Mad Catz S.T.R.I.K.E. 7 im Test: Gut gemeinter Tastatur-Transformer
2/2Alltagserfahrungen
Eingaben überträgt die Strike 7 über Rubberdome-Schalter. Hier werden Signale durch das Eindrücken der namensgebenden Gummiglocken übertragen, wodurch ein Kontakt überbrückt wird. Die eigentlich unspektakuläre Technik hat Mad Catz jedoch durch den Einsatz spezieller Membranen modifiziert, sodass das Tippgefühl demjenigen mechanischer Schalter speziell der MX „brown“ von Cherry gleichen soll.
Der zu überwindende Widerstand der verbauten Gummihügel steigt bis zum Signalpunkt bei 60 Gramm Auslösegewicht nach rund zwei Dritteln des dreieinhalb Millimeter langen Hubweges exponentiell an und fällt anschließend nicht nach der sonst bei Rubberdome-Schaltern gängigen Art scharf, sondern nur ein Stück weit ab. Anschlags- und Signalpunkt sind deshalb als vergleichsweise weich zu beschreiben, wobei insbesondere die sonst übliche Spitze beim Überwinden des Signalpunktwiderstandes während des Eindrückens der Gummiglocke kaum präsent ist. Diese Charakteristik resultiert in einem angenehmen Tippgefühl, das auch schnelle Schreibeingaben problemlos möglich macht. Von der Emulation mechanischer Schalter ist die Strike aber trotz des subjektiv angenehmen Tippgefühls ein gutes Stück entfernt, gerade weil es immer noch nötig ist, zum Zwecke sicherer Signalübertragung den Hubweg des Schalters fast gänzlich auszunutzen – der Signalpunkt ist mitnichten derart auf den Punkt präzise akzentuiert wie bei seinem mechanischen Vorbild. Da außerdem das Tippgefühl durch Alterungsprozesse am Material während seiner Lebensdauer Veränderungen unterliegt, erscheint die Rubberdome-Technik auch im Lichte der nur auf dieser Basis möglichen bunten Beleuchtung in dieser Preisklasse und im Umfeld der ansonsten feinen Verarbeitung fehl am Platz. Spieletastaturen mit hochwertigeren mechanischen Schaltern sind bereits für deutlich weniger Geld erhältlich.
Die Ergonomie schafft allerdings, passend zum Transformer-Design, den Sprung zwischen Gut und Böse im steten Wechsel. Während die primären Module in dieser Hinsicht keine Wünsche offen lassen und die Form der Leertaste den Bedienkomfort im Praxiseinsatz deutlich steigert, müssen die Makrotasten an den verschiedenen Zusatzelementen differenziert betrachtet werden. Positiv erscheint dabei vor allem die rote Daumentaste an der Handballenauflage, das darunterliegende Zwei-Wege-Scrollrad ist hingegen aus der Normalposition nicht zu erreichen. Die gleiche Situation präsentiert sich verschärft im Hinblick auf das Makromodul. Mittelgroße Hände erreichen aus der „WASD“-Haltung nur den rechten Rand des „M3“-Schalters, andere Tasten nur mit unangenehmen Verrenkungen. Ausgelöst werden die Switches jedoch idealerweise mittig respektive am linken Rand ihrer Kappe. Deshalb ist das Modul während des Spielens nicht zu gebrauchen, ohne die gesamte Hand zu bewegen – je nach Genre eine mehr oder weniger praktikable Lösung. Die fünf um die Pfeiltasten angeordneten Tasten sind prinzipiell gut zu erreichen. Deren Kappen sind drei Millimeter flacher als die sie umgebenden Tasten. Im Alltag erfordert die rein haptische Orientierung trotz der um drei Millimeter tiefer liegenden Makroschalter eine ordentliche Dosis Eingewöhnung, ist in Spielen, sobald die Kappen in einer Art „Claw Grip“ mit den Fingerspitzen bedient werden, aber kein Problem mehr. Besser schneiden die zwölf über ein Untermenü auf dem Touchscreen zu erreichenden und gut zu differenzierenden Makrotasten ab, wobei hier die linksseitig angeordnete Lautstärkeregelung problematisch erscheint: Der eingesetzte Kippschalter erfordert einen höheren, hervorstechenden Kraftaufwand, auch wenn Auswahl und Anordnung der Tasten sinnvoll gelöst wurden. Grundsätzlich gefallen sowohl Layout des Touchscreens als auch die dahinter stehende Idee gut.
Trotz des Premiumpreises ist die Tastenmatrix streng genommen nur zu einem „Key-Rollover“ („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten) von zwei Tasten in der Lage, wenngleich die Anzahl der nicht möglichen Kombinationen noch im Rahmen bleibt – in der Regel können Signale von drei Tasten übertragen werden. Deutlich mehr Eingaben sind nur im optimierten „WASD“-Bereich möglich.
Touchscreen und Software
Die Programmierung der Strike 7 erfolgt sowohl über die Software als auch über den kapazitivien 3,1-Zoll-Touchscreen. Das Bedienfeld ist vor allem für die Beleuchtung zuständig, die unabhängig vom geladenen Profil festgelegt wird, und bietet erstaunlich wenig Freiraum. Zwar wirbt Mad Catz speziell mit einer App für TeamSpeak, die Kanäle und Teilnehmer auf das Display bringt, andere Anwendungen existieren jedoch schlichtweg nicht. Weder gibt es eine Möglichkeit, selbige zu programmieren, noch sie einzufügen, ein entsprechendes SDK soll erst im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Die Menüstruktur nebst Symbolanordnung, sinnvoll unter anderem zur Sortierung nach Nutzungshäufigkeit, kann ebenfalls nicht geändert werden. Daraus ergeben sich auch die einzelnen Menüebenen, die mit Uhr, Timer, Stoppuhr und Gaming-Modus gleich vier Unterpunkte enthalten, die durch übergroße Buttons auffallen – eine Straffung über kleinere Symbole, die bei Makros genutzt werden, wäre trotz des dann leeren Hauptmenüs deutlich vorzuziehen. Zum Ausnutzen der angebotenen Features muss daher über zahlreiche Ebenen navigiert werden, wobei die erzielbaren Ergebnisse in Anbetracht des Preissegments mehr als nur dürftig ausfallen – die Mediensteuerung ist nicht in der Lage, ID-Tags auszulesen, während der Notizblock ohne Kalender- oder Erinnerungsfunktion ebenso wenig überzeugt. Die nicht einmal halb so teure Logitech G19 zeigt deutlich besser, was mit einem Display anzufangen ist. Für Mad Catz gilt hingegen wortwörtlich: „What you see is what you get“ – derzeit also nicht sonderlich viel.
Die Software dient vor allem dazu, Profile zu erstellen, Makros zu programmieren und Verknüpfungen, letztere unabhängig eines konkreten Profils, anzulegen. Die „intuitive Grafikoberfläche“ besitzt eine deutsche Übersetzung, die gelegentlich auch Tschechisch (!) auf den Bildschirm zaubert, und entpuppt sich trotz des nur online verfügbaren Handbuches als überaus schwer zugänglich und unübersichtlich. Durch die seltsame Ebenenstruktur mit vorgeschaltetem Willkommensbildschirm, der keine relevanten Informationen präsentiert, und dem Verzicht auf eine schematische Darstellung der Tastatur sowie allen bereits programmierten Makrotasten, die gleichzeitig zur Auswahl einzelner Bereiche dienen könnten, ist der Aufbau unnötig kompliziert geraten.
Vielmehr muss jedes mit Makrotasten bestückte Segment der Tastatur einzeln angewählt werden, wobei der Touchscreen in zwei Hälften und damit Unterebenen eingeteilt wurde. Die Auswahl von Makros erfolgt über einen weiteren Menübaum über ein schier winziges Symbol rechts vom jeweiligen Namen, was, da hier auch andere Optionen zum Erstellen der Tastenketten untergebracht wurden, schnell unübersichtlich wird. In keinem Fall lassen sich die mindestens mögliche Anzahl von 72 Makros zuweisen und organisieren. Drag 'n' Drop sucht man ebenfalls vergebens, was die Anzahl der nötigen Klicks in die Höhe schnellen lässt. Das macht sich auch bei der Zuweisung von profilunabhängigen Programm- und Browser-Verknüpfungen bemerkbar. Immerhin können hier beliebige, auch eigene Symbole zur besseren Orientierung eingefügt werden.
Umständlich gerät auch das eigentliche Programmieren des Testkandidaten. Tastenkombinationen, die während des Tastendrucks abspielen, werden angenehm über eine einfache Eingabe eingefügt und mit einem Rechtsklick editiert. Erst durch das auch zur Makroauswahl gehörende Zusatzmenü können eigentliche Makros erstellt werden, die zwar auf Software-Ebene automatisch abspielen, aber sich nicht unterbrechen respektive mit anderen Eingaben ergänzen lassen. „Erweiterte Befehle“ spielen Tastenfolgen hingegen wie bei der Option „Makros“ beim Betätigen oder Loslassen einer Taste ab. Hier gibt es auch die Option, Tastenkombinationen bei gedrücktem Aktivierungsknopf in einer Endlosschleife laufen zu lassen, wobei ebenfalls die exakte Dauer eines Tastendrucks sowie die Verzögerung zwischen Eingaben aufgenommen wird. Einen Sinn ergeben die Unterscheidung und Aufteilung der Sequenzen in mehrere Menüebenen nicht; andere Hersteller bieten nur einen einzelnen Editor mit zahlreichen Dropdown-Menüs für die gewünschten Funktionen und (Wiedergabe-)Varianten an, was klar als bessere Lösung anzusehen ist. Zudem fallen schlicht nicht erklärte und kryptisch anmutende Optionen wie die „Quantisierungszeit“ (Feste Zeitabstände zwischen Eingaben) oder die „Verzögerungszeit“ (Ermöglicht Editieren einzelner Zeitabstände).
Zusätzlich stellt Mad Catz für eine große Auswahl älterer und aktueller Titel vorgefertigte Profile mit bereits angelegten Makros bereit. Für Valves Zombie-Shooter „Left 4 Dead 2“ hat der Hersteller unter anderem die Taschenlampe, das Nachladen und das Scoreboard für die Zusatztasten angedacht. Generell werden in den Vorlagen nur Funktionen belegt, die ohnehin nur einen einzelnen Tastendruck erfordern, aufgrund der ungünstigen Anordnung der Makrotasten aber ebenso gut oder zumeist besser über ihre originale Position aktiviert werden können. Abseits der Zusatztasten kann die Strike 7 nicht programmiert werden. Warum man beispielsweise Bewegungen wie „seitwärts strafen“ in Counter-Strike als Makro auf eine schlecht erreichbare Taste legen sollte, bleibt unklar, weshalb die Zusammenstellungen in hohem Maße uninspiriert wirken. Das gleiche Muster findet sich bei potentiell komplexeren Rollenspielen; Strategiespiele zeigen sich durchwachsen. Zwar wird hier durch die nicht zwingend vorausgesetzte „WASD“-Haltung das Makromodul sinnvoller Helfer, die Befehle selbst sind teils wie in Company of Heroes nützlich, in StarCraft wiederum ohne Vorteil.
Smart Technology Programming Software | ||
---|---|---|
Konfigurierbar | Primärtasten | Nein |
Makro-Tasten | Makro-, Media-, Office-Funktionen, Tastenkürzel |
|
Touchscreen | Programmstarts, Makros | |
Beleuchtung | Nein | |
Gaming-Modus | Nein | |
Makros | Anzahl | 72 aktive pro Profil, Unbegrenzt |
Länge | keine Begrenzung | |
Wiedergabe | Software | |
Ausgabe | Einmalig | |
Vorlagen | Ja | |
Im-/Export | Ja | |
Makro-Aufnahme | Editor | Ja |
Verzögerung | Keine, feste Abstände | |
Editieren | (Maus-)Eingaben, Verzögerung | |
Profile | Anzahl | Unbegrenzt |
Benennung | Ja | |
Autostart | Nein | |
Im-/Export | Ja | |
Besonderheiten | Eigene Symbole für Verknüpfungen & Makros |
Fazit
Mit der Strike 7 hat Mad Catz tatsächlich einen Transformer geschaffen – und eine Tastatur in ein Spielzeug verwandelt. Das Ergebnis ist zwar unter Einbezug eines kurzzeitigen Spaßfaktors schön anzuschauen, aber nur bedingt flexibel und daher nur bedingt nützlich. Auch wenn die Kernaufgaben einer Tastatur gerade für ein Rubberdome-basiertes Eingabegerät gut gelöst wurden und das Tippgefühl angenehm daherkommt, rücken gerade in Anbetracht des Preises die Zusatzfunktionen in den Blickpunkt.
Neben kleineren, in dieser Preisklasse aber ärgerlichen Patzern wie der schlechten Ausleuchtung des Makromoduls samt dessen suboptimaler Erreichbarkeit stören auch das zwingend nötige zusätzliche Netzteil und die Verschraubung sowie die Kabelanbindung speziell des Nummernblocks. Generell kann die Tastatur deshalb nicht schnell umgebaut werden, was die Flexibilität im Alltag einschränkt. Größtes Ärgernis ist jedoch die Software. Deren Ausführung wäre schon bei 50 Euro teuren Tastaturen ein erheblicher Kritikpunkt, für 250 Euro muss sich diese Bewertung daher potenzieren. Ein unübersichtlicher Aufbau trifft hier äußerst rudimentäre Fähigkeiten: So fehlt beispielsweise die Option zur Programmierung aller Tasten, eine Übersichtsdarstellung oder auch die Möglichkeit, Profile und Programmverknüpfungen zu verbinden – manuelle Profilwechsel sind im Doppelpremiumsegment unangemessen. Zwar stellt Mad Catz immerhin zahlreiche vorgefertigte Profile bereit, die jedoch nur sehr begrenzte Vorteile bieten. Der Touchscreen ist zwar in der Theorie eine praktische Angelegenheit und gerade für die Verwaltung von Hilfsprogrammen wie eines Musik-Players oder TeamSpeak aus dem Spiel heraus ideal geeignet, leidet aber unter der Abwesenheit weiterer und den eingeschränkten Funktionen der vorhandenen Applikationen - er ist schlicht nicht programmier- und erweiterbar.
Insofern zeigt die Spieletastatur mit ihrer reichhaltigen Ausstattung vor allem gute Ideen und ein vielversprechendes Konzept bei hochwertiger Verarbeitung, bleibt aber gerade die suggerierte Flexibilität in vielerlei Hinsicht schuldig. Perfekt ist die Strike 7 bei weitem nicht, insofern der Funktionsumfang dringend erhöht oder der Preis gesenkt werden sollte – 250 Euro sind derzeit deutlich zu hoch angesetzt, wenn bereits für die Hälfte dieses Preises mit der Logitech G19 Rubberdome-Tastaturen mit deutlich besser nutzbarem Display oder unter anderem in Gestalt der Cooler Master Trigger mechanische Schalter mit deutlich besserer Software winken. Derzeit bleibt der Luxusliner von Mad Catz schlicht zu weit unter den durchaus vorhandenen Möglichkeiten.
- Verwindungssteifes Gehäuse
- Gute Haptik (Chassis, Tasten)
- Touchscreen prinzipiell praktisch
- Nummernblock optional
- Software unnötig kompliziert
- Touchscreen nicht programmierbar
- Kabelsalat
- Ausleuchtung des Makro-Moduls
- Limitiert auf 2KRO
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