Bessere legale Angebote verdrängen illegale Kopien
Eine norwegische Studie kommt aktuell zu einem nicht unbedingt überraschenden Ergebnis: So soll in den skandinavischen Ländern das illegale Herunterladen urheberrechtsgeschützter Musikstücke stark zurückgegangen sein. Der wichtigste Grund hierfür dürfte in den weiter wachsenden legalen Alternativ-Angeboten liegen.
So sollen der Studie (PDF) zur Folge 2008 in Skandinavien mehr als 1,2 Milliarden Musikstücke illegal geladen worden sein. Vier Jahre später betrug die Anzahl der geladenen Stücke nur noch 210 Millionen, also weniger als ein Fünftel der ursprünglichen Anzahl. Nicht ganz so drastisch, aber trotzdem ebenfalls rückläufig, verhält sich die illegale Verbreitung von Filmen und TV-Serien: Illegale Kopien in diesem Bereich sollen der Studie zufolge um die Hälfte zurückgegangen sein.
Dass sich mittlerweile gerade in den skandinavischen Ländern legale Dienste verstärkt etabliert haben, liegt auch daran, dass dort relativ früh auf Dienste wie Spotify oder Netflix zurückgegriffen werden konnte. In Schweden ist Spotify nach eigenen Angaben bereits der größte Musikanbieter und damit zur Hauptquelle für Musik geworden. Mit einer Reichweite von etwa 60 Prozent liegt man dort vor dem Radio oder CD-Verkäufen. 75 Prozent des Umsatzes der Musikindustrie sollen in Schweden und Norwegen bereits durch Streaming generiert werden.
Der Unterschied zur früheren Kaufform besteht im ständigen Zugang zu einer großen Anzahl von Musikstücken, Filmen oder TV-Serien – zumindest solange, wie der Nutzer für diesen Dienst zahlt. Da Video-Dienste in Skandinavien aber erst einige Zeit nach den Musik-Pendants eingeführt wurden, könnte auch hier in der nächsten Zeit der gleiche Trend beobachtet werden.
Ein nicht geringer Teil des Erfolges von legalen Musik-Diensten dürfte auch auf moderne Mobilgeräte und die damit verbundenen einfacheren Möglichkeiten, auf Musik zugreifen zu können, zurückzuführen sein. Mussten früher Musikstücke noch über den Rechner auf das entsprechende Gerät übertragen werden, kann heute zum Beispiel mit Smartphones direkt über die Mobilfunkverbindung auf solche Dienste zugegriffen werden. Einige Mobilfunkanbieter bieten zudem Kooperationen mit Streaming-Anbietern an, sodass deren Verwendung die Datenverbindung nicht zusätzlich belastet.
Interessant dürfte die Studie zudem in Bezug auf das seit dem 1. Juli in Norwegen geltende Gesetz zur Eindämmung der Online-Piraterie, welches unter anderem Sperren für Seiten mit illegalen Inhalten vorsehen kann, zu sehen sein. Die Untersuchung endet bereits Ende 2012 und somit vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes, so dass die Veränderungen nicht auf das neue Gesetz zurückgeführt werden können.
Ob diese Studie zumindest in diesem Maße auch auf Deutschland übertragen werden kann, ist ungewiss, da die genannten Dienste hierzulande erst später eingeführt wurden und somit im Bezug auf Akzeptanz zeitlich zurückliegen. Trotzdem ist auch bei uns ein Wachstum dieser Dienste erkennbar, womit eine ähnliche Entwicklung zumindest naheliegt.