Long Term Evolution: Hintergründe zum schnellen Funkstandard LTE
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Die beiden wichtigsten Vorteile des LTE-Standards lassen sich mit zwei Worten zusammenfassen: Mehr Tempo. Damit zumindest werben die verschiedenen Anbieter und auch Verbraucher verbinden mit LTE vor allem eine höhere Geschwindigkeit. Dabei gibt es aber noch einige andere positive Eigenschaften, die sich zum Teil erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbaren.
Tatsächlich erreicht LTE im Vergleich zu (fast) allen vorherigen Techniken höhere Datenübertragungsraten. So kommt man mit UMTS auf maximal 384 Kilobit pro Sekunde, mit HSPA auf 7,2 Megabit pro Sekunde sowie auf 21,1 Megabit pro Sekunde mit HSPA+. Die nochmalige Erweiterung DC-HSPA erreicht mit 42 Megabit pro Sekunde hingegen annähernd die erste im Alltag anzutreffende LTE-Stufe von 50 Megabit pro Sekunde. Die theoretische Grenze von fast 340 Megabit pro Sekunde wird allerdings in keinem kommerziellen Netz genutzt, womit LTE mit den heute üblichen 100 Megabit pro Sekunde ein Alleinstellungsmerkmal erreicht. Möglich wäre diesbezüglich mehr, entsprechende Umsetzungspläne gibt es derzeit aber noch nicht.
Viel interessanter als die höchstmögliche Übertragungsgeschwindigkeit sind aber die Latenzen. Denn bei diesen versprechen die Netzausrüster und -betreiber Werte, die auch für Online-Spiele mehr als akzeptabel sein sollen. Während bei UMTS und HSPA 100 sowie 50 Millisekunden als theoretische machbar gelten, werden für LTE gerade einmal fünf Millisekunden versprochen. Dies äußert sich bereits beim Surfen im Internet durch kürzere Reaktionszeiten, aus denen oftmals eine generell schnellere Übertragungsgeschwindigkeit geschlossen wird. In der Praxis werden fünf Millisekunden aber nur selten erreicht, optimale Bedingungen herrschen bekanntlich nur in Versuchsumgebungen. Da dies aber auch für alle anderen Standards gilt, bleibt es dennoch bei einem klaren Vorteil für LTE.
Noch einige Zeit dauern dürfte es, bis sich ein weiterer Vorteil für den Verbraucher zu erkennen gibt. Denn aufgrund der rein paketbasierten Übertragung könnte sich das Berechnungsprozedere der Mobilfunkanbieter ändern, insbesondere in Bezug auf die in der EU üblichen Roaming-Gebühren für Telefonate, SMS und Datenübertragung im Ausland. Entsprechendes hatte EU-Kommissarin Neelie Kroes bereits im Herbst 2012 in Aussicht gestellt. Statt also die Tarife wie bisher in Minuten, SMS und Datenvolumen zu unterteilen, könnte letzteres mittelfristig ausreichen. Eine größere Transparenz beim Vergleich verschiedener Tarifangebote wäre für den Kunden ein positiver Nebeneffekt.
Nachteile
Auch wenn es viele Nachteile gibt, in der Praxis haben sie für die meisten Nutzer kaum Auswirkungen. Der am schwersten wiegende Punkt dürfte im Alltag die Akkulaufzeit sein. Denn bei aktiver Datenübertragung via LTE wird mehr Energie als bei HSPA/HSPA+ benötigt, wie wir bei verschiedenen Tests feststellen konnten. Dabei geht es allerdings nicht um den „Verlust“ mehrerer Stunden, sondern um einige Minuten bis hin zu einer halben Stunde je Akkuladung.
Zu beobachten ist dieser Effekt vor allem dann, wenn während der Datenübertragung ein klassisches Telefonat geführt werden soll. Denn durch die rein paketbasierte Verbindung muss während des Gesprächs von LTE auf UMTS oder GSM „heruntergeschaltet“ werden, da Gespräche nicht über LTE realisiert werden und man nicht in zwei Netzen gleichzeitig eingebunden sein kann – ein weiterer Nachteil. Allein dieser Wechsel erhöht den Energiebedarf. Dadurch ist auch das Einrichten von reinen LTE-Basisstationen derzeit nicht möglich, sofern es überhaupt angedacht ist. Denn solange sich keiner der verschiedenen in Entwicklung befindlichen Sprachtelefonie-Aufsätze für LTE etabliert hat, müssen die Netzbetreiber Fallback-Ebenen bereithalten.
Zumindest für Nutzer, die sich häufig im Ausland aufhalten, dürften darüber hinaus die weltweit unterschiedlich genutzten Frequenzen von Nachteil sein. Denn insgesamt werden fast ein Dutzend unterschiedlicher Bereiche genutzt, allein in Deutschland sein es drei, ebenso in den USA und Kanada. Hierzulande handelt es sich um die Frequenzbereiche bei 800, 1.800 und 2.600 Megahertz, die allesamt sowohl von der Deutschen Telekom, O2 und Vodafone genutzt werden – E-Plus hat lediglich Lizenzen für 2.600 Megahertz.
Der Nachteil entsteht dadurch, dass nach wie vor kein für Smartphones konzipiertes Mobilfunkmodem erhältlich ist, das alle oder zumindest die meisten Frequenzen unterstützt. So kann die in Deutschland erhältliche Variante des iPhone 5 lediglich in 850-, 1.800- und 2.100-Megahertz-Netzen (Bänder 1, 3 und 5) verwendet werden, das entsprechende CDMA-Modell für den US-amerikanischen Markt hingegen bei 700(c), 850, 1.800, 1.900 und 2.100 Megahertz (Bänder 1, 3, 5, 13 und 25). Bei Nokias Lumia 920 sind es hingegen 800, 900, 1.800, 2.100 und 2.600 Megahertz (Bänder 1, 3, 7, 8 und 20). Ein weltweit LTE-taugliches Smartphone gibt es noch nicht. Qualcomm will dem mit dem Modem RF360 entgegenwirken, erste entsprechend bestückte Geräte sollen aber erst Ende 2013 verfügbar werden.
Nicht ignoriert werden dürfen zudem die höheren Kosten, die sich allerdings nicht nur in gegebenenfalls höheren monatlichen Vertragskosten äußern. Denn auch LTE-fähige Endgeräte sind derzeit in aller Regel teurer als ihre HSPA-Pendants. So müssen für Samsungs Galaxy S III GT-i9300 derzeit etwa 360 Euro eingeplant werden, für das GT-i9305 mit LTE sind es hingegen 400 Euro. Beim größeren Galaxy Note II liegt der Unterschied bei etwa 100 Euro. Aber nicht nur der etwaige Aufpreis ist hoch, auch der Einstieg an sich kostet Geld. Denn derzeit liegt das günstigste LTE-Smartphone, das LG Optimus True HD LTE, bei etwa 240 Euro – im Einstiegssegment muss sich also (noch länger) mit HSPA zufrieden gegeben werden.