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„Stronghold Crusader 2“ soll an alten Ruhm anknüpfen

Sasan Abdi
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„Stronghold“ ist ein Paradebeispiel für eine tragische Marke: Als Überraschungserfolg 2001 gestartet, folgte nach drei weiteren, mehr oder weniger erfolgreichen Ablegern mit „Stronghold 3“ im Jahr 2011 der absolute Tiefpunkt. Nun wollen die Entwickler mit „Stronghold Crusader 2“ an den Ruhm alter Zeiten anknüpfen.

Es war einfach nicht fertig und wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir noch ein weiteres Jahr daran gearbeitet“, erklärte uns ein noch immer sichtlich peinlich berührter Simon Bradbury auf der Gamescom 2013. Bradbury, Chef und Begründer der für „Stronghold“ zuständigen Firefly Studios, sieht die Schuld für das Desaster also nach wie vor beim Hauptpublisher 7Sixty.

Wahrscheinlich ist es diese Erfahrung, die dazu geführt hat, dass „Stronghold Crusader 2“ unabhängig von einem Publisher entwickelt wird. Stattdessen wird das Projekt von Firefly dank des laut Bradbury „gut“ laufenden MMOs „Stronghold Kingdoms“ selbst finanziert, wobei im Herbst für den Endspurt eine Crowd-Funding-Kampagne bei Gambitious gestartet werden soll.

Neue und alte Elemente verbunden

Doch wie genau wird „Stronghold Crusader 2“ um die Gunst der immer kleineren Gemeinde der Echtzeitstrategiespieler buhlen? „Wir nehmen die Qualitäten von „Stronghold Crusader“ und mixen sie mit neuen Elementen und einer technischen Überarbeitung“, fasst Bradbury den Ansatz zusammen. Dementsprechend fühlt sich „Stronghold Crusader 2“ tatsächlich wie ein Echtzeitstrategiespiel alter Schule an – das allerdings mit einigen neuen Elementen und im neuen Gewand daherkommt.

Letzteres basiert auf der Havoc Engine und wirkt tatsächlich zeitgemäß: Die von Firefly hinter verschlossenen Türen präsentierte Demo sah mit schicken Lichtverhältnissen, Spezialeffekten wie einer Heuschreckenplage und einem zerstörerischen Sandsturm sowie einer flexiblen Kameraführung sehr gut aus. Gleiches gilt auch für die Physik, die die Zerstörung von Gebäuden, Natur oder Mauern auf den ersten Blick differenziert und realistisch aussehen lässt.

Inhaltlich ist der Titel dem Namen entsprechend in Nordafrika angesiedelt, sodass das Setting von Wüstenkarten dominiert wird. Diese Gegebenheit ist wiederum an die Spielmechanik rückgebunden: Im auf den Multiplayer-Part fokussierten „Stronghold Crusader 2“ spielen die über die Karte verteilten Oasen eine entscheidende Rolle, da nur hier effizient Nahrung angebaut werden kann.

Schwerpunkt auf den Multiplayer

Auf diesen Karten können bis zu acht Spieler in Teams mit- bzw. gegeneinander antreten, und das sowohl online, als auch in einem LAN-Modus. Außerdem wird man in einem Koop-Modus zu zweit gegen die KI ins Feld ziehen können, wobei beide Spieler alle Einheiten und Gebäude gleichermaßen kontrollieren können – Kommunikation ist in diesem Fall das höchste Gut.

Sind für die Skirmish-Spiele nicht genügend Spieler vorhanden, springt die KI ein. Großen Wert legen die Entwickler dabei auf die Unterschiede bei den KI-Lords: Jeder der zunächst acht Persönlichkeiten soll über einen sehr eigenen Charakter und Spielstil verfügen, sodass man viel mit kriegerischen und ökonomischen Mitspielern wird experimentieren können – ein Umstand, der das Spiel schon im Offline-Modus reizvoll machen soll. Ansonsten wird „Stronghold Crusader 2“ auf der Single-Player-Seite aber nur eine Lern-Kampagne bieten, die kaum Storyelemente bereithalten wird.

Neue Einheiten, altes Einheiten-Management

Ein wichtiger Aspekt der „Stronghold“-Spielmechanik ist schon immer die Burgbelagerung. Diese steht natürlich auch bei „Stronghold Crusader 2“ im Zentrum, wobei Firefly hier einige Neuerungen implementiert hat. So gehen normale Einheiten nun nicht mehr mit Schwertern auf eine Mauer los, sondern zücken Pickel; zudem wurden neue Belagerungseinheiten eingeführt, darunter eine riesige Speerschussmaschine sowie ein Kriegswagen, mit dem die so essentiellen Bogenschützen vergleichsweise sicher bis kurz vor die gegnerischen Mauern geführt werden können. Dabei betont Bradbury, dass man großen Wert auf das Balancing legt: „Schwere Waffen erzeugen zwar viel Schaden, sind aber sehr teuer und haben lange Nachladezeiten“, so der Firefly-Chef.

So richtig deutlich wird der „Oldschool“-Ansatz schließlich bei den weiteren Einheiten und bei deren Steuerung. Nach wie vor werden diese nicht in Verbänden, sondern komplizierter einzeln gesteuert. Dies ermöglicht ein sehr differenziertes Vorgehen, erfordert aber auch einen hohen Grad an Mikromanagement. Hinzu kommt, dass jeder Einheitentyp über Spezialfähigkeiten verfügt, sodass die Kavalerie beispielsweise auf den letzten Metern vor den feindlichen Reihen zum Sprint ansetzen kann. Wenn man dann nebenbei auch noch besonders spezielle Einheiten wie den Assassinen steuern darf, mit dem man heimlich in Burgen einsteigen, die Torwachen meucheln und die Mitstreiter einlassen kann, ist Hektik vor dem Bildschirm garantiert.

Die spielerischen und taktischen Möglichkeiten sind also immens, die Anforderungen an den Spieler dafür aber auch – ein Aspekt, der in einem „casualisierten“ Markt ein Problem sein könnte, uns aber prinzipiell sehr gut gefällt. „Die Spezialfähigkeiten sind für fortgeschrittene Spieler gedacht“, schränkt Bradbury den Grad des Mikromanagements plausibel ein.

Ausblick

„Stronghold Crusader 2“ sieht richtig gut aus und scheint den Spagat zwischen der Verbindung von neuen und alten Elementen gut hinzukriegen. Das hohe Aufkommen an Mikromanagement könnte jüngere Spielerschaften verstören – uns gefällt dieser Ansatz der alten Schule aber gut.

Etwas skeptisch muss man deswegen nur aufgrund der starken Multiplayer-Fokussierung sein. Diese setzt nicht nur eine größere Spielerschaft und funktionierende Server, sondern auch ein dazu geeignetes Gameplay voraus. Ob „Stronghold Crusader 2“ tatsächlich für immer neue, anhaltende Mehrspielerpartien taugt? Es sieht danach aus, wir hätten uns aber über eine kleine echte Einzelspielerkampagne gefreut.

Trotzdem ist „Stronghold Crusader 2“ ein gutes Beispiel für einen vergleichsweise kleinen Titel, der aber das Potential zu großer Wirkung hat. Man darf auf die PC-exklusive Veröffentlichung im kommenden Jahr gespannt sein!

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