HTC Desire 500 im Test: Ein faires Angebot in der Mittelklasse
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Bei der Verarbeitung hat HTC nicht an den Kostenschrauben gedreht, beim Display aber durchaus: Eine Auflösung von 480 × 800 Pixel ist dieser Tage für 4,3-Zoll-Bildschirme zwar verkraftbar – State-of-the-Art sieht aber anders aus. Dass es auch anders geht, zeigen die Mitbewerber: Ein direkter Konkurrent wie das Samsung Galaxy S4 mini hat bei einer Pixeldichte von 256 ppi (Desire 500: 217) die Nase vorne. Zwar muss dazu angemerkt werden, dass das S4 mini mit einer doppelt so hohen unverbindlichen Preisempfehlung auf den Markt geworfen wurde; mittlerweile liegt das Gerät aber bei rund 300 Euro und damit nur noch circa 70 Euro vom gegenwärtigen Preis des Desire 500 entfernt.
Für sich betrachtet geht der Ansatz von HTC im Display-Kontext insgesamt aber voll in Ordnung, denn auch wenn man es hier in puncto Auflösung mit einem durchschnittlichen Angebot zu tun hat: Die Darstellung wird nur sehr pingelige Zeitgenossen dazu verleiten, die Schärfe der Konkurrenz zu preisen. Hinzu kommt, dass der Testkandidat subjektiv mit einer sehr guten Blickwinkelstabilität und einer guten Display-Helligkeit punkten kann, was allerdings auch daran liegen könnte, dass die wirklich hellen Tage vorbei sind.
Relativiert wird diese jahreszeitenbedingte Einschränkung wiederum durch die Testergebnisse: Bei der Maximalhelligkeit liegt das Desire 500 bei rund 415 cd/m² und damit deutlich vor dem S4 mini. Letzteres hat dank AMOLED-Display wiederum bei den Kontrasten die Oberhand – verstecken muss sich der Testkandidat bei Werten von circa 1.250:1 aber auch nicht. Kurzum: Das von HTC verbaute S-LC-Display weiß zu punkten, wobei die ordentliche Maximalhelligkeit allerdings auch ihre Schattenseiten hat (siehe Abschnitt „Laufzeiten“).
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Performance & Oberfläche
Ein gelungenes Äußeres, eine sehr gute Verarbeitung und ein passables Display – bisher hat sich das Desire 500 nicht die Blöße gegeben. In puncto Performance stehen die Zeichen formal auch nicht schlecht, denn immerhin kommt hier ein SoC zum Einsatz, der über eine Quad-Core-CPU mit 1,2 GHz und eine Adreno-203-GPU verfügt. Dem zur Seite stehen noch standesgemäße ein Gigabyte Arbeitsspeicher.
Und in der Tat geht der tägliche Umgang mit dem Testkandidaten wunderbar flüssig von der Hand. Spürbare Ruckler oder Hänger lassen sich selbst dann, wenn man es drauf anlegt, kaum provozieren, sodass es auch in dieser Hinsicht nichts zu meckern gibt.
Allerdings ist das Desire 500 ein gutes Beispiel dafür, dass es nach wie vor nicht auf die Anzahl der Kerne ankommt. Betrachtet man die ermittelten Benchmarkwerte (siehe Klapptext), wird schnell deutlich, dass der Quad-Core-SoC gegen andere moderne SoCs mit Dual-Core-CPU den Kürzeren zieht. Grund hierfür ist, dass HTC mit dem Snapdragon 200 (8225Q) auf eine günstige Ausgabe aus dem Hause Qualcomm setzt, die zwar erst seit diesem Jahr verfügbar ist, dabei aber in 45 nm und für den Einsteigermarkt konzipiert wurde. Lautet die Frage also, über welche Schraube HTC einen günstigen Preis für das Desire 500 anstrebt, ist die Antwort: Indem auf den günstigsten Ableger aus der Snapdragon-200-Serie gesetzt wird.
Als kleine Einschränkung zur Ansicht der Benchmarkergebnisse (siehe Klapptext) muss aber angemerkt werden, dass unser Testfeld in manchen Benchmarks (SunSpider, Geekbench 3) aufgrund von neuen Versionen noch recht klein ausfällt – und obendrein gespickt ist mit Highend-Geräten. Zudem wollte GFXBench partout nicht auf dem Testkandidaten laufen.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beiträgt, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden müssen.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt- und GLBenchmark auf die GPU-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Der von den Graphen vermittelte Eindruck täuscht also ein wenig, ändert aber nichts an dem Umstand, dass die Ausstattung des Desire 500 zwar für allerlei denkbare Anwendungsmöglichkeiten völlig ausreicht, im (theoretischen) Vergleich – zum Beispiel abermals mit dem S4 mini – den Kürzeren zieht.
In puncto Software kommt auf dem Desire 500 die mit dem One eingeführte Kombination aus der UI Sense 5.0 und Android 4.1 (hier: 4.1.2) zum Einsatz. Dementsprechend kann man auch auf dem Testkandidaten über den „Blinkfeed“ genannten neuen Homescreen verfügen. Auf diesem werden neben Uhrzeit, Datum und Wetter aktuelle Meldungen aus verschiedenen Themenbereichen eingeblendet. Im Prinzip kann Blinkfeed als Feedreader bezeichnet werden – mit dem Unterschied, dass sich keine eigenen RSS-Feeds hinzufügen lassen. Auch die Kamera-Video-Funktion Zoe ist mit an Bord (siehe nächster Abschnitt); weitere Details zu Sense 5.0 finden sich in unserem Test zum HTC One.