HWBOT annulliert Benchmark-Rekorde mit Windows 8
Über das Wochenende hat das renommierte Overclocking-Portal HWBOT eine tiefgreifende Entscheidung bezüglich der von Übertaktern eingesandten Benchmark-Ergebnisse getroffen: Benchmark-Rekorde, die mit Windows 8 erzielt wurden, sollen annulliert und auch künftig nicht mehr anerkannt werden.
Zu diesem für die Overclocking-Szene schwerwiegenden Schritt sahen sich die HWBOT-Betreiber gezwungen, da offenbar die Echtzeituhr (Real Time Clock oder RTC) in Windows 8 vom Über- oder Untertakten des Prozessors beeinflusst wird und somit zu falschen Benchmark-Werten führt, da die Programme die RTC als Referenz nutzen.
As the result of weekend-time research, the HWBOT staff has decided to invalidate all benchmark records established with the Windows8 operating system. Due to severe validity problems with the Windows8 real time clock (“RTC”), benchmarks results achieved with Windows8 cannot be trusted.
HWBOT
Genaue technische Hintergründe kann das Overclocking-Portal derzeit zwar nicht nennen, allerdings werden einige Beispiele zu der Problematik anhand von Vergleichstests geliefert. Als Basis diente ein System mit Haswell-Prozessor. Dieser wurde einmal in der Standardkonfiguration und einmal mit reduziertem Basistakt (BCLK), aber gleichem CPU-Takt durch Erhöhung des Multiplikators betrieben. Überraschenderweise zeigte das System mit geringerem BCLK in gängigen Benchmarks durchweg bessere Ergebnisse, obwohl die CPU-Frequenz die Gleiche war. Die Abweichungen betrugen laut HWBOT zwischen rund 1,5 (Prime95) und 7,4 Prozent (Unigine Heaven DX11).
Laut dem Bericht von HWBOT hat Microsoft mit Windows 8 offenbar die Methoden zur Echtzeitmessung geändert. Mit vorherigen Versionen des Betriebssystems wie beispielsweise Windows 7 seien derartige Abweichungen nicht aufgetreten. Da diese Problematik sämtliche Benchmarks betreffe, habe man den Entschluss gefasst, „auffällige“ Ergebnisse, die mit Windows 8 erzielt wurden, abzulehnen. Benchmark-Rekorde auf Basis von Windows 8 sollen überhaupt nicht mehr anerkannt werden, auch wenn diese plausibel erscheinen mögen, so die Betreiber.
Nach weiteren Untersuchungen stellte HWBOT fest, dass das Problem offenbar auch von der eingesetzten CPU abhängt. Der Fehler konnte angeblich mit Intel-Prozessoren zurück bis zur Sockel-775-Plattform reproduziert werden. Auf den getesteten AMD-Plattformen sei die „Zeitverschiebung“ jedoch nicht aufgetreten. Eine Grafik veranschaulicht die bisherigen Erkenntnisse.
Inzwischen hat sich Futuremark in einer Pressemitteilung zu dem Thema geäußert. Der finnische Entwickler der bekannten 3DMark-Reihe erkennt das Problem an und will eigene Untersuchungen anstellen. Zudem soll nach technischen Mitteln gesucht werden, um eine mögliche Nutzung dieses „Exploits“ aufzudecken und somit die Integrität der 3DMark Hall Of Fame zu wahren.
Der Übertakter Christian Ney hat mit Hilfe eines Entwicklers des Tools CPU-Z eine Lösung für das Problem unter Windows 8 gefunden. Der Parameter „useplatformclock“ muss im Boot Configuration Data Editor (bcdedit) auf „yes“ gestellt und damit aktiviert werden. Diese Funktion ist laut Neys Untersuchungen bei AMD-Systemen standardmäßig aktiv, bei Intel-Systemen fehlt der Parameter hingegen gänzlich und wird somit als inaktiv („no“) behandelt. Durch das Hinzufügen und Aktivieren des Parameters wird das Problem behoben.
Da sich die Echtzeituhr unter Windows 8 vergleichsweise leicht manipulieren lässt, sieht HWBOT weiterhin davon ab, neue Benchmark-Ergebnisse, die mit Windows 8 erzielt wurden, anzuerkennen. Auf die Entdeckungen von Christian Ney reagierte das Overcklocking-Portal damit, dass künftig auch Ergebnisse von AMD-Systemen mit Windows 8 ausgeschlossen sind, wie in einem Update der ursprünglichen Meldung erklärt wird.