Microsoft kritisiert negative Berichterstattung über Windows 8

Przemyslaw Szymanski
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Nachdem vor Tagen Tami Reller, Finanz- und Marketingchefin der Windows-Sparte, in einem Interview gegenüber Reuters zugab, dass Windows 8 eine Überarbeitung nötig habe und sich kurz darauf auch die für Windows verantwortliche Vizepräsidentin Julie Larsen-Green zu Wort meldete, übt nun Frank X. Shaw Kritik an der Kritik.

In einem Blogeintrag spricht der Unternehmenssprecher und Corporate Vice President von Microsoft hauptsächlich nicht über Windows 8 selbst, sondern über die seiner Meinung nach überzogene Kritik am Betriebssystem in den Medien. Er hebt zunächst die Vorzüge einer vernetzten Welt hervor, in der man sofort Feedback bekomme und in der man schwache Signale leicht verstärken könne, sodass jeder gehört werde. Diese Vernetzung habe jedoch auch „ihre Schattenseiten“.

In einer Welt, in der jeder Mensch sich als Verleger bezeichnen und seiner Stimme Gehör verleihen könne, gebe es eine Tendenz zum Extremen: Manche Leute möchten sich von der Masse abheben und zielen deshalb auf die Sensationsgier des Publikums ab. In einer Welt, wo die Währung in Klicks besteht, treten Übertreibungen häufiger auf als sachliche Analysen. „Schwarzweißmalerei wird manchmal höher bewertet als Grautöne,“ schreibt Shaw und fügt hinzu, dass „merkwürdige Quellen“ die vergangene Woche mit solch einer Sichtweise geprägt hätten.

Als Beispiele für solche Berichte verlinkte der Microsoft-Manager die britische Financial Times und die britische Wochenzeitschrift The Economist. Die Financial Times beispielsweise bezeichnete eine mögliche Kursänderung bei Windows 8 als das größte Eingeständnis für ein Scheitern eines Produkts für den Massenmarkt seit dem Desaster Coca-Colas mit „New Coke“ vor fast 30 Jahren. Das Getränk musste wegen Kundenkritik wieder vom Markt genommen werden.

100 Millionen verkaufte Exemplare von Windows 8 seien der Ansicht des Firmensprechers aber eine gute Sache, ebenso das Berücksichtigen von Kundenmeinungen und entsprechende Produktverbesserungen. „Es gab sogar mal eine Zeit, da war es eine gute Sache, wenn man zugab, auf Rückmeldungen zu hören und zu reagieren“, so Shaw. Damit spielt er auf die vielen Meldungen an, in denen Microsoft wegen dem angekündigten Windows 8.1 „Blue“, welches das schnellste signifikante Windows-Update in der Geschichte des Betriebssystems darstellt und für Ende 2013 angekündigt ist, ein Scheitern respektive Zurückrudern vorgeworfen wird.

Windows 8 sei ein gutes Produkt und es werde von Tag zu Tag besser. Ein Betriebssystem biete unterschiedliche Erfahrungen für unterschiedliche Konsumenten, die ihre individuellen Anforderungen mitbringen, so Shaw weiter. Außerdem trage es die ganze Industrie einer spannenden Zukunft von Touchbedienung, Mobilität und nahtlos geräteübergreifenden Erfahrungen entgegen.

Doch egal wie der Weg von Windows 8, welchem die gesamte Branche den weltweiten Einbruch der PC-Verkäufe anlastet, in der Zukunft aussieht, wird es Microsoft offenbar sehr schwer haben: Sollte der für Windows 8.1 „Blue“ spekulierte, aus alten Zeiten bekannte Startknopf wiederkehren, wird man dem Unternehmen rückwärtsgewandte Innovation vorwerfen. Kehrt dieser nicht zurück, wird es seitens der Nutzer Vorwürfe geben, dass das Unternehmen nicht hinreichend auf seine Kunden höre.

Missliebige Töne stammen dabei aber nicht nur von Nutzern, Journalisten und Analysten, auch intern herrschen offenbar Unstimmigkeiten über den Kurs von Microsoft. Ein namentlich nicht bekannter Programmierer äußerte jüngst seinen Unmut, dass Microsoft bei der Windows-Entwicklung eher auf Neuerungen abziele, um öffentlich eine gute Figur abzugeben. Vernachlässigt werde dabei aber die systematische Verbesserung von zentralen Bereichen des Betriebssystems, die sich allerdings weniger gut vermarkten ließen. Demnach ringe sich der Konzern erst zu Änderungen durch, wenn der Druck soweit ansteige, dass das operative Geschäft bedroht sei.

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