Mozilla und OTOY entwickeln Codec für Full-HD-Streaming
Die Mozilla Corporation und der Cloud-Rendering-Spezialist OTOY arbeiten laut dem Blog von Mozilla-Urgestein Brendan Eich gemeinsam an einem Codec zum Streaming von Anwendungen und Videos, welcher die Übertragungen solcher Inhalte in HD-Qualität in jeden HTML5-fähigen Browser ohne Einbindung eines Plug-in erlauben soll.
Realisiert wird der Codec in JavaScript und WebGL. Einige der Ziele sind eine um 25 Prozent bessere Kompression als H.264 bei gleicher Qualität, eine sich zur Laufzeit anpassende Bitrate und eine bessere Farbtiefe. Vom neuen Codec profitieren sollen beispielsweise Cloud-Gaming und Anwendungs-Streaming von hocheffizienten Tools wie beispielsweise Autodesks 3DS Max oder Adobes Photoshop, die von hunderten von GPUs in der Cloud befeuert werden.
ORBX.js verspricht, alleine basierend auf Web-Technologien Full HD-Video mit 60fps (Frames pro Sekunde) im Browser ausliefern zu können. Die teure und umstrittene Notwendigkeit, Inhalte per Digital Rights Management (DRM) schützen zu müssen, entfällt, da ein Wasserzeichen im Videostream jeden Intra-Frame individuell eindeutig markieren kann. Beobachter aus Hollywood zeigen sich zunehmend überzeugt, dieses Modell könne DRM wirklich ablösen.
OTOY’s CEO Jules Urbach demonstrierte die Fähigkeiten des Codec, indem er den gesamten Mac-OS-Desktop, der in einer VM-Cloud-Sandbox lief, per ORBX.js in eine Firefox-Instanz renderte. Vom umgekehrten Fall – Windows Desktop und Apps beider Systeme zusammen auf dem Mac OS – handelt das folgende Video. Eine der Apps, die alle in einer eigenen Cloud-Sandbox liefen, war Valves Steam.
Weitere zukunftsträchtige Begriffe, die Eich in diesem Zusammenhang fallen lässt, sind Oculus Rift, Lightfield Displays und Holodecks, an deren Entwicklung OTOY zusammen mit dem Institute for Creative Technologies arbeitet.
Eich gab gestern eine Demonstration bei Autodesk in San Francisco, wo er Epic Games Unreal Engine 3 (Sanctuary) via Emscripten und asm.js mit voller Framerate in einen aktuellen Firefox „Aurora“ streamte.
Jeff Kowalski, Autodesk’s technischer Leiter, machte anschließend klar, dass bei dieser neuen Entwicklung die Kostenreduzierung bei weitem nicht der wichtigste Faktor sei. Vielmehr würden kreative Menschen ihre Workstations verlassen können und Szenen direkt am Drehort, beispielsweise am Strand, auf ihrem 4G-fähigen Tablet betrachten können anstatt stundenlang auf die gerenderten Ergebnisse im Büro zu warten. Filmteams auf verschiedenen Kontinenten könnten via Web künftig wesentlich besser zusammenarbeiten.
Brendan Eich ist einer der Väter von JavaScript, bei dessen Vorläufer LiveScript für den Netscape Navigator er mitarbeitete. Er half 1998 bei der Gründung von mozilla.org und war 2003 an der Gründung der Mozilla Foundation beteiligt, nachdem AOL die Abteilung für den Netscape-Browser geschlossen hatte. Seit 2005 ist er technischer Leiter der Mozilla Corporation.