Intel „Haswell“-Prozessor für Desktop-PCs im Test: Enttäuschend gut.
18/51Overclocking
Ein K-Prozessor lädt natürlich zum Übertakten ein – zumindest auf dem Papier. Für Haswell hat sich Intel eine leicht veränderte Vorgehensweise ausgedacht, die sehr stark an jene bei Sandy Bridge-E angesiedelt ist. Auch dort gibt es bekanntlich noch Einschränkungen wie beispielsweise die einfache Steigerung des Taktes über den Base Clock (BCLK), der auf maximal fünf bis sieben Prozent gedeckelt ist. Der Grund dafür ist bekanntlich seit Sandy Bridge in der Anbindung zu suchen, sind an den BCLK doch nahezu alle internen Abläufe gekoppelt.
Exakt diese Einschränkung wird bei Haswell bestehen bleiben. Wie bei Sandy Bridge-E werden jedoch intern zusätzliche Teiler geschaltet, die einen Betrieb nicht nur von 100 MHz BCLK, sondern auch bei Frequenzen von 125 und 167 MHz erlauben. Dieses Vorgehen wird jedoch nur bei den K-Modellen funktionieren, bei allen herkömmlichen Modellen ist diese Funktion gesperrt. Für diese Vorgehensweise musste Intel im Hauptquartier in Santa Clara im Rahmen des Briefings von den anwesenden Journalisten viel Kritik einstecken. Das ändert aber auch nichts an der Tatsache: Einen kleinen Prozessor wie „früher“ einfach über den BCLK zu übertakten, gehört weiterhin ins Land der Wunschvorstellungen.
Theorie und Praxis – dazwischen können Welten liegen. Während sich 22-nm-Fertigung samt neuer Architektur und geringerer Eingangsspannungen sehr vorteilhaft für das Overclocking anhört, liegt die Wahrheit ganz woanders. Die Temperaturmessung im normalen Betrieb hatte bereits gezeigt, an welches Problem Übertakter als erstes stoßen dürften: Knapp 70 Grad unter maximaler Last sind ein Wert, der selbst die schlechten Ivy-Bridge-Temperaturen übertrumpft. Und so konnten wir die Spannung des Modells lediglich um 0,1 Volt anheben, um daraufhin bei 100 Grad den Prozessor zur halben Notabschaltung, dem sogenannten „throttlen“, gebracht zu haben.
Bei der minimalen Spannungsanpassung bereits in den roten Bereich zu kommen, schränkt das gesamte Overclocking-Potential massiv ein. So kommt man bereits mit 4,5 GHz sehr nah an diese Abschalt-Temperatur, mit traditioneller Luftkühlung in einem geschlossenen System sind mehr mit diesem Modell nicht möglich. Natürlich kann dies von CPU zu CPU variieren, ein „5-GHz-Prozessor für Alle!“ wird Haswell in dieser Konstellation jedoch nicht.
Auch hier dürfte erneut die Verbindung des Heat-Spreaders mit dem Die mittels Wärmeleitpaste eine der Ursachen sein. Bereits bei Ivy Bridge fand eine Verbindung mittels Wärmeleitpaste zur Enttäuschung mancher (Extrem-)Übertakter Verwendung, wodurch sich dieser insgesamt schlechter übertakten ließ als sein Vorgänger Sandy Bridge. Übertakter erhofften sich deshalb, dass Intel bei Haswell wie bei älteren Prozessorgenerationen auf eine Lötverbindung zwischen IHS und CPU setzt. Diese bietet in der Regel eine bessere Wärmeableitung als herkömmliche Wärmeleitmittel, was bei generell höheren Temperaturen durch Übertakten eine Rolle spielen kann.
Undervolting
Moderne Prozessoren passen die Spannung des Prozessors stetig den aktuellen Umständen an. Fixe Spannungen wie früher, in denen der Prozessor dann einfach immer mit beispielsweise 1,3 Volt lief, gibt es nicht mehr. Heutzutage rangieren die Spannungen flexibel zwischen 0,7 und 1,1 Volt – respektive 1,2 Volt bei maximalem Turbo unseres Testmodells. Die Mainboardhersteller bieten darüber hinaus schon länger an, die automatischen Werte um einen gewissen konstanten Wert zu unterschreiten – um Energie zu sparen. In unserem Fall waren 0,1 Volt weniger möglich, die den Prozessor unter Last folglich bei knapp 1 Volt agieren ließen.
Unsere Verbrauchsmessung ergab unter maximaler Auslastung lediglich einen Rückgang von zehn Watt.