Telekom will Netzausbau in Randgebieten zurückfahren
Die Telekom will zukünftig den Netzausbau in „unwirtschaftliche Neubaugebiete“ zurückfahren, berichtet die Nordsee Zeitung. In die entsprechenden Bezirke sollen keine Kupferkabel mehr verlegt werden, statt Festnetzanschlüssen soll die gesetzlich vorgeschriebene Mindestversorgung mittels Mobilfunktechnik gewährleistet werden.
Sollte die Telekom den Plan umsetzen, betrifft dieser ländliche Räume und neu ausgewiesene Baugebiete sowie Baulücken, die von Städten und Gemeinden geschlossen werden. In solchen Gebieten ist der Netzausbau nach Ansicht der Telekom nicht rentabel. Allerdings ist das Vorhaben noch nicht in Stein gemeißelt, derzeit befindet es sich noch in der Planungsphase. Zunächst muss die Bundesnetzagentur grünes Licht geben, danach sollen Pilotversuche in Gemeinden mit entsprechenden Baugebieten erfolgen, wobei die Teilnahme freiwillig ist.
Die Testphase soll mindestens ein Jahr dauern. Wann und wo es losgeht, ist bislang aber noch nicht bekannt. Konkrete Details sind derzeit noch offen, erklärte ein Telekom-Sprecher laut heise online. In den jeweiligen Gemeinden soll neben dem drahtlosen Anschluss noch wie gehabt ein Festnetzanschluss verlegt werden, damit geprüft werden kann, ob die Mobilfunktechnik als gleichwertige Alternative taugt. Für die Anschlussinhaber soll sich indes nicht allzu viel ändern, diese können ihre bisherigen Telefone weiterverwenden und sollen auch sonst alle Funktionen nutzen können, die mit einem herkömmlichen Festnetzanschluss verbunden sind.
Das Projekt steht noch in den Startlöchern, dennoch hagelt es bereits Kritik. Es „bestehen hohe Zweifel“, ob das Mobil-Angebot den Anforderungen eines Festnetzanschlusses gerecht wird, sagte der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU), der auch im Beirat der Bundesnetzagentur sitzt. Die Regulierungsbehörde werde darauf pochen, dass die betroffenen Gemeinden nicht schlechter dastehen. Ebenso skeptisch zeigen sich die Grünen, so erklärte Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion: „Was nicht eintreten darf, ist, dass die Kunden für weniger Qualität mehr bezahlen müssen.“ Die Telekom rechtfertigt indes das Vorhaben, man sei zwar durch das Telekommunikationsgesetz zur Mindestvorsorge verpflichtet, zu der etwa ein Telefonanschluss zählt, die technische Umsetzung werde aber nicht vorgeschrieben.
Dennoch kommt die Meldung für die Telekom zur Unzeit, nach wie vor hagelt es massive Kritik für die angekündigten Drosselpläne. Hinzu kommt, dass man die Volumentarife mit der Ankündigung rechtfertigt, die Netze weiter ausbauen zu wollen – „auch im ländlichen Raum“, wie Telekom-Chef René Obermann auf der Hauptversammlung betonte. Das lässt sich öffentlich nur schwer vereinbaren mit dem Plan, in Randgebieten aus Kostengründen keine Kabel mehr zu verlegen, sondern auf drahtlose Anschlüsse zu setzen. Zumal auch dieser Bereich Probleme bereitet, so erreichen LTE-Anschlüsse in der Breitbandklasse von 25 bis 50 Mbit/s nur in 1,6 Prozent der Fälle die vertraglich festgelegte Übertragungsrate. Das betrifft zwar alle Internet-Anbieter und nicht nur die Telekom, werbewirksam sind solche Nachrichten trotzdem nicht.