Bluffdale – Die größte Datenhalde der Welt

Ferdinand Thommes
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Im September 2013 will die National Security Agency (NSA) einen gigantischen Serverkomplex in Betrieb nehmen, der derzeit in der unwirtlichen Weite Utahs nahe dem Städtchen Bluffdale entsteht. Der „Utah Data Center“ genannte Komplex soll weltweit möglichst viele Daten zur Auswertung sammeln.

Die auch als „Intelligence Community Comprehensive National Cybersecurity Initiative Data Center“ bezeichnete Anlage soll auf insgesamt 300.000 Quadratmetern rund 30.000 Quadratmeter Stellfläche für Server bieten und will Daten in der Größenordnung von einem Yottabyte vorhalten können. Das entspricht der schwer vorstellbaren Menge von einer Billion Terabytes. Die NSA braucht für ihr Vorhaben solche Kapazitäten, denn laut einer Analyse von Cisco Systems soll sich der globale Datenverkehr zwischen 2010 und 2015 auf rund 966 Exabytes pro Jahr vervierfachen. In dem rund 2 Milliarden US-Dollar teuren Komplex – unklar ist, ob hier die Computerhardware eingerechnet ist – soll möglichst der gesamte Datenfluss des Planeten gesammelt und ausgewertet werden. Dazu zählen die Inhalte von E-Mails, Telefongesprächen, Sprach- und Videochats sowie aller Google-Suchen. Der selbstversorgende Komplex wird für drei Tage Energie vorhalten und 1,7 Millionen Liter Wasser täglich pumpen können. Die Stromrechnung der Anlage wird in der Größenordnung von 40 Millionen US-Dollar pro Jahr liegen.

Brisanz erhält der Neubau nun erneut durch die Informationen über das Projekt „Prism“, die ein Geheimdienstmitarbeiter an britische und US-amerikanische Medien hat durchsickern lassen. Die Medien verbinden seit gestern das Datencenter in Utah mit dem Projekt Prism, denn von den Dimensionen her braucht die NSA für Prism riesige Datenbanken, die vermutlich selbst Googles Kapazitäten übertreffen.

Neben der Datensammlung soll ein weiterer Schwerpunkt in Bluffdale im Knacken von kryptographischen Schlüsseln liegen, denn naturgemäß werden viele der dort auflaufenden Daten verschlüsselt sein. Die zunehmende Ausstattung der NSA mit Macht und fast unbegrenztem Geldfluss seit den Anschlägen vom 11. September 2001 soll bereits vor einigen Jahren laut eingeweihten Kreisen zu einem großen Durchbruch beim Brechen von Verschlüsselungen geführt haben. Probleme macht hier aber weiterhin der „Advanced Encryption Standard“ (AES), der in Stärken von 128-, 192- und 256-Bits angewandt werden kann. Einer der Gründe für die Anlage in Bluffdale soll es sein, mit genügend großer vereinter Rechenkraft dem Knacken dieser Verschlüsselungsmethode näher zu kommen. Je mehr verschlüsselte Daten von einer Quelle vorliegen, die gleichzeitig analysiert werden können, desto höher liegt die Chance, hier einen Durchbruch zu erreichen.

Zu diesem Zweck lies die NSA 2009 bei Knoxville in Tennessee im Rahmen des „High Productivity Computing Systems“-Programms einen Supercomputer mit 1.75 Petaflops entwickeln, der auf der Cray XT5 basierte, aber speziell für die Verarbeitung einiger weniger Algorithmen zum Brechen von Codes getrimmt war. Bis zum Ende dieses Jahres soll ein optimierter NSA-Supercomputer auf Basis der Cray XT7 „Titan“, die am Oak Ridge National Laboratory in Tennessee steht, verfügbar sein, die dann 20 Petaflops und mehr leisten kann. Die NSA wird in Bluffdale also eine kaum vorstellbare Rechenkraft bündeln können.

Das Gelände der Baustelle ist militärisches Sperrgebiet und, strategisch gut platziert, neben einem Trainingslager der Nationalgarde angesiedelt. Allein der Eingangsbereich, der die Besucher überprüft, soll zwischen 10 und 15 Millionen US-Dollar gekostet haben. Der ehemals verarmten Gemeinde Bluffdale 20 Meilen außerhalb von Salt Lake City tut die geheimnisumwitterte Riesenbaustelle jedenfalls gut. Die Preise für ein Eigenheim haben seit Baubeginn enorm angezogen und die Gemeinde wird vermutlich stark anwachsen. Darüber hinaus will die University of Utah ab Herbst 2013 Bachelor- und Master-Studiengänge anbieten, die speziell auf einen Arbeitgeber und dessen Anforderungen ausgerichtet sind – auf die NSA.

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