Falsche Netzteil-Zertifikate: Diese Rechte hat der Käufer

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Maximilian Schlafer (+1)
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Fazit

Dass man 80Plus Regeln nicht blind vertrauen kann, ist keineswegs eine neue Erkenntnis. Die Lücken im System 80Plus sind zu groß, als dass ein Schummeln mit dem Wirkungsgrad zertifizierter Netzteile unmöglich wäre. Und Ecova, die Organisation dahinter, unternimmt wenig bis gar nichts, um diese Lücken zu schließen. Dass manch' ein Hersteller diese Lücken ausnutzt und mangelhafte Produkte verkauft, ist da weder neu noch überraschend.

Aber nicht nur Ecova tut wenig, auch die großen Markenhersteller machen nicht von ihrem Recht gebrauch, schwarze Schafe an den Pranger zu stellen – sei es durch beauftragte Nachtests bei Ecova, sei es durch die Möglichkeiten im Wettbewerbsrecht. Statt mit rechtlichen Argumenten vor Gericht möchten alle vier befragten Unternehmen lieber mit guten Produkten des eigenen Hauses in Testberichten und beim Kunden punkten.

Wir können daher nur unsere bekannte Empfehlung wiederholen: Es gibt keine Unschuldsvermutung für PC-Netzteile. Solange bis ein professioneller Test das Gegenteil beweist, sollte man von unbekannten Netzteilen sicherheitshalber Abstand halten. Dieses Vorgehen mag im Einzelfall nicht fair sein, in Anbetracht der zahlreichen schwarzen Schafe in der Netzteil-Branche ist blindes Vertrauen jedoch zu gefährlich. Gerade im heutigen, von Schnelllebigkeit, Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit gezeichneten Alltag mag man als Kunde zwar viel zu oft darauf vergessen, ein Auge auf die Hintergründe und die Informationsbeschaffung zu haben, allein, nur so spart man sich späteren Ärger. Testberichte zu lesen, bevor man ein Netzteil erwirbt, ist auf jeden Fall sinnvoll.

Aber was, wenn innerhalb der letzten 24 Monate ein Netzteil erworben wurde, das sich nun als Blendwerk herausstellt? Innerhalb der ersten sechs Monate gilt: zurück zum Händler und mit Verweis auf unseren qualifizierten Test Gewährleistung geltend machen. Denn in dem Fall muss der Händler beweisen, dass das konkrete Netzteil zum Kaufzeitpunkt das Zertifikat eingehalten hat. Nach sechs Monaten hat hingegen der Kunde zu beweisen, dass das konkrete Netzteil die versprochene Leistung nicht erbringen kann. Ein Verweis auf unseren Artikel muss und wird dabei nicht von jedem Händler akzeptiert werden. Zumindest Alternate und GetGoods wollen sich aber mit diesem allgemeinen Nachweis begnügen und dem Kunden das Netzteil ersetzen.

Das ist am Ende dieses Berichtes wenigstens ein schwacher Trost. Die Rechnung, dass in Zukunft weniger schwarze Schafe am Markt aktiv sind, dürfte nach derzeitigem Stand der Dinge nicht aufgehen. Ecova, die Wettbewerber und die Kunden üben dafür weiterhin zu wenig Druck aus. Abhilfe können daher nur Kunden und Medien schaffen. Erstere sollten sich – schon aus reinem Eigeninteresse – möglichst vor einem Kauf über die angedachten Produkte genau informieren, während letztere im Rahmen ihrer größeren Möglichkeiten Aufklärungs- und Aufdeckungsarbeit leisten.

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