Mikroruckler bei Grafikkarten: Der Status quo bei AMD und Nvidia

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Wolfgang Andermahr
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Nachteile durch Frame-Pacing?

Auf die Frage, warum AMD im Gegensatz zu Nvidia wortwörtlich Jahre gebraucht hat, um die Mikroruckler zu verbessern, hört man die Antwort, dass der bisherige Mechanismus Vorteile bei der Framelatenz bringt, da die Frames nicht verzögert, sondern gleich auf Anhieb an den Monitor weitergegeben werden.

Unserer Erfahrung nach kann man dieses Argument aber getrost wieder vergessen, da die Mikroruckler meistens derart intensiv sind, dass selbst eine theoretische Verzögerung der Steuerungseingaben vor lauter Ruckler völlig nebensächlich ist.

Doch auch in Metro: Last Light, das so gut wie keine Mikroruckler aufweist, können wir keine verzögerte Eingabe feststellen. Unabhängig davon, ob „Frame Metering“ verwendet wird oder nicht, werden die Steuerungseingaben gleich schnell umgesetzt.

Nvidia - Framelatenz bei Frame Metering

Nvidia argumentiert gar, dass der Eingabeinput bei durchgeführtem Frame Metering und abgeschaltetem Vsync gar eine geringere Latenz aufweisen kann als ohne Metering. Denn wenn zum Beispiel zwei Eingabebefehle schnell hintereinander stattfinden, der zweite Befehl aber nicht beim erstmöglichen Frame (von GPU 1) umgesetzt werden kann (da das Rendering bereits angefangen hat), folgt der zweite Frame (von GPU 2) mit dem zweiten Eingabeinput noch vor dem dritten Frame (von GPU 1), da der zweite Frame verzögert wird und dadurch weitere Eingabebefehle angenommen werden können. Frame zwei wird in dem Fall genau mittig zwischen Frame 1 und Frame 3 ausgegeben.

Ohne Metering kann es dagegen passieren, dass das Rendering des zweiten Frames (von GPU 2) gleichzeitig mit dem des ersten Frames (von GPU 1) beginnt und daher der zweite Eingabebefehl erst mit dem dritten Frame (von GPU 1) dargestellt werden kann. Und die Ausgabe vom dritten Frame geschieht dann eben erst nach der Bildausgabe des vorherigen Frames (von GPU 1), wodurch die Latenz gar größer ausfallen kann als ohne Frame Metering.

Bei aktiviertem Vsync ist das Frame Metering bezüglich der Latenz laut Nvidia dagegen hinderlich, da die Frames erst dargestellt werden, wenn die komplette Ausgabe des vorherigen an den Monitor abgeschlossen ist. Wenn das Frame Metering dann das Rendering der Frames weiter verzögert, steigt die Latenz an, da angefangene Frames nicht rechtzeitig an den Monitor geschickt werden können.

Mikroruckler im Video

Wir haben nun zahlreiche Diagramme auf Basis von FCAT-Messungen und eigene Beschreibungen zu Mikrorucklern auf den letzten Seiten zusammen gefasst. Das ändert aber nichts daran, dass die Ruckler schwer vorstellbar sind, wenn man sie noch nicht selber erlebt hat.

Um dies auch Lesern ohne Multi-GPU-System zu ermöglichen, haben wir ein Video erstellt, mit dem sich die Hänger gut erkennen lassen. Dabei vergleichen wir die Radeon HD 7970 GHz Edition mit der Radeon HD 7990 und der GeForce GTX 690 bei unterschiedlichen Frameraten. Das Originalvideo ist mit 60 Bilder pro Sekunden aufgenommen und wir haben es einzig und allein komprimiert, da die Datei ansonsten locker 20 Gigabyte groß geworden wäre.

Wir empfehlen allerdings, das original Video herunter zu laden und dann auf dem eigenen Rechner anzuschauen. Denn unser Video-System kann keine 60 FPS wiedergeben, was den Eindruck leicht verfälscht.