iPhone 5S: Erste Eindrücke von Apples neuem Smartphone
Wir hatten die Möglichkeit, das iPhone 5S von Apple am Donnerstagabend im Rahmen einer Veranstaltung des „4010 Telekom Shop in Mitte“ in Berlin aus erster Hand in Augenschein zu nehmen, weitere Kontakte waren am Freitagmorgen mit einem Testgerät in der Redaktion möglich. Unsere ersten Eindrücke.
Auf Apple lastet dieser Tage ein enormer Druck. Waren iPhone-Vorstellungen in den Jahren zuvor stets ein Heimspiel, wird der Verkaufsstart vom iPhone 5S und iPhone 5C dieses Mal von durchaus skeptischen Stimmen begleitet: Inwiefern kann Apple noch überraschen? Reicht das Gebotene, um selbst Besitzer des Vorgänger-Smartphones zum Wechsel zu bewegen? Und zu welchem Grad setzt sich das Gerät der Kalifornier noch von der Konkurrenz ab? Diese Fragen wird man im Detail erst in den kommenden Tagen beantworten können. Für einen Erstkontakt ist der Zeitpunkt aber genau richtig.
Spezifikationen:
Apple iPhone 5S | Apple iPhone 5 | |
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OS: | iOS 7 | |
Display: | 4,0 Zoll 640 × 1.136 Pixel (326 ppi) IPS-LCD |
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Bedienung: | Touch | |
SoC: | Apple A7 (64 Bit) + Apple M7 Co-Prozessor |
Apple A6 (32 Bit) |
Arbeitsspeicher: | 1 GB | |
Speicher: | 16 / 32 / 64 GB nicht erweiterbar |
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Mobilfunkstandards: | GSM/EDGE/GPRS UMTS/HSPA+/DC-HSDPA (bis zu 42,2 MBit/s im Down-, 5,76 MBit/s im Upstream) LTE (bis zu 100 MBit/s im Down-, 50 MBit/s im Upstream) |
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Weitere Übertragungsstandards: | WLAN 802.11a/b/g/n Bluetooth 4.0 (LE) A-GPS & GLONASS Lightning |
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Hauptkamera: | 8 Megapixel, f/2.2, Dual-LED-Blitz, Autofokus, Videoaufnahmen mit 1.920 × 1.080 Pixeln (120 FPS bei 1.280 x 720) |
8,0 Megapixel, f/2.4, LED-Blitz, Autofokus, Videoaufnahmen mit 1.920 × 1.080 Pixeln (30 FPS) |
Frontkamera: | 1,2 Megapixel Videoaufnahmen mit 1.280 × 720 Pixeln |
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NFC: | nein | |
Fingerabdrucksensor: | ja | nein |
Akku: | 1.570 mAh, fest verbaut | 1.440 mAh, fest verbaut |
Abmessung: | 123,8 × 58,6 × 7,6 mm | |
Gewicht: | 112 Gramm | |
Preis: | UVP: 699 € | ab 555 € (UVP: ab 679 €) |
Das iPhone 5S ausprobiert
Der erste Kontakt mit dem neuen iPhone ist typisch für den ersten Kontakt mit jedem iPhone, das den Zusatz „S“ trägt: Auch wenn man es besser gewusst hat, ist man irgendwie enttäuscht, denn sowohl bei der Größe als auch Haptik bekommt man von den Produktdesignern nichts Neues geboten. Wie schon beim beim Wechsel vom iPhone 3G zum iPhone 3GS und vom iPhone 4 zum iPhone 4S gilt demnach erneut: Unterschiede sind in puncto Design und Verarbeitung nicht zu erkennen.
Dementsprechend bewegt sich das neue iPhone 5S bei Maßen von 123,8 × 58,6 × 7,6 Millimetern und einem Gewicht von 112 Gramm, das trotz des großzügigen Einsatzes von wertigem Material wie Aluminium und Glas erreicht wird, genauso wie sein Vorgänger in relativ moderaten Gefilden – nicht wenige Konkurrenten sind aktuell größer und / oder schwerer.
Nach der vorhersehbaren Enttäuschung kann man beim Umgang mit dem iPhone 5S aber auch gleich eine freundlichere Interpretation nachschieben, denn der äußerliche Status quo hat auch sein Gutes: Das iPhone 5S sieht nicht nur gut aus, es fasst sich auch gut an und ist erneut exzellent verarbeitet. Für statusbewusste Käufer ist das gleichgebliebene Design aber trotzdem unter Umständen ein Problem: „Wie soll ich denn jetzt mit meinem neuen Handy angeben!?“, fragte beim Ausprobieren halb im Spaß, halb im Ernst ein Berlin-Mitte-Hipster.
Die Antwort darauf hat Apple über die Farbgebung parat. Zum einen wird mit dem iPhone 5S zugunsten einer schicken „spacegrauen“ Version auf die klassische schwarze Ausgabe verzichtet, wobei die Spatzen ungewohnt deutlich vom Dach pfiffen, dass dieser Verzicht auf die Materialprobleme beim iPhone 5 – Stichwort: „Scuff Gate“ – zurückzuführen sein könnte. Zum anderen, und das dürfte den erwähnten Hipster freuen, ist das neue iPhone theoretisch auch in einem dezenten Goldton zu haben. „Theoretisch“ deswegen, weil diese Ausgabe zum Verkaufsstart in nur sehr übersichtlicher Stückzahl angeboten werden wird. Schon jetzt gibt Apple den Liefertermin für Deutschland lediglich mit Oktober an, während die anderen Farbvarianten in ungefähr 10 Tagen lieferbar sein sollen.
Gold hin oder her – im optischen Bereich fallen die mit dem iPhone 5S eingeführten Änderungen minimal aus. Genau genommen erkennt man den neuen Spross auf der Front nur am veränderten Home-Button: Dieser verfügt nun unter dem Begriff „Touch ID“ über einen Fingerabdrucksensor, der durch einen den Home-Button umschließenden Metallring aktiviert wird und den Besitzer am bloßen Daumendruck erkennt.
Die Umsetzung des Fingerabdrucksensors ist dabei durchaus gelungen. Binnen weniger Sekunden eingerichtet, lässt das iPhone 5S seinen Besitzer per Fingerdruck im Bruchteil einer Sekunde ins System. Klingt nett, ist nett – ob man die Funktion nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Prism und Co. nutzen möchte, muss jeder selbst entscheiden, auch wenn Apple seit Vorstellung der neuen Technik bemüht ist, jegliche Sicherheitsbedenken auszuräumen, da nicht der Fingerabdruck selbst gespeichert werde, sondern nur ein Hash-Wert der eindeutigen Merkmale, und die Funktion derzeit nur dem Betriebssystem selbst zur Verfügung stehe, nicht aber Programmen von Drittanbietern.
Eine nicht sichtbar, aber im weitesten Sinne noch äußerliche Veränderung findet sich im Kamerabereich. Hier fallen zunächst die zwei LED-Blitze auf, die bei der Aufnahme von Bildern stets einen „True Tone“ ermöglichen sollen: Eine warme und eine kühle LED sollen für eine optimale Ausleuchtung sorgen, wobei über 1.000 Kombinationsmöglichkeiten bei Helligkeit und Temperatur in jeder Situation gute Ergebnisse liefern sollen. Doch auch an der Kamera selbst wurde laut Apple gefeilt. Die maximale Auflösung liegt zwar weiterhin bei acht Megapixeln, dafür spendieren die Produktentwickler eine größere Blende (f/2.2) sowie einen um 15 Prozent größeren Sensor.
Mit was für einem Effekt? Eine fundamentale Verbesserung ließ sich bei unserem Erstkontakt nicht feststellen. So liefert das iPhone 5S zwar exzellente Bilder, die selbst bei wenig idealen Lichtverhältnissen und vielfältigen Lichtquellen zu überzeugen wissen – ein frappierender Sprung zu den Ergebnissen des Vorgängers oder der aktuellen Konkurrenz ließ sich auf die Schnelle aber nicht erkennen. Erste Berichte zeigen jedoch, dass sich insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen und Portraitfotos ein deutlich natürlicheres Bild erzielen lässt und ein Überstrahlen der Gesichter durch den Blitz vermieden wird. Geglückt ist in diesem Zusammenhang auch der Slowmotion-Modus bei Videoaufnahmen, der durch eine Aufnahme von 120 Bildern pro Sekunde – allerdings nur bei einer Auflösung von 720p – realisiert wird.
Einen wirklichen Unterschied macht laut Produktwerbung aber ohnehin das, was unter der Haube steckt: Der A7 getaufte SoC des iPhone 5S setzt als erster System-on-a-Chip überhaupt auf 64-bit und basiert auf rund einer Milliarde Transistoren, die auf einer Fläche von 102 Quadratmillimetern angeordnet sind. Klar, dass Apple auf dieser Basis auch dieses Jahr wieder eine Verdoppelung der CPU-Leistung verspricht; genauso klar, dass der A7 bei unserem Umgang mit dem iPhone 5S für eine absolut flüssige Navigation sorgte. Viel sagen lässt sich hierzu also noch nicht: Erste Benchmarks werden zeigen müssen, was der A7 tatsächlich zu leisten vermag, wobei nicht in Abrede gestellt werden soll, dass Apple seine Plattform durch die Einführung der 64-bit-Architektur zukunftsfest und für Entwickler noch interessanter macht.
Für den Standard-Nutzer interessanter ist da schon der als „Co-Prozessor“ eingeführte „M7“, der den Hauptprozessor entlasten und für die schnelle Verarbeitung von Aufträgen wie der Positionsbestimmung sowie für die Handhabung der Sensoren sorgen soll. Im ersten Umgang merkten wir hiervon noch nichts, sodass sich auch in dieser Hinsicht erst zeigen muss, was der M7 tatsächlich zu leisten vermag – und was die App-Entwickler aus dieser Möglichkeit machen werden.
In puncto Laufzeiten herrscht derweil weiterhin Ungewissheit. So kursieren im Netz erste Hinweise darauf, dass iOS 7 zumindest auf älteren Geräten die Laufzeit verringert hat, eventuell durch umfangreichere Hintergrundaktualisierungen als bislang – Berichte, die wiederum von exakt gegenteiligen Erfahrungen anderer Nutzer widerlegt werden. Bekannt ist hingegen, dass die Akkukapazität des iPhone 5S mit 1.570 mAh über der des Vorgängers mit 1.440 mAh liegt.
Fazit
Apple betreibt mit dem iPhone 5S wenig überraschend reine Produktpflege. Eine spürbare weil merkliche oder gar am Gehäuse sichtbare Exklusivität hat das Gerät abseits der Farbe Gold nicht zu bieten, weswegen es leicht mit einem iPhone 5 zu verwechseln ist.
Dies liegt nicht nur am nahezu identischen Äußeren, sondern auch daran, dass viele Neuerungen zumindest kurzfristig nicht erfahrbar sind. Eine verdoppelte CPU-Leistung? Ein größerer Kamerasensor? Eine besser auflösende Frontkamera? Alles schön, aber allenfalls für spezielle Zielgruppen direkt beim Erstkontakt erfahrbar.
Die frappierendste, sofort ins Auge springende Neuheit ist – ausgerechnet – nicht exklusiv und bereits seit wenigen Tagen auch für anderen Apple-Geräte verfügbar: iOS 7, das eine vergleichsweise umfassende, durchaus mutige Überarbeitung des mobilen Betriebssystems darstellt.
Apple bietet mit seinem neuen Flaggschiff ein Smartphone an, das wirklich exzellent ist, dabei aber nur wenige Anreize liefert, es dem Vorgänger oder eventuell auch dem iPhone 5C vorzuziehen. Einer davon, der Fingerabdrucksensor, fällt dabei in eine denkbar ungünstige Zeit.
Das iPhone 5S kann seit heute bestellt werden. Die Farben Grau und Silber sind bei Apple in sieben bis zehn Tagen lieferbar, die Farbe Gold „im Oktober“.
Begrüßt werden Kunden nach dem Einschalten und dem Einrichtungsprozess mit einer kleinen Überraschung: iOS 7.0.1 mit von Apple nicht näher spezifizierten Änderungen wird für iPhone 5S und iPhone 5C bereits verteilt.