Yahoo! angeblich an Tumblr interessiert
Unter der seit Sommer 2012 amtierenden Yahoo!-Chefin Marissa Mayer wurden mehrere Unternehmen wie beispielsweise Stamped, OnTheAir und zuletzt Summly zugekauft. Diese Strategie scheint der Internetkonzern nun fortzusetzen: Denn wie nun bekannt wird, soll Yahoo! laut AllThingsD Interesse an dem Mikroblogging-Dienst Tumblr haben.
Dafür sollen dem Bericht der US-amerikanischen Internetseite zufolge, welche sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beruft, Yahoo! und Tumblr ernsthafte Gespräche bezüglich einer strategischen Partnerschaft respektive Übernahme führen. Marissa Mayer soll sich bereits während ihrer Anstellung bei Google neben Foursquare, das seit 2005 zum Suchmaschinenbetreiber gehört und inzwischen durch Google Latitude ersetzt wurde, für das Unternehmen aus New York interessieren.
Seit ihrer Anstellung als Yahoo!-Chefin habe sie sich bereits mehrere Male mit den Führungskräften des Unternehmens, darunter auch Tumblr-Gründer und CEO David Karp, getroffen. Für Yahoo könnte ein Kauf von Tumblr der Versuch sein, wieder mehr jüngere Nutzer anzulocken. Der Konzern räumt selbst ein, dass er ein Defizit in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen hat.
Yahoo!-Finanzchef Ken Goldman sagte beispielsweise auf der JP Morgan Global Technology Conference in dieser Woche, dass Yahoo „wieder cool werden“ müsse. „Eines unserer Probleme ist eine alternde Nutzerschaft“, betonte Goldman. Um junge Nutzer zu gewinnen, sei es nötig, die vor einigen Jahren verlorene „Coolness“ zurückzugewinnen. Für Yahoo könnte ein Kauf von Tumblr das Unternehmen tatsächlich näher an eine jüngere Zielgruppe bringen.
Der von David Karp im Jahr 2007 gegründete Dienst macht es Nutzern leicht, einfache Blogs aufzusetzen und Einträge anderer Nutzer als Favoriten zu markieren und anderen Nutzern zu „folgen“, um deren Einträge im eigenen „Dashboard“ sichtbar zu machen, welches auch zur Verwaltung der eigenen Einträge dient. Laut den Angaben von AllThingsD kann Tumblr 117 Millionen Besucher allein im April dieses Jahres vorweisen, womit die Internetseite einen der größten Blogging-Dienste weltweit darstellt – 107,8 Millionen Blogs und 50,6 Milliarden Blog-Einträge soll es auf Tumblr mittlerweile geben.
Mit dem Datenaufkommen von Desktop-Computern soll Tumblr sogar an Werte von Twitter und LinkedIn heran kommen. Ein gutes Geschäftsmodell zur Umsatzgenerierung fehlte dem Dienst allerdings lange Zeit: Standard-Banner, wie sie auf solchen Internetseiten üblich sind, würden von Tumblr-Nutzern nicht akzeptiert werden. Branchenbeobachter meinen auch, dass die Vielzahl an Pornographie und anderer „fragwürdiger Inhalte“ die Werbeindustrie abschrecken würde.
Das Unternehmen setzt seit Kurzem deshalb auf Werbeeinblendungen im Kontrollbereich der Blogs, sodass letztes Jahres laut Forbes immerhin 13 Millionen US-Dolllar umgesetzt werden konnten – in diesem Jahr sollen es rund 100 Millionen US-Dollar werden. Mit der Unterstützung durch die Yahoo!-Werbeabteilung könnten die Umsätze nochmals steigen.
Laut Adweek soll sich Yahoo! die strategische Partnerschaft respektive Übernahme rund eine Milliarde US-Dollar kosten lassen, womit diese in einer ähnlichen Dimension wie die Übernahme von Instagram durch Facebook im vergangenen Jahr läge. Mayer versucht sich seit einiger Zeit an einer größeren Übernahme: Yahoo! wollte die Mehrheit an der Videoplattform Dailymotion übernehmen, die France Télécom gehört – doch die französische Regierung lehnt solche Pläne ab. Auch für die Videoplattform Hulu soll sich Yahoo! laut jüngsten Gerüchten erneut interessieren.