Samsung Galaxy S4 im Test: Androider Kraftprotz mit Langläuferqualitäten
5/6Multimedia
In der Kategorie Multimedia schöpft Samsung aus dem Vollen. Nicht nur, dass sich das Full-HD-Display geradezu für das Abspielen von Videos anbietet, auch in allen anderen Unterhaltungsbereichen macht das Smartphone eine überwiegend gute Figur. So stehen sowohl über Google Play als auch das Samsung Hub zahlreiche Inhalte wie Musik, Videos und E-Books bereit, der per microSD-Karte erweiterbare Speicher lässt sich zudem auch via USB-Kabel oder Kartenleser am eigenen Rechner mit entsprechenden Daten befüllen. Wem die Fünf-Zoll-Anzeige doch zu klein ist, der kann das Galaxy S4 über die USB-Schnittstelle dank MHL-Standard mit einem Fernseher verbinden oder dies drahtlos per DLNA tun. In diesen Fällen ist man auch nicht auf den rückwärtig verbauten Laufsprecher angewiesen, der eher eine Alibifunktion hat. Denn schon bei mittleren Frequenzen weiß er kaum zu überzeugen, tiefe Töne fehlen fast völlig. In diesem Punkt hat das HTC One die Nase klar vorne, auch wenn über Sinn oder Unsinn einer derartigen Beschallungsanlage für Smartphones gestritten werden darf.
Ein anderes Kapitel, das dank des derzeitigen HTC-Flaggschiffs in aller Munde ist, ist die Kamera. Denn während die Taiwaner hier mit einer Rolle rückwärts – Verringerung der Auflösung auf rund vier Megapixel – mehr Qualität liefern wollen, setzt Samsung auf einen üblichen Sensor mit 13 Megapixeln. Dieser wird von einem LED-Blitz sowie einem Autofokus auf Seiten der Hardware unterstützt, auf Seiten der Software kommen zahlreiche weitere Funktionen hinzu.
Samsung selbst stellt hier die Dual-Shot-Funktion in den Vordergrund, bei der die Aufnahmen von Haupt- und Frontkamera kombiniert werden. Somit lässt sich auch die Fotograf auf den Bildern verewigen. Hinzu kommen unter anderem der „Sound & Shot“-Modus, bei dem das Bild mit einer Tonaufnahme versehen wird, sowie die Möglichkeit, bewegte Elemente auch in einem Foto wiedergeben zu können. Der HDR-Modus überzeugt mit einer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit und lässt sich somit leichter nutzen als in der Vergangenheit. Zusammengefasst werden alle Optionen in der Kamera-Applikation, die so – wie einige Programme auf dem Galaxy S4 – sehr schnell sehr unübersichtlich wird.
Dazu bei trägt auch der Umstand, dass die Optionen hier nicht alle in einem Menü aufrufbar sind und einige der Grundeinstellungen für Verwunderung sorgen. Aber: In puncto Umfang braucht sich Samsung nicht hinter HTC verstecken, zahlreiche Funktionen sind sowohl auf dem Galaxy S4 als auch auf dem One vorhanden.
Die Bildqualität steht dabei der Quantität der Möglichkeiten kaum nach. Der 13-Megapixel-Sensor überzeugt nicht nur unter optimalen Bedingungen, auch bei einsetzender Dämmerung übertreffen die Resultate die der meisten Konkurrenten. Auch nur minimal unterschiedliche Farbtöne werden weitestgehend neutral erfasst, auch feine Details sind klar erkennbar. Für Videoaufnahmen gilt weitestgehend das gleiche: Auch hier weiß die Qualität zu gefallen, vor allem die Tonaufzeichnung gefällt. Auf schnelle oder ruckartige Bewegungen sollte man jedoch verzichten; hier kommt es schnell zu Artefaktbildung.
Insgesamt bewegt sich das Gesamtpaket Kamera somit auf einem sehr hohen Niveau, auch das HTC One kann sich nicht nach oben hin absetzen. Im direkten Vergleich zum iPhone 5, dem ebenfalls eine gute Bildqualität nachgesagt wird, punktet das Galaxy S4 wie auch das Pendant aus dem Hause HTC mit zahlreichen zusätzlichen Kamerafunktionen.
Kommunikation
Was die Übertragung von Daten und Sprache angeht, beherrscht das Galaxy S4 alle derzeit aktuellen Standards. Im Mobilfunkbereich gehört dazu neben HSPA+ mit bis zu rund 42 Megabit pro Sekunde im Downstream auch LTE mit maximal 100 Megabit pro Sekunde. Für weniger fortschrittlich ausgestattete Netze oder Netzzellen stehen allerdings auch ältere Techniken wie EDGE oder HSPA bereit. Ein kleines Manko: Abseits von LTE-Netzen ist die Upload-Geschwindigkeit auf rund fünf Megabit pro Sekunde beschränkt, obwohl hier via HSPA+ mehr möglich wäre.
Dafür kann Samsungs Topmodell im Bereich WLAN mit der neuesten Technik auftrumpfen. Denn neben den bewährten Standards a, b, g und n kann das verbaute Modul auch mit ac-Netzen umgehen. Theoretisch sind damit Übertragungsraten von rund einem Gigabit pro Sekunde möglich, entsprechende Gegenstellen in Form von Routern sind aber noch sehr rar gesät. Für weniger umfangreiche Übertragungen oder kürzere Entfernungen stehen Bluetooth 4.0 sowie NFC zur Verfügung. Zudem steckt im Galaxy S4 ein Infrarot-Sender, der das Smartphone in eine Fernbedienung für die heimische Unterhaltungselektronik verwandelt.
Nichts zu beanstanden gibt es bei der Gesprächsqualität. Der Gesprächspartner profitiert hier von einer sehr guten Unterdrückung von störenden Nebengeräuschen, man selbst vom in puncto Klangqualität guten Lautsprecher. Allerdings kam es im Test mehrfach vor, dass es minimalen Aussetzern kam. Da dies an unterschiedlichen Standorten mit verschiedenen Gesprächspartnern der Fall war, ist dieses Problem auf das Galaxy S4 zurückzuführen. Grundsätzlich konnten die Empfangs- und Sendeeigenschaften aber überzeugen, auch unter ungünstigen Bedingungen war kein genereller Verbindungsabbruch festzustellen.
Laufzeiten
In den vergangenen Monaten galt folgende Regel fast ausnahmslos: Die Kombination aus großem Display und schnellem SoC geht klar zulasten der Akkulaufzeit. Mit dieser Tradition bricht das Galaxy S4, obwohl das Smartphone in beiden Punkten im Vergleich zum Vorgänger klar zugelegt hat. Ermöglicht wird dies vor allem durch die erweiterten Stromsparfunktionen des Snapdragon 600, aber auch durch einige Anpassungen beim Display.
So erreicht das Samsung-Handy im Video-Test bei voller Display-Helligkeit eine Laufzeit von fast achteinhalb Stunden, was im Vergleich für den dritten Platz reicht. Aussagekräftiger ist jedoch der Blick auf den gleichen Test mit einer eingestellten Helligkeit von 200 Candela. Hier kann das Galaxy S4 mit deutlich mehr als neuneinhalb Stunden klar die Spitzenposition einnehmen. Vor allem die direkten Konkurrenten Sony Xperia Z und HTC One haben hier mit etwa fünf und fünfeinhalb Stunden das Nachsehen, aber auch Apples iPhone 5 erreicht nur rund sieben Stunden. Vor allem im Vergleich mit HTCs Flaggschiff überrascht dieser Vorsprung: Zwar verbauen die Taiwaner einen um rund zehn Prozent kleineren Akku, das Display als Hauptverbraucher fällt mit 4,7 Zoll aber kleiner aus und der auch hier verbaute Snapdragon 600 taktet in der Spitze mit 200 Megahertz weniger.
Im Alltag fallen die Unterschiede hingegen deutlich geringer aus. Über mehrere Tage hinweg wurde das Galaxy S4 praktisch eingesetzt, unter anderem mit mehreren Telefonaten pro Tag, dem Abgleich zweier E-Mail-Konten sowie dem Surfen via LTE und WLAN. Dabei zeigte sich, dass das Smartphone durchaus zweieinhalb Tage mit einer Ladung des Energiespeichers auskommen kann – aber nicht zwangsläufig muss. Denn gerade im Freien mit automatischer Anpassung der Display-Helligkeit verkürzt sich die Zeit, die das Gerät ohne Steckdose auskommt. Mit aktivierten Energiesparmaßnahmen, die den Maximaltakt des SoC sowie die maximale Helligkeit der Anzeige begrenzen, sind im Gegenzug jedoch einige Stunden Betrieb zusätzlich möglich.
Wie aber auch bei allen anderen Smartphones gilt: Wer häufig auf leistungsfordernde Funktionen zurückgreift oder aufwändige Spiele nutzt, wird auch das Galaxy S4 täglich an das Ladegerät anschließen – oder das optionale drahtlose Laden via Qi-Standard nutzen – müssen. Ein Ausweg ist das Austauschen des Akkus, der problemlos nach dem Entfernen der Rückseite gewechselt werden kann.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.