Chinas Medien attackieren die USA wegen Prism
Nachdem sich China zunächst zum NSA-Datenskandal der USA bedeckt gehalten hatte, attackiert die Global Times, eine landesweite, der Regierung nahestehende, englischsprachige Tageszeitung, die USA jetzt scharf. Die Rede ist von „Scheinheiligkeit“ und „staatlicher Arroganz“.
Während Präsident Obama beim Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping diesen noch aufforderte, in Sachen Cyberwar und Ausspähung durch China etwas zu unternehmen, zeichnen die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden ein Bild der USA, das die Supermacht eher als Täter denn als Opfer skizziert. Snowden hatte der South China Morning Post in einem Interview gesagt, die USA versuchten seit 2009, gezielt tausende Ziele in Hongkong und auf Chinas Festland zu hacken. Dabei soll es sich laut Snowden um „Studenten, Beamte und Unternehmen, nicht um militärische Ziele“ gegangen sein. Eines der Ziele sei die Universität von Hongkong gewesen.
Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua kommentiert diese Enthüllungen mit den Worten, das „falsche Image der USA von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten“ falle in sich zusammen. Gleichzeitig wird Snowden zum Helden stilisiert, wenn er in eine Reihe mit Wikileaks-Gründer Assange und dessen Informant Bradley Manning gestellt wird. „Diese Leute sind zu brillant, um eingesperrt zu werden. Sie stehen alle für den tapferen Kampf gegen das System“
China hat Snowden mittlerweile ideologisch vereinnahmt. Die Global Times sieht den Whistleblower als Chance für China und plädiert dafür, ihm mehr Informationen zu entlocken. Eine weitere Vereinnahmung Snowdens werde den Beziehungen zu den USA nicht schaden, denn „die würden das Gleiche tun“, so das Blatt. Was nach deren Ansicht dem Ansehen Chinas in der Welt schaden würde, wäre eine Auslieferung Snowdens an die USA.
Snowden war nach seiner Selbstenthüllung in der Sonderverwaltungszone Hongkong aufgetaucht und gab dort mehrere Interviews an westliche und chinesische Medien. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.