Google Chromecast im Test: Das neue Lieblingsspielzeug
Vorwort
Mal wieder typisch Google! Was im ersten Moment negativ klingt, ist im positiven Sinne zu verstehen. Denn im Gegensatz zu Unternehmen wie Apple, die jedes einzelne Produkt bis zur letzten offenen Frage und bis in jedes noch so kleine Detail planen und erst dann auf den Markt bringen, wirkt Googles Handeln trotz der Tatsache, dass es sich bei diesem Unternehmen um einen milliardenschweren Global Player handelt, oft etwas planlos beziehungsweise besser ausgedrückt: etwas hastig, aber dennoch voller Ambitionen.
Bestes Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist das Nexus Q. Der Media-Player scheiterte grandios, weil Preis und Leistung in keiner Relation zueinander standen. Gleichzeitig löste die kleine Kugel ein Verlangen nach ihr aus, weil das wunderschöne Design gut ins Wohnzimmer oder jeden anderen Raum, dem es an optischen Highlights mangelt, gepasst hätte. Dass Google exotische und gleichzeitig begehrenswerte Geräte „beherrscht“, zeigen auch Produkte wie die ersten Nexus-Smartphones oder etwa das Chromebook Pixel. Google lässt solche Experimente zu und kann es sich zudem leisten, wenn solche Aktionen geringe Verkaufszahlen zur Folge haben oder komplett scheitern wie das Nexus Q – wenngleich dies trotz Riesenbudget nicht im Sinne Googles ist.
Das aktuelle Experiment nennt sich Chromecast und wurde von Google im Rahmen der Vorstellung des neuen Nexus 7 angekündigt. Aus dem Nichts und fast schon etwas nebensächlich stellte Google den kompakten Streaming-Stick für 35 US-Dollar vor, der per HDMI an den Fernseher angeschlossen wird, sich über USB mit Strom versorgt, und dann als Vermittler für Medien aus dem Internet dient. Also mal wieder ein typisches Google-Produkt, das in seiner Funktionsweise Erinnerungen an das Nexus Q aufkommen lässt. Denn besonders viel lässt sich auch mit Chromecast aktuell nicht bewerkstelligen, wie unser Test offenbart.
Was ist dann aber das Begehrenswerte, wenn der Funktionsumfang vergleichbar gering ausfällt und das schöne Design des Nexus Q zudem gestrichen wurde? Google Chromecast ist vor allem wegen des Preises und zweitrangig deswegen interessant, weil Einfachheit auch von Vorteil sein kann und Chromecast zudem eine Spielwiese für Enthusiasten und Entwickler ist. Wir haben einen der aktuell nur in den Vereinigten Staaten erhältlichen Sticks importiert und die verschiedenen Anwendungsszenarien ausprobiert. Wie begehrenswert Chromecast tatsächlich ist, klärt unser Test.
Spezifikationen & Lieferumfang
Bevor wir allerdings auf die verschiedenen Anwendungsgebiete eingehen, werfen wir einen kurzen Blick auf die technischen Daten des Google Chromecast. Chromecast wirkt wie ein mattschwarzer USB-Stick, der USB gegen HDMI getauscht hat. Strom erhält der Stick durch eine Micro-USB-Buchse, die sich per Kabel entweder direkt mit einer USB-Buchse des Fernsehers oder aber auch mit dem Netzteil verbinden lässt. Da es sich bei diesem um ein US-amerikanisches Modell handelt, wählen wir erstere Variante. Des Weiteren ist der Stick mit einer Status-LED und einem An/Aus-Schalter ausgestattet. Im Inneren befinden sich der Single-Core-SoC 88DE3005-A1 von Marvell, der Hardware-Dekodierung für VP8 und H.264 bietet, 512 Megabyte Arbeitsspeicher (DDR3L) und ein zwei Gigabyte großer Flash-Speicher, die jeweils von Micron beigesteuert werden, sowie ein von AzureWave stammender WLAN-Chip, der mit 2,4 GHz nach 802.11 b/g/n funkt. Im Gegensatz zur Aussage auf der Presseveranstaltung, arbeitet Chromecast nicht mit einer abgewandelten Version von Chrome OS, sondern mit stark simplifizierter Google-TV-Software.
Die Anzahl der unterstützten Plattformen und Dienste hält sich aktuell noch in Grenzen. Inhalte lassen sich somit nur über wenige Dienste direkt an Chromecast streamen. Das bereits sehr übersichtliche Angebot wird in Deutschland weiter reduziert, da hierzulande weder Netflix noch TV-Serien über Google Play angeboten werden. Zum Streaming an Chromecast stehen in Deutschland unter Android demnach Play Movies und Play Music sowie YouTube zur Verfügung, während zu iOS nur letztere App kompatibel ist. Windows Phone oder BlackBerry OS werden komplett ausgeschlossen. Das Spiegeln von Chrome-Tabs ist mit Windows Vista, 7 und 8 sowie mit OS X 10.6, 10.7, 10.8 und außerdem unter Chrome OS möglich. Windows XP oder Linux werden nicht unterstützt.
Aktuell von Chromecast unterstützte Plattformen und Dienste | ||||
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Chrome | Android | iOS | Anbieter | |
Netflix* | ✔ | ✔ | ✔ | Netflix |
Play Movies & TV* | × | ✔ | × | |
Play Music | × | ✔ | × | |
YouTube | ✔ | ✔ | ✔ | |
*Netflix & TV nicht in Deutschland verfügbar |
In Zukunft sollen deutlich mehr Anbieter mit ihren Diensten auf Google Chromecast vertreten sein, doch zeigt sich auch hier, dass Google aktuell primär den US-amerikanischen Markt im Fokus hat. Ein Großteil der in Entwicklung befindlichen Dienste ist nicht in Deutschland verfügbar.
In Entwicklung befindliche Dienste | |||
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Android | iOS | Anbieter | |
AOL On | ✔ | ✔ | AOL |
HBO Go | ✔ | ✔ | Home Box Office |
Hulu Plus | ✔ | ✔ | Hulu |
Pandora Radio | ✔ | ✔ | Pandora Media |
Redbox Instant | ✔ | ✔ | Redbox |
Revision3 | ✔ | ✔ | Revision3 |
Vimeo | ✔ | ✔ | Vimeo |
Dies soll uns aber nicht vom Test abhalten, denn obwohl hierzulande Dienste fehlen und zum Teil wahrscheinlich auch niemals erhältlich sein werden, dürfte die Implementierung des Streamings jeweils recht ähnlich oder sogar genau gleich ausfallen, sodass auch mit YouTube, Play Movies und Play Music sowie mit Chrome ein Fazit gezogen werden kann. Mit letzterem fangen wir auf der nächsten Seite an.