Gnome 3.10 mit Systemd- und Wayland-Unterstützung
Während bereits gestern das Toolkit GTK-3.10 veröffentlicht wurde, folgt heute die darauf basierende Desktop-Umgebung Gnome 3.10 nach zwei Beta-Versionen in der finalen Version. Die Höhepunkte sind neu eingeführte Apps und Widgets sowie auf der technischen Seite Unterstützung für Systemd und den Display-Manager Wayland.
Wie bereits in der Beta-Version ersichtlich, bringt das soeben veröffentlichte Gnome 3.10 einige neue Applikationen mit, deren Aufgaben sich bereits durch die jeweiligen Namen ergibt: Photos, Videos, Maps, Music und Software. Dabei soll Music nicht Rhythmbox ersetzen, wie früher einmal geplant, sondern stellt sich als einfacher Player mit geringem Ressourcenverbrauch dar, der auf dem ehemals Nautilus und jetzt Files genannten Dateimanager aufsetzt.
Die Software-App erinnert an Ubuntus Software-Center, ist in Gnome 3.10 aber nur eine Vorschau ohne viel Funktionalität. Sie zeigt bisher lediglich installierte Software-Pakete an. In Gnome 3.12 soll Software neben der Anzeige auch das Hinzufügen und Entfernen von Paketen sowie Updates der Plattform beherrschen. Zudem sollen eine Screenshot-Vorschau sowie Reviews aus Online-Quellen eingebunden werden.
Photos ist jetzt die Standard-App zum Verwalten von Bildern. Für Gnome 3.10 wurde die Integration in Flickr eingebaut, für Gnome 3.12 sollen Bilder auch direkt auf Facebook hochgeladen werden können. Auch die Apps Maps und Notes sind in der jetzigen Version von Gnome noch unfertig, zeigen aber bereits ihr Potential. Maps ist eher noch in der Design-Phase, während Notes, das in Gnome 3.8 debütierte, bereits benutzbar, aber noch nicht fertig erscheint.
Die Struktur, die bisher in vier getrennten Menüs für die Konfiguration von Anwenderkonten, Energieoptionen, Internet-Verbindung und Benutzerverwaltung zuständig war, ist nun platzsparend in einem einzigen Menü vereint. Das Modul für die Systemeinstellungen, Tweak Tool genannt, wurde ebenfalls überarbeitet und optisch besser an Gnome 3 angepasst. Eine weitere neue App, die sich eher an Entwickler wendet, ist Git, das eine grafische Oberfläche für die von Linus Torvalds entwickelte Software zur Versionsverwaltung bietet. Git ist ebenfalls als technische Vorschau anzusehen, die dem Auffinden von Fehlern gilt.
Unter der Haube
Gnome 3.10 setzt zielstrebig den Weg fort, der im April 2011 mit der ersten Version des dritten Zyklus des Gnome-Projekts begonnen wurde. Konsequent werden Entwicklungen eingebunden, die zukünftig in Linux eine Rolle spielen werden. Vor einigen Monaten wurde Console-Kit gegen den Login-Daemon von Systemd getauscht. War die Einbindung von Teilen von Systemd bisher optional, so ist der alternative Init-Daemon ab jetzt durch eine von logind verursachte harte Abhängigkeit in Gnome eingebunden. Das bedeutet auch, dass in Zukunft, wenn die Verflechtung von Gnome und Systemd zunimmt, Distributionen wie BSD oder GNU/Hurd Probleme mit Gnome bekommen, da Systemd ausschließlich Linux unterstützt. Ubuntu, das anstatt Systemd die Eigenentwicklung Upstart verwendet, wird in einer ähnlichen Situation sein.
Mit Version 3.10 kommt jetzt auch die experimentelle Unterstützung für Wayland in der aktuellen Version 1.2 hinzu. Die neue Gnome-Version verwendet zwar noch X.org als Standard, jedoch kann die Gnome-Shell bereits als Wayland-Compositor arbeiten und die gleichen Schnittstellen unterstützen wie der Standard-Compositor Weston. Das GTK-3.10-Backend hat dazu die nötige Unterstützung für Wayland erhalten. Allerdings ist diese Implementation eine technische Vorschau und noch nicht für den Endanwender bestimmt.
Da Fenster bei Wayland vollständig Client-seitig gezeichnet werden, wurden für 3.10 Fensterdekorationen in die sogenannte Header-Bar der einzelnen Anwendungen integriert. Das muss für jede Anwendung separat geschehen. Somit ist zwar ein Teil der Applikationen bereits umgestellt, abgeschlossen soll die völlige Kompatibilität zu Wayland aber erst mit Gnome 3.12 im April 2014 sein.