Intel „Haswell“-Prozessor für Desktop-PCs im Test: Enttäuschend gut.
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Um eine der wichtigsten Fragen für potentielle Aufrüster vorweg zu klären: Haswell ist nicht zum Vorgänger kompatibel – weder in die eine, noch in die andere Richtung. Obwohl der neue Sockel LGA1150 dem Vorgänger LGA1155 (Ivy Bridge und Sandy Bridge) auf den ersten Blick sehr ähnelt und zudem die gleiche Größe besitzt – das CPU-Package misst erneut 37,5 mm × 37,5 mm –, können Prozessoren beider Plattformen nicht untereinander ausgetauscht werden. Dies verhindern bereits anders positionierte Nasen am Sockel und die entsprechenden Einkerbungen am Prozessor: Ohne rohe Gewalt lässt sich Haswell somit nicht auf einem LGA1155-Mainboard montieren. Andersherum ist es dasselbe, alleine die auf 1.150 Stück reduzierten Pin-Kontakte würden einen reibungslosen Betrieb eines Prozessors mit 1.155 Pins verhindern.
Intels Dokumentation zur Sockelmechanik hält dabei noch ein interessantes Detail parat: In einem Abschnitt heißt es wörtlich übersetzt: „Der Prozessor kann 15 Mal in einen LGA1150-Sockel eingesetzt und aus ihm entfernt werden.“ Damit spielt man offenbar auf bei häufigem Prozessorwechsel auftretende Verschleißerscheinungen an, die sich zum Beispiel in überstrapazierten Pins äußern können. Für Normalnutzer, die ihren Prozessor in der Regel nur einmal ein- oder ausbauen oder diesen gar nicht erst anrühren, dürfte dies kein Problem darstellen. Dennoch sei dies an dieser Stelle erwähnt.
Speicherunterstützung
Bezüglich der Arbeitsspeicher-Unterstützung ändert sich mit Haswell nichts gegenüber dem Vorgänger. Weiterhin werden DDR3- und sparsamer DDR3L-RAM der Klassen DDR3-1333 und DDR3-1600 offiziell unterstützt. Für beide Typen sieht Intels Dokumentation erneut eine Spannung von 1,5 Volt vor. Doch erfahrungsgemäß arbeiten die aktuellen Plattformen auch mit Speichermodulen mit niedrigerer Spannung und anderen Frequenzen problemlos, wie unser Versuch bei „Ivy Bridge“ mit speziellem DDR3-1866-Speicher, der mit lediglich 1,25 Volt betrieben wurde, zeigte. Mit Haswell konnten wir maximal DDR3-2.133-Speicher stabil betreiben („Intel „Haswell“-Grafik für Desktop-PCs im Test“). Ebenfalls gleich geblieben ist der maximale Speicherausbau von 32 Gigabyte, der sich beim Einsatz von vier 8-GByte-Modulen ergibt.
Mainboards
Aktuelle Trends
Neue Chipsätze und ein neuer Sockel bedeuten natürlich automatisch neue Hauptplatinen für Haswell. Jedes Jahr aufs neue müssen sich die Mainboard-Hersteller dabei Möglichkeiten einfallen lassen, sich von der Masse abzuheben. Erneut suchen viele dabei ihr Glück in speziellen Audio-Lösungen, die teils mit vom Rest der Platine gegen Interferenzen isolierten Schaltkreisen und eigenen Kondensatoren daher kommen und an anderer Stelle sogar wechselbare Verstärkerbauteile (Amplifier) bieten. Das Werben für einen leistungsstarken Kopfhörerausgang ist dabei nahezu Pflichtprogramm. Neben vielfältigen optischen Spielereien, wie Farbkombinationen oder speziell geformten Kühlkörpern, werden sogenannte „Overclocking“-Mainboards natürlich erneut mit unzähligen On-Board-Bedienknöpfen, speziellen Spannungsmesspunkten und diversen Übertaktungsoptionen über UEFI/BIOS oder gleich mit eigener (Windows-)Software ausgestattet.
Als wirklich neuer Trend entpuppt sich allerdings der vermehrte Einsatz von WLAN-Lösungen, die nicht nur auf für HTPCs konzipierten Micro-ATX- oder Mini-ITX-Platinen zum Einsatz kommen, sondern auch auf Boards im klassischen ATX-Format Einzug halten. Zugpferd ist dabei der neue WLAN-Standard 802.11ac, der eine deutlich höhere Geschwindigkeit als die Vorgänger verspricht und in Marketing-Kreisen gern als „Gigabit WiFi“ bezeichnet wird. Auch bei den kabelgebundenen Netzwerkverbindungen werden zum Teil spezielle Lösungen statt den verbreiteten Realtek-Chips eingesetzt. Als Beispiele sind hier die bei sogenannten „Gaming“-Mainboards verwendeten Lösungen aus dem Hause Killer, die niedrigere Pings beim Online-Spielen versprechen, sowie Ethernet-Chips von Intel zu nennen.
Insgesamt zeigt sich auch, dass, dem allgemeinen Trend im PC-Bereich folgend, die kompakteren Mainboard-Formate Micro-ATX und Mini-ITX mehr Bedeutung gewinnen. Kein namhafter Hersteller verzichtet auf entsprechende Modelle im Startaufgebot für Intels Haswell-Generation.
Mainboard-Ausblick und Informationspolitik
Gerne würden wir an dieser Stelle mit einer umfassenden Übersicht der neuen Hauptplatinen dienen. Allerdings wurden unsere Bemühungen um detaillierte und vor allem handfeste, finale Informationen derart durch fragwürdiges Geheimhaltungsgebaren und ungewohnte Geheimniskrämerei im Keim erstickt, dass wir uns dieses Vorhaben für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Einen Höhepunkt erreichte dieses „NDA-Theater“ bei unserem Besuch bei Gigabyte vor wenigen Tagen. Somit liefern wir folgend nur einen kleinen Ausblick auf die zu erwartenden unzähligen Mainboard-Modelle. Alleine Asus will 27 Varianten auf den Markt bringen.