohe Relevanz genießen: „In den 80er Jahren war auch die Spieleindustrie cheesy, bedient heute aber einen Massenmarkt“, führt Evans als Beispiel an.

Far Cry 3: Blood Dragon

An diese Zeit und die hier verwandten Paradigmen wollen die Entwickler anschließen. Mit Blick auf die Zeit der ledernen Miniröcke, der extralangen Haarmatten und der gediegen-penetranten elektronischen Klänge von Depeche Mode und Co. bietet „Blood Dragon“ deswegen so etwas wie eine Synthese, in der Elemente wie die Optik, der Sound aber auch inhaltliche Details wie der Plot und die Charaktere aus jener Zeit stammen, die in der Retroperspektive als „billig“ aber irgendwie auch „cool“ gilt.

Dementsprechend spielt der Titel in der „Zukunft“ des Jahres 2007: Nach einem Nuklearkrieg ist die Erde ein einziger Schutthaufen, was die Menschheit allerdings nicht davon abgehalten hat, den Körper mit Maschinen zu verschmelzen. In genau so einen Hybriden schlüpft der Spieler: Der „Mark IV Cyber Commando“-Protagonist mit dem passenden Namen Rex Power Colt wird auf eine abgelegene Insel geschickt, um herauszufinden, was eine Cyborg-Armee dort mit einer mächtigen Biowaffe treibt.

Schon in der ersten Spielstunde wird diese Handlung allerdings zum Nebenwerk mit C-Movie-Charakter. Denn statt tiefgründig über die Geschehnisse nachzusinnen, wird man förmlich dazu eingeladen, den aus einfachem Fußvolk und rustikalen Bossen bestehenden Cyborg-Massen mit unterschiedlichen Schießprügeln einzuheizen: „Schnapp dir das Mädchen, töte die Bösewichte und rette die Welt“, so fassen die Entwickler die inhaltliche Dimension knackig zusammen.

Dabei wäre aber zu kurz gesprungen, wenn Evans und sein Team einfach einen stumpfen Shooter präsentieren würden, denn billige Action ist für sich genommen noch nicht das Markenzeichen der 80er. Stattdessen werden die Entwickler auf den ersten Blick ihrem eigenen Anspruch – „Blood Dragon“ soll „dumm“ sein aber auch „witzig sein und Spaß machen“ – durchaus gerecht.

So glänzt vor allem die Präsentation mit einem „Look & Feel“, das wirklich perfekt in die 80er passt: Actionreiche, auch mal langgezogene, spacige Synthezizer-Klänge unterlegen geschliffen-ironische Dialoge und rahmen minimalistische Zwischensequenzen ein, die im typischen Comic-Trash-Stil der Zeit gehalten sind und sofort an ein „He-Man“, „Captain Future“ oder „Flash Gordon“ denken lassen.

Auch das Charakter-, Gegner- und Bossdesign fällt mit einem entsprechenden Charme auf, wobei Entwickler Evans das benennt, was man bei der Betrachtung der ersten Spielinhalte unterbewusst sofort denkt: Die einzelnen Merkmale des Charakteräußeren entstammen häufig nicht etwa einer extrem kreativen, futuristischen Feder, sondern orientieren sich an Alltagsgegenständen wie einem Toaster oder einem Motorradhelm. Dein Frühstücksutensil, dein Feind – sozusagen.

Abgesehen von solchen Details schließt „Blood Dragon“ als Spinoff technisch an das Hauptspiel an, sodass man keine grafischen Neuerungen, sondern den gewohnten Stand der soliden Dunia-2-Engine erwarten darf. Auf den ersten Blick gelingt es den Entwicklern bei allem Augenzwinkern aber durchaus, eine stimmige, zum Setting und zum Anspruch passende Spielwelt zu erschaffen, die auf kleine, begrenzte Areale setzt, die dem Spieler innerhalb dieser Grenzen später aber einige Freiheit bei der Vorgehensweise lässt und auch zu einigen kleineren Erkundungstouren einladen soll.

„FarCry 3 Blood Dragon“ soll am 1. Mai als Download-Spiel zu einem bisher noch nicht näher benannten Preis erscheinen. Neben der über uPlay vertriebenen PC-Version wird es zudem ein Angebot auf Xbox Live Arcade und im PlayStation Network geben.