NSA bespitzelte Botschaften und Regierungs-Institutionen
Aus Papieren von Edward Snowden, die der Spiegel nach eigenen Angaben ausgewertet hat, geht hervor, dass die NSA nicht nur das UNO-Hauptquartier sondern auch die Botschaftsräume der EU in New York bespitzelt hat, die im September 2012 bezogen wurden. Außerdem wurde die EU-Botschaft in Washington dem Bericht zufolge abgehört.
Wie Spielgel Online heute berichtet, gelang es der NSA im Sommer 2012, die Verschlüsselung der UNO-Zentrale in New York zu knacken und zahlreiche Dokumente sowie Audio- und Videomaterial zu entschlüsseln. In den Geheimpapieren sei von „einer dramatische Verbesserung der Daten aus Video-Telekonferenzen und der Fähigkeit, diesen Datenverkehr zu entschlüsseln“ die Rede. Die Schnüffelaktionen sind illegal, da ein gültiges Abkommen der UNO mit den USA solche Aktionen untersagt. Allerdings hat die NSA anscheinend den chinesischen Geheimdienst ebenfalls beim Abhören der UNO erwischt und sich auf deren Leitung aufgeschaltet, um abzufangen, was die Chinesen ausforschten.
Die EU-Botschaften in New York und Washington wurden laut den Papieren des Whistleblowers Snowden ebenfalls bis in die jüngste Vergangenheit ausgeforscht. Bei den Papieren befinden sich laut Spiegel Pläne der EU-Botschaft in New York, die sowohl die Lage der Büros, als auch die IT-Infrastruktur und die Server betreffen. Das im September 2012 bezogene, neue Gebäude in New York hieß im NSA-Jargon „Apalachee“, die Botschaft in Washington wurde als „Magothy“ geführt.
Anscheinend hat die IT-Struktur der beiden Botschaften der NSA ihre Auskundschaftungen sogar erleichtert. Die geheimen Dokumente belegen, dass der Geheimdienst die VPN-Verbindung zwischen beiden Botschaften benutzte, für den Fall, dass sie auf einer Seite die Verbindung verloren hatte. „Wenn wir den Zugang zu einer Seite verlieren, können wir ihn unmittelbar zurückerhalten, wenn wir über das VPN der anderen Seite kommen“, berichteten NSA-Techniker in einer internen Präsentation. „Wir benutzten diese Technik mehrmals, als wir bei „Magothy“ rausgeschmissen wurden.“
In beiden Botschaftsgebäuden hatte die NSA eine Wanze platziert, zudem sollen in New York ganze Festplatten kopiert worden sein. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am heutigen Sonntag, dass in Deutschland keine eigenen Erkenntnisse über die Ausspähung der UNO oder der EU-Botschaften vorlägen.
Wie aus weiteren internen Dokumenten der NSA hervorgeht, unterhält diese, oft ohne Wissen der Gastländer, in mehr als 80 Botschaften und Konsulaten weltweit ein Abhörprogramm namens „Special Collection Service“. Aus den Papieren geht weiter hervor, dass solch ein Programm sowohl in der amerikanischen Botschaft in Frankfurt als auch in Wien betrieben wird.